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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 19
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Möglicherweise stellt die soeben vorgestellte Sammelhandschrift nicht das einzige
Zeugnis für Dorotheas Übersetzungstätigkeit dar: Über die der Dominikanerin
aufgrund des zitierten Kolophons zuweisbaren religiösen Texte hinaus hat die Forschung
auch eine ganze Reihe von Legenden, die in der Handschrift 717 I der Colmarer
Stadtbibliothek überliefert sind, Dorothea zugewiesen.51

Wie bereits bemerkt wurde, konfrontiert uns der für das Jahr 1425 nachweisbare
Klostereintritt Dorotheas von Kippenheim und der wohl schwerlich vor 1470 zu
datierende Brief Susannas von Falkenstein mit einer etwa vier bis fünf Jahrzehnte
umfassenden Zeitspanne, aus der zum Leben und Werk der Colmarer Dominikanerin
keinerlei weitere Nachrichten vorzuliegen scheinen. Mehr noch: dieser für
mittelalterliche Verhältnisse insgesamt gesehen doch eher ungewöhnlich lange
Zeitraum wird durch einen kürzlich erschienenen Beitrag von Karl-Ernst Geith,
der als terminus post quem für die Entstehung der Handschrift 717 II mit überzeugenden
Argumenten das Jahr 1516 forderte,52 über Gebühr ausgedehnt, so dass,
nicht zuletzt auch aufgrund entsprechender Einträge in der Schwesternliste von
Unterlinden,53 von der Existenz zweier Trägerinnen des Namens Dorothea von
Kippenheim auszugehen ist, von denen lediglich die jüngere, nämlich die vermutlich
erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ins Kloster eingetretene Kandidatin
,54 als Übersetzerin der religiösen Texte in Frage kommt.55 Fassen wir in dieser
jüngeren Dominikanerin nun aber auch die Empfängerin des Colmarer Briefes?
In diesem Sinne ließe sich zumindest das für die im Text des Schreibens erwähnten
Nichten Dorotheas zu vermutende jugendliche Alter interpretieren, so dass man
mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen darf, dass die im Jahr 1425
urkundlich bezeugte Dorothea von Kippenheim wohl zu Unrecht einen Platz im
'Verfasserlexikon' einnimmt und durch ihre gleichnamige jüngere Verwandte zu ersetzen
ist.

Die bisher ins Feld geführten Daten und Fakten zeigen, dass uns in der Person
Dorotheas von Kippenheim eine Angehörige einer geistlichen Gemeinschaft begegnet
, die über ihre Privatkorrespondenz hinaus an der Entstehung, möglicherweise sogar
auch an der Verbreitung deutschsprachiger religiöser Texte aktiv beteiligt war.
Dabei mögen die Beweggründe für das literarische Wirken der Dominikanerin
primär in ihrer Zugehörigkeit zum Kloster Unterlinden zu suchen sein, wobei die aller
Wahrscheinlichkeit nach umfangreiche und reichhaltige Bibliothek des Colmarer
Konvents, die zweifellos weit reichenden räumlichen und institutionellen Beziehungen
der Dominikanerinnengemeinschaft mit den verschiedensten und vielfältigsten
Möglichkeiten der Bücherbeschaffung, die prinzipiell vorauszusetzenden materiellen
Grundlagen für die entsprechende Buchproduktion und das vermutlich grundsätzlich
vorhandene Interesse des unmittelbaren Umfelds an religiösen Themen eine
nicht unerhebliche Rolle gespielt haben dürften.56 Dennoch wäre es gewiss verfehlt,
Dorotheas literarisches Wirken ausschließlich im Rahmen der sie umgebenden klösterlichen
Sphäre anzusiedeln und zu bewerten,57 lässt doch bei näherem Hinsehen
bereits der Brief ihrer Verwandten Zusammenhänge erahnen, die über das uns bisher
greifbare Betätigungsfeld hinausführen.

Zur Verdeutlichung dieses Sachverhalts möchte ich den Bereich der religiösen Literaturproduktion
vorübergehend ausblenden und den Blick auf eine vor allem seit

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