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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 176
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Schäfer vor Gericht gestellt und ins Bruchsal er Arbeitshaus gebracht. Wie Erdin ent-
ließ man auch ihn vorzeitig am 16. November 1850. Uber seinen späteren Lebensweg
ist nichts bekannt.

Ein einfacher Mann - Friedrich Mezger

Ein besonderer Fall war der 1805 geborene Landwirt und Taglöhner Friedrich Mezger
, lediger Sohn von Barbara Mezger.59 Er war ein einfacher Mann, der gerade seinen
Namen schreiben konnte. Sich ein Datum zu merken ging schon über seine Verständnisebene
- zumindest behauptete er das bei seiner Vernehmung. Und doch soll
er nach Aussage des Ratschreibers Schäfer ein Pamphlet in Umlauf gebracht haben,
„Ich bin ein Mann, der jeden Tag schaffen muß", gab er im Verhör an. Er hätte jedenfalls
keine Zeit für so etwas gehabt. In den Volksverein sei er nur aus „langer Weile44
gegangen. Mezger wurde eingesperrt, am 27. November 1849 aber wieder entlassen.
Man konnte ihm keine revolutionären Umtriebe nachweisen, da er sich nur gegen
Schäfer gewandt hatte. Wegen seiner zerrütteten Vermögensverhältnisse wurden ihm
die Untersuchungskosten erlassen.

Mezger war zweimal verheiratet, aber auch die zweite Frau Maria Magdalena
Gruber starb schon 1860, drei Jahre später ihr gemeinsamer Sohn Friedrich im Alter
von fünf Jahren. Diesen Schlag verwand er nicht. Sein Besitz bestand zu dieser Zeit
in ein paar Haufen Reben und einer anderthalbstöckigen Behausung mit Scheuer und
Stall sowie etwas Feld. Sehr dürftig war sein Hausrat, nur eine Kuh stand im Stall,
die er zudem mit Kredit von Samuel Weil gekauft hatte. Er besuchte nun häufig seine
Töchter, Anna Maria und die mit Geßler in Lahr verheiratete Magdalena. Nachdem
Magdalena 1867 verstorben war, heiratete Geßler deren Schwester Anna Maria. Bei
einem von seinen Besuchen in Lahr - er hatte außer einigen Kleidern noch sein
Deckbett und einen Pfulben mitgenommen - starb Mezger dort im Alter von 70 Jahren
.

Ein radikaler Demokrat - Johann Georg Metzger

Johann Georg Metzger hatte mit seinem Namensvetter wenig gemeinsam. Sein
Reichtum rührte vom Erbe eines verstorbenen Onkels her, des berühmten Johann
Georg Stulz aus Kippenheim, der sein Vermögen in England gemacht und in seiner
Heimatgemeinde als Wohltäter gewirkt hatte.60 Der Rentier und Partikulier Johann
Georg Metzger gehörte nicht zu den Armen und doch vertrat er durch Wort und Tat
lautstark eine radikaldemokratische Richtung. Wegen revolutionärer Auftritte im
Frühjahr 1848 machte er sich bei den Behörden unbeliebt und mußte beträchtliche
Geldstrafen hinnehmen. 1855 hatte er seine Schulden abbezahlt und kaufte erneut
Häuser und Güter. Er blieb weiterhin ein Quertreiber und provozierte, wo er nur
konnte. 1857 blieb er nicht nur dem Gottesdienst fern, sondern wagte es sogar, sich
in Arbeitskleidung unter die feiertäglich angezogenen Kippenheimer zu mischen.
Auch in den folgenden Jahren blieb er ein Störenfried, so daß der Bürgermeister
gegen ihn vorgehen mußte. In der Bevölkerung fand er nun jedoch keinen Rückhalt
mehr, sie ging mit der inzwischen liberaleren Regierung konform. Der ererbte
Reichtum schmolz dahin, so daß seine Tochter Helene in Armut starb.

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