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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 176
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während einer Versammlung der Corps und Bürgerwehren auf dem Münsterplatz gewarnt
.58

Nach Lage der Dinge konnte deshalb zumindest im Frühjahr 1848 von regulärem
Unterricht keine Rede sein. Im Programmheft des Jahres 1848 räumte Direktor
Schmeisser denn auch ein, dass „die durch die Zeitereignisse herbeigeführten
Störungen von außen auf den Gang des Unterrichtes und die sonst geregelte Thätig-
keit des Ganzen wenigstens einigermaßen ungünstig einwirkten ... Doch muß den
Lehrern des Lyceums das Zeugnis ertheilt werden, daß sie Alles aufgeboten haben,
die Folgen dieser Ereignisse nach Kräften zu heben oder deren nachtheiligen Einfluß
auf die Lehranstalt, so viel geschehen konnte, zu vermindern."59
Der Ephorus des Lyzeums, Professor von Hirscher, der die Schule noch im Sommer
visitierte, war da anderer Meinung: „Bei solchen verderblichen Einflüssen ist dringend
nötig, daß das gesamte Lehrpersonal geeignet sey, ein hinlängliches Gegengewicht
zu bilden und die Zöglinge durch alle sie andringenden Gefahren glücklich
hindurchzuführen. Leider kann ich nicht glauben, daß dieses dahier der Fall sey. ...
Hinzu kommt, daß der Direktor der Anstalt etwas zu wenig Energie zu haben scheint,
besonders aber die Lehrer nicht genug zu gemeinsamem pädagogischen Wirken zusammenhält
."60 Die Reaktion des Oberstudienrates ließ nicht lange auf sich warten:
Bereits am 26. September 1848 versetzte er den Direktor Schmeisser in gleicher
Eigenschaft an das Konstanzer Lyzeum. Und mit ihm versetzte er Dr. Eisengrein61
in den Ruhestand und Dr. Baumstark an die Universität.62 Zwei weitere Lehrer wurden
nach Heidelberg bzw nach Rastatt versetzt.63 Da sie aber in der Folge in den dortigen
Lehrerverzeichnissen nicht auftauchten, liegt der Verdacht nahe, dass sie entlassen
worden sind.

Nachfolger Schmeissers wurde der Bruchsaler Lyzeumsdirektor Dr. Anton Nokk
(1848-1863),64 ein Freund und Protege des damaligen rechtsliberalen Staatsministers
Bekk. Offenbar schätzte der Oberstudienrat die Lage am Freiburger Lyzeum so
ernst ein, dass er gleichzeitig den als Schülerschreck bekannten Professor Scherm65
aus Konstanz nach Freiburg versetzte mit der Maßgabe, die „Direction in Handhabung
der Disziplin zu unterstützen."66

Aber mit dem Direktorenwechsel waren die Unruhen am Freiburger Lyzeum noch
nicht gebannt. Aller Voraussicht nach waren auch Freiburger Lyzeumsschüler am
badischen Volksaufstand im Frühsommer des nächsten Jahres beteiligt. Denn das
Aufgebot der Freiburger Volks- und Bürgerwehren, das am 6. Juni 1849 ausrückte,
um die Murg-Linie, die „Barrikade der Freiheit", gegen die preußischen Truppen zu
verteidigen und von denen die meisten mit der Kapitulation der Festung Rastatt in
preußische Gefangenschaft gerieten, umfasste die unverheirateten Freiburger Jungmänner
bis 30 Jahre. Wahrscheinlich gehörte deshalb der neue Lyzeumsdirektor Dr.
Nokk jener Freiburger Notablendelegation an, die Ende Juli beim preußischen Kronprinzen
Wilhelm, dem späteren Kaiser, in Rastatt vorsprach und dabei die Freilassung
der meisten Freiburger erreichte.67 Das außergewöhnliche Schuljahr fand einen
ungewöhnlichen Abschluss. Lapidar teilte Dr. Nokk im Jahresprogramm mit: „In
Folge einer allgemeinen Verfügung des Innenministeriums findet am Schlüsse des
Schuljahres weder eine öffentliche Prüfung noch eine Austheilung von Prämien
statt."68 Vermutlich hätte das Freiburger Lyzeum aus Karlsruher Perspektive schon

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