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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 227
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Buchbesprechungen

Landes geschickte

Dieter Geuenich: Geschichte der Alemannen (Urban-Taschenbuch 575). Urban Verlag, Stuttgart
1997. 168 S.

Es ist eine kurz und prägnant gehaltene Geschichte der Alemannen, die der Historiker Dieter
Geuenich nach langer Ankündigung im Frühjahr 1997 vorlegte. Erfreulicherweise werden
Aspekte der Archäologie integriert, auch wenn im Vorwort - mit Hinblick auf die große Landesausstellung
„Die Alamannen" im Sommer 1997 - etwas anderes steht. Professor Geuenich
beschränkt sich auf die Jahre von der Ersterwähnung im 3. Jahrhundert bis zum sog. „Blutgericht
zu Cannstatt" im Jahre 746.

Eine Geschichte über die Alemannen zu schreiben ist ein schwieriges Unterfangen, denn
Anfang und Ende sind unsicher. Wir wissen nicht einmal, wie sich die Alemannen selbst nannten
. Volksnamen wie „Bnsigavi", „Bucinobantes" oder „Lentiensis" beziehen sich auf ältere
Landschaftsbezeichnungen (S. 29). Vielleicht hätte man hier die Herkunft dieser Namen noch
erläutern können, z. B» die keltische Wurzel von „Brisigavi". Die Ethnogenese der Alemannen
ist unsicher, die „Volkswerdung" ist wohl erst im neuen Siedlungsgebiet entstanden. Damit
verbunden ist die Landnahme, deren Dynamik sich nicht mehr rekonstruieren läßt. Die archäologische
Fundarmut in der Frühzeit läßt sich am ehesten noch mit dem Zustand des semipermanenten
Wohnens, also des häufigen Wechsels des Siedlungsplatzes, erklären. Im Nebeneinander
der Alemannen und Römer sind intensive Kontakte erkennbar, die nicht nur kriegerischer
Natur waren. Mehrere namentlich bekannte Alemannen standen im 4. Jahrhundert in
römischen Diensten. Erst nach 364 unter Kaiser Valentinian I. tritt eine Wende ein. Denn nun
werden die Alemannen von Ammianus Marcellinus als „Feinde des ganzen römischen Erdkreises
" (S.56) bezeichnet. Nach 378, soweit reichen die Aufzeichnungen von Ammianus
Marcellinus, fehlen schriftliche Erwähnungen. Dies könnte zum einen damit zusammenhängen
, daß die Alemannen in Ungnade gefallen waren, zum anderen aber sind keine entsprechenden
Schriftzeugnisse überliefert.

Die Frage, ob die Alemannen unter einem „Großkönig" geeint waren, darf wohl verneint
werden. Dieter Geuenich sieht auch keinen „Trend" in diese Richtung (S. 72). Mit dieser Frage
verbunden ist die Schlacht mit den Franken, angeblich 496, die aber nach Geuenich gegen
mehrere „Kleinkönige" (Reguli) geführt worden sein muß.

Es sind zwei Namen von Alemannenkönigen überliefert: In der Vita des heiligen Abtes
Severin (f 482) wird von König Gibuldus berichtet, der auf Betreiben von Severin Gefangene
freiließ. In der Vita des Bischofs Lupus von Troyes (ca. 426^78) wird zur gleichen Zeit ähnliches
von einem König Gebavultus berichtet. Eine Identität beider ist trotz Ähnlichkeiten
nicht anzunehmen (S. 74). Ein alemannisches Reich läßt sich somit nicht nachweisen. Über
die Westexpansion im 5. Jahrhundert sind wir nur schlecht unterrichtet. Im folgenden wird die
Unterwerfung durch die Franken (496-537) entscheidend für das weitere Schicksal. Mehrere
militärische Konfrontationen wurden gegen verschiedene „Reguli" geführt. Im Ergebnis stand
die Unterwerfung der Alemannen 537 und die Einrichtung der fränkischen Provinz. Professor
Geuenich läßt die Geschichte der Alemannen nicht hier enden. Man muß „mit Blick auf das
in diesem Buch bereits öfter angesprochene Problem der Ethnogenese, der ,Volkswerdungi

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