Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 189
(PDF, 32 MB)
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seinen Tumkameraden ein silberbeschlagenes Trinkhorn und versprach in seiner Abschiedsrede
: „Und so wollen wir, wenn einmal die rechte Stunde der That schlägt,
zusammenhalten: Alle für Einen und Einer für Alle." Beide, Langsdorfs und Aschbach
, befanden sich im Jahr 1850 auf der Liste der 71 Hauptteilnehmer am Badischen
Aufstand, am Struv'schen Aufstand und an der letzten Revolution, die das
Freiburger Stadtamt seinem Bericht an das Innenministerium beilegte.7 Adolf Aschbach
agierte 1848 als „Mitanführer der Aufständischen gegen die Reichstruppen"
und beteiligte sich auch an der Mairevolution 1849.8 Georg von Langsdorfs befehligte
in den bewegten Ostertagen im April 1848 die Aufständischen in Freiburg im
Kampf gegen die Regierungstruppen - der Freiburger ,Münstergeneral", in den Regierungsakten
als „Generalissimus der Aufständischen gegen die Reichstruppen"
verspottet.9 Beiden gelang später die Flucht in die Schweiz und die Auswanderung
von Zürich über Le Havre nach Amerika.

In Freiburg hatte sich mittlerweile Roman Schweizer des organisierten Turnens
angenommen und die Gründung eines Vereins vorbereitet. Die Turnergruppe bestand
als solche, aber nicht als Verein, seit 1844, Das erste Kneiplokal war in der Brauerei
Raupp in der Weberstraße (später Brauerei Haßler), das erste Turnlokal im oberen
Stockwerk der damals neu erbauten Fabrik Heß und Schürmeyer jenseits der Schwabentorbrücke
(heute Schwarzwaldstraße 1-5).10

Nach Heidelberger Vorbild sollte nun hier eine „schlagkräftige" Turnertruppe zusammengestellt
werden. Dem politischen Geist der Turner entsprach auch die Zusammensetzung
der Vorstandschaft. Inzwischen waren die Träger des Turnvereins
nicht mehr nur Schüler und Studenten, wie in den beiden vorhergehenden Jahrzehnten
, sondern auch Handwerker und Gewerbetreibende, In den Führungsgruppen
saßen vielfach Advokaten, Lehrer, Journalisten und Arzte. Zum Vorsitzenden des
1846 gegründeten Freiburger Turnvereins wurde Karl Hecker, Bruder des Abgeordneten
Friedrich Hecker gewählt.11 Professor Dr. Karl Hecker arbeitete in der Chirurgie
der Universitätsklinik Freiburg und wurde im Herbst 1848 auch deren provisorischer
Leiter. Dieses Provisorium dauerte aus politischen Gründen bis 1855, erst dann
wurde er zum Leiter der Klinik ernannt.12 Georg von Langsdorf? wurde Turn wart des
Vereins, Roman Schweizer, später wegen „Teilnahme am Heckeraufstand" steckbrieflich
gesucht, Zeugwart.13 Karl von Rotteck junior wurde der Schriftführen Der
Sohn des gleichnamigen langjährigen oppositionellen Landtagsabgeordneten war an
der Gründung der demokratischen Volksvereine im Bezirk Freiburg beteiligt und
wurde in den kommenden Aufständen der politische Gegenspieler seines Cousins,
des Bürgermeisters Joseph von Rotteck.14 Auch der Unternehmer Carl Mez gehörte
als Beisitzer zum Verein.15

Die Turner waren freilich nicht die einzigen, die sich in Vereinen zusammenschlössen
. Es entstanden Gesangsvereine wie die „Liedertafel", Schützenvereine,
Akademikervereine und sogar ein Arbeiterverein. „Dieses Vereinsleben," so Langs-
dorff, „brachte in die damals politisch sehr aufgeregte Zeit viel Bewegung; denn es
wurde nicht nur geturnt und gesungen, sondern es war der Gedankenaustausch der
Zusammengehörigkeit, des Nationalgefühls und der Vaterlandsliebe, wozu man sich
als Angehörige eines fest zu einigenden Stammes gegenseitig begeisterte ... Es lag
überhaupt damals etwas politisch Ansteckendes in der Luft. Wir Jungen sahen uns

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