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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 100
(PDF, 59 MB)
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jedoch die auf der Herrschaft lastenden Schulden von 65.000 fl. abgezogen wurden.
Am Ende der Transaktion vermerkt der vorderösterreichische Schreiber befriedigt:
„Und scheint also, daß man ainen gueten und wol annemblichen khauff gepflogen."6
Tatsächlich fügte sich die ansehnliche Herrschaft Staufen mit der Stadt und den
zugehörigen Dörfern sehr gut in den vorderösterreichischen Besitz zwischen Freiburg
und Ensisheim ein. Aber lange konnte sich Österreich seiner Erwerbung nicht
freuen. Der 1618 beginnende Dreißigjährige Krieg veränderte die politischen Konstellationen
in einschneidender Weise, verhalf manchen sozialen Gruppen zu unge-
kanntem Aufstieg und machte andere zu Verlierern; er brachte der Bevölkerung ungeheures
Leid und Elend - und er kostete den Kaiser Unsummen von Geld.

Die Familie von Schauenburg und der Erwerb der Herrschaft Staufen

Zu den Gewinnern des Krieges zählten auch die Herren von Schauenburg. Sie hatten
ursprünglich ihren Stammsitz auf der Schauenburg, einer Burg am Eingang des
Renchtals, die einen wichtigen Schwarzwaldübergang sicherte. Im 15. Jahrhundert
war es den Schauenburgern gelungen, sowohl durch günstige Heiratsverbindungen
als auch durch vielfältige Lehens- und Dienstbeziehungen zu den rivalisierenden
Territorialherren in der Ortenau sich politischen Spielraum zu verschaffen und über
die Ortenau hinauszugreifen. Am Ende des 15. Jahrhunderts konnten sie in der Gegend
um Luxemburg und im Elsass, südlich von Colmar, Fuß fassen und neue Herrschaftszentren
aufbauen.

Wichtig für die Geschichte von Staufen wurde die elsässische, sog. Herrlisheimer
Linie. Einer ihrer bedeutendsten Vertreter, Ulrich Diebold (1532-1603), der zunehmend
in die vorderösterreichische Klientel und die habsburgische Politik eingebunden
war, konnte aufgrund seines Einflusses und mit enormen finanziellen Aufwendungen
bedeutenden Besitz im Elsass hinzuerwerben, der umfangreicher war als
seine ererbten Güter in der Ortenau.

Einer seiner Söhne mit dem zeittypischen Namen Hannibal (1582-1634), der Ritter
des Johanniterordens war und durch seine militärischen Leistungen weit über
seine Familie hinaus bekannt und berühmt wurde, hat nun auch für die Geschichte
von Staufen einige Bedeutung erlangt.7

Der Anfang von Hannibals Karriere war mühsam und kostspielig. Zwar hatte er
ebenso wie einer seiner Brüder nach dem Eintritt in den Orden auf sein Erbe verzichtet
(was zur Erhaltung des Stammguts bei zwölf Kindern notwendig erschien)
und war mit 6.000 fl. bzw. einem jährlichen Zins von 300 fl. abgefunden worden; zu
standesgemäßer Lebenshaltung erwies sich diese Summe jedoch bald nicht mehr als
ausreichend. Er erhielt Unterstützung von seinen Brüdern, was er später mit einem
Testament zugunsten seiner Familie (und nicht des Ordens) honorierte.8 Bald jedoch
dürften die Einkünfte aus seinen Kriegszügen auf Seiten des Kaisers bei weitem den
Ertrag aus dem Besitz seiner Kommende (Tobel, Kt. Thurgau) übertroffen haben.
Um nur ein paar Schlaglichter aus seinem bewegten Leben zu nennen: 1622 kommandierte
er Truppen am Rhein, war beteiligt an Kriegszügen Tillys und Aldringers,
kämpfte mit seinen Truppen in Böhmen und Mähren und in Mailand, dann durch
Vermittlung Wallensteins auch wieder auf deutschem Boden, warb neue Truppen,

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