Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 157
(PDF, 59 MB)
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Zehntel des Betrags für Reiche: statt 11 Schillinge 13 Pfennige nur 1 Schilling
3 Pfennige im Vierteljahr; doch am Ende des Jahrhunderts war die Differenz minimal
: 2 Schillinge 8 Pfennige gegen 2 Schillinge. Hinzu kamen jährlich 6 Pfennige
für die Beheizung der Schule, die jeder Schüler zu zahlen hatte, eine Neujahrsgabe,
Fastnachtsküchlein und Ostereier.16 Die Schüler verdienten sich ihren Lebensunterhalt
durch Singen im Chordienst in Stadt und Umland oder von Haus zu Haus laufend
und partem panis, „ein Stück Brot" heischend als sog. Kurrende-Schüler. Nur
lateinische, der liturgischen Jahreszeit entsprechende geistliche Gesänge waren ihnen
nach den Schulordnungen von 1518 und 1558 erlaubt.17 Doch immer mehr Bürger
kauften sich von dem Kurrende-Singen los und zahlten in einen Almosenfonds,
Partem genannt. Aus diesem Fonds wurde Schülern 14-täglich ein Almosen gereicht,
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 100 Schülern, 60 auswärtigen und 40 einheimischen
. Damit sollte gleichzeitig der Zustrom bettelnder Jugendlicher eingedämmt
werden. Der 1558 um eine Stellungnahme gebetene Poetik-Professor Heinrich
Glarean kritisierte jedoch diesen Loskauf, der den sinnstiftenden Zusammenhang
von Leistung und Gegenleistung, von Gebet und Almosen, aufhebe.18

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Die Schulleiter von Johannes Kerer bis Gervasius Sopher, die zur Universität hinstrebten
, haben zwar im Schnitt nur vier Jahre als Schulleiter amtiert, doch sie waren
es, die die Schule auf die modernen pädagogischen Konzeptionen des Humanismus
ausgerichtet haben. Von Zasius' Wirken als Schulmeister 1496 bis 1499 ist nur
sehr wenig bekannt.19 Zasius hatte zuvor den Posten eines Stadtschreibers bekleidet,
der ihn zu häufigen Abwesenheiten zwang und Kontakte zur Universität schwer
machte. Vom Posten des Schulmeisters aus war das leichter zu bewerkstelligen.
Zasius erwarb von Kerer das der Schule in der Vorderen Wolfshöhle schräg gegenüber
liegende geräumige Haus zum Wolfseck, in dem er etliche Schüler als Kostgänger
unterbrachte. Zasius pflegte damals engen Kontakt zum Inhaber der Poeta-
Stelle an der Universität, dem jungen Poeten Jakob Locher Philomusus. Dass er nach
dem Übertritt in die Universität selber sogleich die Poeta-Stelle übernahm und über
antike Dichter las, zeigt eine Kontinuität der Beschäftigung.

Die humanistische Ausrichtung der Schule wurde gefestigt und ausgeformt von
Georg Pictorius (1529-1535), Johann Pedius Thetinger (1535-1553), Caspar Stüb-
lin (1559-1561), Christoph Lorentzen (1563-1596) und Georg Nicolasius (1596-
1612). Wie ihre Vorgänger seit Kerer sind sie Autoren gelehrter und poetischer
Schriften und sind den Artisten und Humanisten von der Universität eng verbunden,
sie sind integraler Teil des geistigen Lebens in Freiburg.

Die älteste Ordnung der Lateinschule hat Gervasius Sopher 1518 verfasst. Sopher
bezeichnete sich als Schüler des Zasius.20 Seine Ordnung umfasst hauptsächlich
moralische Vorschriften und Regeln des guten Verhaltens für junge Leute innerhalb
und außerhalb der Schule. Klasseneinteilung, Lehrplan und Lektüreempfehlung
sucht man in dieser Ordnung vergebens. Der Zusammenhang moralischer, religiöser
und literarischer Bildung ist das einleitend hervorgehobene Ziel der Erziehung, wobei
der der Kinderpädagogik angemessene Weg zu diesem Ziel über die religiös-

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