Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 135
(PDF, 59 MB)
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meter lang. Das Geld dafür nimmt doch
bitte aus unserer Sparkasse von (de) unserem
lieben unvergeslichen Großvater
und werden Euch dafür herzlich Dankbar
sein. Das Paket müßt ihr dort fertig bezahlen
und es genau auf unsere Adresse
auf den Namen unseren Vaters Michail
Simionowitsch Dmitrewsky schicken.
Natürlich nur dann wenn es Euch nicht
zu viel Schwierigkeiten macht. / Noch zu
lezt wünschen wir Euch allen ein glückliches
neues Jahr und Mama und Papa
wünschen Euch auch das aller besten. /
Eure euch liebende Sascha."

Simeon schließt sich an: „Lieber Onkel
Albert. / Nun möchte auch ich euch
etwas von mir schreiben. Die Neujahrsferien
haben wir gut verbracht. Sogar einen
Tannenbaum hatten wir zu Hause. Es gab
auch viel Süssigkeiten. Nur fehlten uns
die Springerle, die unsere gute Großmutter
in Schwarzach so gut zu backen verstand
. Nach Neujahr bekamen wir starken
Frost, der immer noch anhält, denn
gestern war es 20° Celsius unter Null.
Die grimmige Kälte hält mich aber nicht
davon ab, ausser der Schüle auch besonderen
englischen Unterricht zu haben. Ich bin nämlich Hörer der Kurse für Fremdsprachen
, die ich das zweite Jahr besuche. Fast Student! Auch im Wüchse entwickle
ich mich in der letzten Zeit und bin bereits 1,7 m hoch. Zum besseren Wachsen hat
mir unsere letzte Sommerfrische verholfen. Im Sommer lebten wir nämlich in einem
Dorfe 200 km von Leningrad entfernt, wo ich viel Kameraden hatte. Auch in der
Schule habe ich viele Freunde und das Lernen geht glatt. Wenn ich fortfahre gut zu
lernen, möchte ich bei meinem Vater darauf verharren, mir eine Flinte zu kaufen, damit
ich im Dorfe während der Sommerferien auf die Jagd gehen könnte. Ich weiss
aber nicht ob mein lieber Vater übrig Geld dazu haben wird. Meine nächsten Zukunftspläne
beschränken sich aber nicht nur auf die Anschaffung der Flinte, sondern
gehen viel weiter. Ich möchte nämlich in die Handelsmarine gehen. Hoffentlich
werde ich dann ferne Lander besuchen und auf meinen Reisen auch euch alle sehen.
Ich bin sehr gespannt zu wissen, wie es meinen lieben Basen und Vettern geht. Das
Grab unserer lieben Mama besuchen und pflegen wir wie früher. / Es grüsst und
küsst euch alle auch im Auftrage meiner Eltern euch liebender Senja."42

Simeon Dmitrewski bekam diesen Brief bei seinem Deutschland-Besuch zu lesen.
Er hält ihn für gefälscht. Dass seine Schwester um drei Unterhosen für ihn gebeten
habe, findet er unglaubwürdig. Auffallend sei die falsche Schreibweise des Vaters-

Abb. 4 Onkel Albert Graf in Schwarzach, den
1937 ein Brief von Sascha (Alexandra) und
Senja (Simeon) Dmitrewski erreichte, der möglicherweise
eine Fälschung des sowjetischen Ge-
heimdiensts ist. (Photo aus Familienbesitz)

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