Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 170
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0172
lieh badischen Hofgerichts des Oberrheins" 1833 geschieden.46 Der am 10. November
1816 geborene Albert lernte während seiner Tätigkeit als Redakteur des
„Schutterboten", einer in Lahr gedruckten und verlegten republikanischen Zeitschrift
, seine spätere Frau Louise Friederike Rauch kennen. Sie stammte aus einem
pietistisch-evangelischen Haus und war die Tochter des Lahrer Handelsmanns Karl
Friedrich Rauch. 1843 heiratete das Paar nach dem Ritus beider Kirchen (!). Albert
übernahm die väterliche Apotheke, sein Interesse galt aber weiterhin dem politischen
Geschehen. In der Apotheke sollen geheime Zusammenkünfte stattgefunden haben
und an Sonntagen wurden oft freiheitliche Reden zu den Fenstern hinaus gehalten.
Dung war weiterhin als Redakteur für den „Schutterboten46 tätig. Seine Artikel
brachten ihm eine Untersuchung wegen „versuchten Hochverrats durch die Presse"
ein. Als Volksredner war er ebenfalls bekannt. 1847 übernahm er das Amt des Bürgermeisters
von Kippenheim, das er im Januar 1849 an seinen Freund und Gesinnungsgenossen
Josef Kalt abgab. Im April 1848 beteiligte sich Dung mit einigen
Kippenheimern am Heckeraufstand. Im Mai wurde er vom demokratischen Verein
Karlsruhe zur Wahl ins deutsche Parlament vorgeschlagen. Ein Jahr später rückte er
zum Mitglied der Verfassunggebenden Versammlung auf, nachdem er am 3. Juni
1849 zum Abgeordneten des 9. Wahlbezirks gewählt worden war. Der 9. Wahlbezirk
umfaßte die Amtsbezirke Ettenheim, Lahr, Haslach und Wolfach.47 Am 10. Juni
nahm er an der feierlichen Eröffnung der Verfassunggebenden Versammlung in
Karlsruhe teil. Als drei Tage später die künftige Regierung gewählt wurde, war Dung
unter den anwesenden 57 Abgeordneten. Er stimmte für eine „provisorische Regierung
aus drei Männern mit dictatorischer Gewalt". Eine Alleitiregierung von Lorenz
Brentano behagte Dung offenbar nicht, weil ihm jener zu gemäßigt erschien: Brentano
habe sich nicht weit genug von der liberalen Kammer und dem Ministerium
Bekk entfernt.48 Andererseits war der Kippenheimer Apotheker keiner der Ultraradikalen
. Als es um die Frage ging, ob das Ziel der Verfassunggebenden Versammlung
die Durchführung der Reichsverfassung oder die Republik sei, stimmte Dung gegen
eine von Struve propagierte sozialdemokratische Republik und für eine konstitutionelle
Reichsverfassung.49 Er gehörte demnach wohl eher zur gemäßigten Mehrheit
der Versammlung, die auf parlamentarischem Weg Reformen erreichen wollte. Als
Fernziel schwebte aber auch ihm die Republik vor.

Am 25. Juni mußten die letzten Mitglieder der Verfassunggebenden Versammlung
wegen der anrückenden preußischen Truppen Karlsruhe verlassen und gingen nach
Freiburg, Dort fand am 30. Juni die letzte Sitzung statt. Ob Dung auch dabei war, läßt
sich nicht feststellen. Am 10. Juli 1849 läuft die Fahndung nach ihm bereits auf
Hochtouren, vier Tage später wurde sein Steckbrief - „33 Jahre alt, Brillenträger" -
in der Karlsruher Zeitung veröffentlicht.50 Aber Albert Dung konnte sich mit Hilfe
seiner Frau und von Gesinnungsgenossen - des Landgendarmen und des Rentiers
Metzger - der Verhaftung durch Flucht nach Rhinau im Elsaß entziehen. Sein Vermögen
wurde beschlagnahmt und größtenteils für die Ersatzforderungen des Staates
verwendet. Er wanderte nach Amerika aus, fing als Ladendiener ganz von unten an
und baute sich eine neue Karriere auf. 1858 besaß er in New York bereits drei „Deutsche
Apotheken". Nach seiner Amnestie kehrte er zurück und lebte in Baden-Baden,
wo er 1879 starb.

170


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0172