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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 178
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Stadttheaters weichen musste (was dann wiederum zahlreichen Schülergenerationen
den morgendlichen Genuss von Opern- und Konzertproben bescherte). Die Lage an
der heutigen Bertholdstraße gewann im Verlauf der nachfolgenden stürmischen
Stadtentwicklung eine immer größere Zentralität und erwies sich damit langfristig
als Segen für die Schule.

Der schlichte Neubau mit klassizistischen Formanklängen, den der Karlsruher
Landesbaudirektor Fischer entworfen hatte, enthielt 14 Klassenzimmer, einen Festsaal
sowie je einen Zeichen-, Physik- und Chemieraum. Hinzu kamen Dienstwohnungen
für den Schuldiener und den Direktor. Das ikonographische Programm des
Fassadenschmucks - vom damaligen Direktor Dr. Furtwängler entworfen - bot über
dem Haupteingang Büsten von Homer und Cicero und über der Attika des Mittelbaus
die Inschrift „Iuventuti ad humanitatem publice informandae Friderici
M<agni>.B<adeniae>.D<ucis>. auspiciis extructum MDCCCLXV". Die Symbolsprache
war zwar nicht gerade anspruchsvoll, fand aber dafür in der Festansprache
des Direktors bei der Einweihungsfeier am 4. Januar 1866 eine umso filigranere
Rhetorik.71 Auch das Innere der Schule war schlicht: „Die Schulzimmer waren alles
andere als großherzoglich, die Fensterscheiben trübe, die Wände schmucklos. Über
dem Katheder ein Kruzifix... . Geheizt wurden die Zimmer mit großen eisernen
Öfen. Den vorne sitzenden Schülern trieb die Hitze ... den Schweiß auf die Stirne,
die hinten Sitzenden froren nicht selten."72 Bald war das Gebäude an die öffentliche
Gas- und Wasserleitung angeschlossen. Aber es sollte noch bis zum Schuljahr
1925/26 dauern, bis es eine Zentralheizung erhielt und mit elektrischem Strom versorgt
wurde.73 1875 kam dann im Hof eine Turnhalle hinzu. Und 1887 wurde unter
dem Druck der wieder gewachsenen Raumnot im Schulhof ein weiteres Schulgebäude
mit vier Klassenzimmern errichtet.

1872 ordnete das badische Innenministerium an, dass die bisherigen Lyzeen in
Gymnasien und die bisherigen Gymnasien in Progymnasien umzubenennen seien.
Gleichzeitig änderte es - nach preußischem Vorbild - die Klassenbezeichnung, indem
es die Sexta zur Eingangs- und die Oberprima zur Abschlussklasse machte.
Diese Neuerungen waren Teil eines Anpassungsprozesses an die gerade gewonnene
Einheit des Reiches. Gleichzeitig bildeten sie den Abschluss eines intensiven Reformprozesses
, dessen Ziel der scharfsinnige Dr. Baumstark bereits 1862 erahnte:
„Wir müssen unsere Gymnasien preußisch machen!"74 Der Karlsruher Direktor Dr.
Wendt fasste in einem Rückblick die seinerzeit verfolgten Ziele wie folgt zusammen:
„Es galt, die badische Gelehrtenschule auf die Höhe der besten deutschen Gymnasien
zu erheben und zugleich auch auf dem Gebiete des Unterrichts diejenigen
Annäherungen an das übrige Deutschland herbeizuführen, welche der immer energischer
sich vollziehenden nationalen Einigung entsprachen."75 Beides, die intendierte
Leistungsverbesserung sowie die Vorbereitung auf die erwünschte (kleindeutsche
) Reichseinigung, verwies wiederum auf das Vorbild Preußens.

Begonnen hatte alles im Jahre 1860, als die damalige liberale Landtagsmehrheit
per Gesetz das Unterrichtswesen der ausschließlichen Leitung des Staates unterstellte
.76 Damit gab sie das Startsignal für den mit großer Erbitterung geführten badischen
Kirchenkampf mit dem Freiburger Erzbischof und in der Folge auch mit der
römischen Kurie,77 der dann erst 1932 mit den Kompromissformeln des Badischen

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