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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 175
(PDF, 32 MB)
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damit, daß die Wiedereröffnung seiner Wirtschaft „gewißermaßen eine Lebensfrage"
für ihn geworden sei. Das Ministerium war fortschrittlicher eingestellt als die untergeordnete
Behörde und erteilte ihm am 19. Februar 1856 die Genehmigung. Noch
einen letzten Hieb leistete sich die Kreisregierung: Sie übermittelte ihm dieses
Schreiben erst am 4. März. Nur vier Jahre konnte Burger sich dieses Siegs erfreuen,
dann starb er im Alter von erst 49 Jahren, als die jüngste Tochter gerade neun Jahre
alt war. Seine Frau mußte zum zweiten Mal ihren Mann stehen, übernahm das Gasthaus
und führte die Landwirtschaft weiter bis 1873. Magdalena Keller hielt den Besitz
zusammen und übergab ihren Kindern ein schuldenfreies Vermögen in Höhe von
18.000 Gulden: ein Wohnhaus mit der Gastwirtschaft „Zur Krone", Schildgerechtigkeit
, zwei Scheuern und Stallungen unter einem Dach, eine Hofreite mit Brunnen,
Back-, Wasch- und Brennhaus, Schopf mit Fruchtspeicher, Schopf mit Tabakhänge,
Schweineställe, Bienenhäuschen, Garten, Hühnerstall, Weintrotte und eine gedeckte
Kegelbahn.

Undurchsichtig - Ratschreiber Friedrich Schäfer

Aus Rußheim stammte Jakob Friedrich Schäfer, der zunächst als Gendamerie-Brigadier
und Bürger in Hagsfeld bei Karlsruhe lebte.57 In erster Ehe war er mit der
Tochter des Gastwirts Reinhard aus Straßburg verheiratet. Nach deren Tod heiratete
er Anna Maria Klasterer aus Kippenheim und ließ sich als Ratschreiber und Akzisor
dort nieder. Als Steuereinnehmer spielte er eine höchst undurchsichtige Rolle. Der
„eifrige Anhänger und Beförderer der Revolution" mischte bei den Unruhen mit und
nahm auch an der Offenburger Versammlung teil. „Hat in öffentlichen Reden über
die Fürsten geschimpft und den meuternden Dragonern ein Vivat gebracht", heißt es
in der Anklageschrift. Er war Vorstandsmitglied des Volksvereins und engagierte
sich für die Mobilmachung und Bewaffnung der Kippenheimer Wehrmannschaft.
Rigoros ging er gegen den Wehrdienst verweigernde Bürger vor und holte eigenhändig
Waffen für die Bürgerwehr in Karlsruhe ab. Wegen all dieser 'hochverräterischen
Umtriebe' wurde er verhaftet und seines Amtes enthoben. Insoweit paßt er in das
Zeitbild, ungewöhnlich ist jedoch, daß ihn die Kippenheimer Bevölkerung mit Haß
verfolgte und ihn ebenfalls seines Amtes entheben wollte. Zu dem Akzisor Schäfer
hatte man kein Vertrauen mehr, man bezeichnete ihn als „Reaktionär" und wollte ihn
schlicht und einfach weg haben. Offenbar hatte er sich einige Unregelmäßigkeiten
zuschulden kommen lassen und war bereits einmal mit den Steuergeldern auf und
davon.58 Auf einer Sitzung des Volksvereins wurde daher gefordert - unter anderen
auch von Burger -, daß Schäfer eine höhere Kaution stellen solle, andernfalls würden
die Kippenheimer die Steuerzahlung verweigern. Man verfaßte ein Schreiben an
die Behörden und schilderte darin den Tatbestand. Friedrich Mezger und Georg
Friedrich Burkart unterschrieben den Antrag, während der Arzt Grumbacher und der
Apotheker Dung erklärten, „man soll die Sache gehen lassen, es kämen doch alle
alten Diener fort vom obersten bis zum untersten". Das war im August 1849. Schäfer
war in der Zwischenzeit auf Befehl des Revolutionsbürgermeisters Winkler aus
Grafenhausen verhaftet und nach Rastatt gebracht worden. Nachdem er dort gleich
wieder entlassen worden war, versteckte er sich in den Reben und flüchtete zunächst
nach Oberweier, um einer neuerlichen Verhaftung zu entgehen. Schließlich wurde

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