Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 218
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0220
reiche Musikleben, das „Herzstück der Klosterkultur". Letzteres untersucht Erich Kaiser anhand
des Diariums von Abt Steyrer, der liturgische Handschriften sammelte, aber auch die
weltliche Musik förderte. Durch die Veranstaltung von Singspielen, Tafelmusik und Theateraufführungen
entstand in St. Peter ein künstlerisches Zentrum, neben dem sich auch ein Wissenschafts
- und Technologiezentrum entwickelte. Der fast 50 Jahre amtierende Abt Steyrer
war von dessen Nützlichkeit überzeugt, nicht zuletzt im Hinblick auf die wirtschaftliche
Selbstbehauptung des Klosters. Wilfried Krings, der in Bamberg Historische Geographie lehrt,
widmet sich in seinem umfangreichen Aufsatz den „Geographica in Sylva nigra*4 und befaßt
sich sowohl mit der Umsetzung der Welt-, Himmels- und Erdkunde im Erscheinungsbild der
Klöster wie auch mit dem geographischem Bücherbestand in St. Peter. Kartographischen Aufnahmen
des Klosterterritoriums widmet Krings den dritten Teil seiner Ausführungen und
kommt dabei zur Erkenntnis, daß das Interesse an Geographica zum einen mit der Besitzstandssicherung
, zum anderen mit der anwachsenden Konkurrenz weltlicher Institutionen zusammenhing
, Daher habe Abt Steyrer keine Kosten gescheut, um zwei Mönchen in Salzburg
eine gründliche Ausbildung zu ermöglichen, unter ihnen dem innovativen Thaddäus Rinderle.
Dieser - Benediktinermönch und Professor für Mathematik an der Universität Freiburg - perfektionierte
die Schwarzwälder Uhrmacherei durch die Verwendung des Spindelbohrers, wie
der an der Furtwanger Fachhochschule lehrende Richard Mühe feststellt. Aus Impulsen und
Anregungen, die von den Glashütten ausgingen, und unterstützt durch die Gewerbeförderung
Maria Theresias, entwickelten sich Uhrenherstellung und Uhrenhandel im Schwarzwald.
Hieran war Abt Steyrer ebenso maßgeblich beteiligt wie an der Vollendung der sanpetrinischen
Bibliothek. Sie ist nicht nur wegen ihres Bücherbestandes berühmt, sondern auch wegen ihrer
Gemälde und allegorischen Figuren, die bereits gut erforscht sind. Weniger bekannt sind die
Gemälde des Kapitelsaals und des Festsaals, deren Deutung sich der Kunsthistoriker und
Volkskundler Peter Kalchthaler widmet. Kein Bild ist zufällig entstanden, jedes enthält eine
Botschaft, hinter der „die Planung eines gleicherweise politisch wie theologisch eminenten
Kopfes" steht. Meisterhaft verstand es Abt Steyrer, konservativen Bildmustem versteckt und
hintergründig seine fortschrittlichen Ideen beizugeben. Er benutzte die Ikonographie dazu, die
kulturelle und politische Bedeutung St« Peters in einer Zeit hervorzuheben, in der die Klöster
bereits dem Untergang geweiht waren. Die dafür maßgeblichen Macht- und Einflußstrukturen
zeigten sich schon bei der Wahl von Steyrers Vorvorgänger Ulrich Bürgi. Der Ordinarius für
Politikwissenschaft und Kenner dieses Schwarzwaldklosters, Hans-Otto Mühleisen, nimmt
diese Abtswahl zum Anlaß, die sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts herausbildenden Macht«
strukturen zu untersuchen. Als besonders gefährlich erwies sich die Zeit des Interregnums, in
der sich die rivalisierenden Parteien - die Regierung in Wien, der Bischof von Konstanz und
der Konvent - durch politische Schachzüge immer mehr Macht aneignen wollten. Was zu Beginn
des 18. Jahrhunderts erst im Ansatz spürbar war, trug im Zuge der Aufklärung schließlich
zum Untergang sowohl kaiserlicher als auch bischöflicher Herrschaft bei. Die Klöster wurden
aufgelöst^ ihre Bestände in alle Welt zerstreut. Ursula Huggle

Immo Beyer: Haupthaus des Grafenhofs um 1000, Oberlinden 10-14. Dokumentationsmappe,
Resümee der Bauanalyse. Hg. von der Stadt Freiburg, Hochbauamt, Stadtkernforschung und
Monumentenarchäologie, Selbstverlag, Freiburg 1997.

Die im ungewöhnlichen Format von DIN A 3 quer gehaltene Publikation stellt Bau- und Ausgrabungsbefunde
vor, die während der Sanierung der Gebäude Oberlinden 10-14 in Freiburg
seit 1985 zutage getreten sind. Einem für die Dokumentation von immerhin drei Häusern mit
23 Seiten sehr knappen beschreibenden Textteil folgt ein umfangreicher Abbildungsteil mit
historischen Darstellungen, älteren Bestandsplänen und qualitativ hervorstechenden jüngeren

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