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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 190
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0192
als die Trägerin einer auftauchenden schönen Zukunft an und glaubten, die Pflicht zu
haben, in die Speichen des vorwärts rollenden Fortschrittsrades kräftig eingreifen zu
müssen, eingedenk des Anspruches Napoleon I., der von St Helena aus den Fürsten
Europas die Warnungsworte widmete; 'Der Fürst, der seinem Zeitgeist vorangeht,
wird von ihm getragen; wer mit dem Zeitgeist geht, wird von ihm ins Schlepptau genommen
; und wer sich dem Zeitgeist widersetzt, wird von ihm zermalmt.1 ... Und
wahrlich, die Turner Freiburgs haben damals wacker mit in die Speichen des Fortschrittsrades
eingegriffen und begeisterten sich am idealen Traum einer deutschen
Einheit und Größe."16

Tatsächlich waren die Freiburger Turner in den bewegten Tagen des März und
April 1848 die aktivsten und eifrigsten Vorkämpfer der Volksbewaffnung und des aktiven
Handelns. „Es haben die Turner Freiburgs ein bewaffnetes Corps gebildet und
sich der hiesigen Bürgerwehr angeschlossen. ... Jünglinge, wir fordern Euch auf, im
Interesse der guten Sache, schließt Euch uns an, tretet uns bei. Die Turner." So lautete
ein Inserat in der „Oberrheinischen Zeitung" vom 25. März 1848. Dem gemäßigten
Freiburger Bürgertum waren die Turner nicht geheuer. Zu offensiv, zu radikal,
zu frech. Ihnen wurden nächtliche Ruhestörungen und Belästigungen durch „Katzenmusiken
" vorgeworfen. Der Vorstand des Turnvereins und der Sensenmänner in
Freiburg, der 25jährige Hauslehrer Joseph Matthias Hägele17 verfaßte gegen diese
Vorwürfe am 30, März eine Flugschrift, um „gegen erbärmliche Gerüchte und elende
Verläumdungen" der „Freunde der Finsterniß" und der Freiburger „Klatschparthei"
einzuschreiten.18 Er verwehrte sich in der Schrift dagegen, daß die Turner für die
„Katzenmusiken" verantwortlich wären und bezeichnete das als Gerücht der
„Klatschparthei". Die Freiburger wären gerade dabei, „die unpolitische Schlafmütze
abzuziehen", schrieb Hägele und warnte die Gerüchteverbreiter: „Man reize uns
nicht zu lange; man glaube nicht, daß wir über die Klatschparthei zweifelhaft sind!
Mögen sie ans Licht treten und mit ehrlichen Waffen kämpfen, wie es Männern geziemt
!"19

Die Freiburger Turner führten ihre militärischen Übungen in aller Öffentlichkeit
auf dem Karlsplatz durch; auf den Völksversammlungen erschienen sie bewaffnet,
wie auch Heinrich Wehrle, Mitglied des Turnvereins, der im August hierfür zur Rechenschaft
gezogen wurde.20 Der Soldat des 2, Infanterieregiments und Mitglied der
Freiburger Turner Franz Joseph Bacheberle wurde des Hochverrats angeklagt, da er
am 19. April 1848 das Militär zum Treuebruch verleiten wollte, wie es in Regierungsakten
heißt.25 Die Turner bildeten den Kern der Freischärler, die Friedrich
Heckers Aufstandsbewegung im April unterstützten. Einige, wie eine Truppe um
Vital Schweizer, zogen Hecker entgegen, andere bereiteten sich auf Heckers Ankunft
in Freiburg vor.

In den Kämpfen in Freiburg an Ostersonntag und Ostermontag 1848 spielten die
Turner die tragende Rolle. Schon die Völksversammlung am Karsamstag auf dem
Karlsplatz verlief turbulent.22 In Kenntnis der Niederlage Heckers auf der Scheideck
versuchten führende Republikaner, insbesondere der Seidenfabrikant und Kammerabgeordnete
Carl Mez, die Freischärler zur Besonnenheit zu mahnen. Karl von
Rotteck, der Vorsitzende des Kreisausschusses der Vaterländischen Vereine, hielt die
Fortsetzung des Kampfes angesichts der um Freiburg aufmarschierenden regie-

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