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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 171
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0173
Ein kluger und belesener Mann - Moritz Grumbacher

Moritz Grumbacher (Grombacher) war am 4. Juli 1819 in Schmieheim zur Welt
gekommen und hatte sich außergewöhnlich schnell etabliert, denn beim Ausbruch
der Revolution war er erst Ende 20 und versorgte bereits als praktischer Arzt, Wund-
und Hebarzt die Bevölkerung des gesamten Amtsbezirks. Seine jüdische Abstammung
scheint kein Hindernis gewesen zu sein. Er war bei der Bevölkerung beliebt.51
1846 heiratete er die aus einer wohlhabenden jüdischen Familie stammende Emma
Adler aus Pforzheim, die außer der Aussteuer 4.000 Gulden Heiratsgut einbrachte.
Er selbst besaß mit 27 Jahren bereits ein zweistöckiges Haus und insgesamt ein
Vermögen von 5,100 Gulden nach Abzug der Schulden. Das Ehepaar hatte vier Kinder
, drei Söhne und eine Tochter. Die beiden älteren Söhne, Emil, geboren 1847,
und der ein Jahr jüngere Otto, erhielten eine solide Ausbildung auf dem Lyzeum in
Karlsruhe.

Grumbacher muß ein gebildeter, belesener, geschäftstüchtiger und kluger Mann
gewesen sein, der es bis zu seinem frühen Tod mit 43 Jahren zu einem ansehnlichen
Vermögen brachte. Als zeitweiliger Vorstand des Volksvereins wurde er gerichtlich
belangt, ging aber straffrei aus. Er scheint auch keine größeren Einkommenseinbußen
erlitten zu haben, denn bei seinem Ableben am 13. März 1863 ließ er Liegenschaften
- dazu gehörten auch vier Synagogenplätze in Pforzheim - in Höhe von
14.475 Gulden zurück, 2.757 Gulden in barem Geld und 5.318 Gulden an Fahrnissen
. Außerordentlich hoch waren seine Forderungen: 23.161 Gulden, zum größten
Teil für ausgeliehenes Kapital, zum Teil für noch ausstehendes Arzthonorar. Grumbachers
schließlich flüssig gemachtes Vermögen betrug knapp 40.000 Gulden. „Die
Witwe preßierte außerordentlich mit der Aktivliquidation../', stellte ein Gemeindebeamter
fest - sie wollte zurück nach Pforzheim.

Aus der Bahn geworfen - Lambert Alexander Erdin

Der 1818 geborene Lambert Alexander Erdin war der Sohn eines armen Schullehrers
aus Neuershausen. Mit 22 Jahren heiratete er Luise Friederike Beck aus Kippenheim
und hatte mit ihr 15 Kinder, von denen acht bereits in den ersten Tagen und
Wochen verstarben.52 Er betätigte sich als Handelsmann, engagierte sich in politischen
Vereinen und setzte sich im Januar 1846 für die Einberufung einer deutschen
Nationalkammer ein. Als einer der wenigen Kippenheimer nahm er an den Aufständen
des Jahres 1848 teil. In den Revolutionswirren gehörte er mit Dung und Metzger
zu den führenden Köpfen und war immer dort anzutreffen, wo Politik gemacht
wurde. So reiste Erdin auch gleich nach Karlsruhe, als nach der Flucht des Großherzogs
Leopold der regierende Landesausschuß dort einzog.53 Mit Burger war er nach
Kippenheimweiler gegangen, um Wehrmänner für das Revolutionsheer zusammenzutrommeln
. Am 20, November 1849 wurde er zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt,
die er mit Burger zusammen in Freiburg verbüßte.54 Ehefrau, Vater und Erdin selbst
sandten zahlreiche Begnadigungsgesuche an den Großherzog, dennoch mußte er
länger in Haft bleiben als Burger aufgrund seiner Teilnahme am Heckeraufstand.
Das Justizministerium teilte ihm am 16. August 1850 mit, daß es sich nicht veranlaßt
sehe, sein Gnadengesuch mit empfehlendem Antrag höchsten Ortes vorzulegen.

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