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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 194
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die vorhandenen Kapazitäten und man diesen während eines Krieges ohnehin
schlecht abschätzen könne.196 Daraufhin entschied das Ministerium am 2. März
1940, dass das Berthold-Gymnasium für die Dauer des Krieges fortbestehen solle,
aber klassenweise abzubauen sei und zwar so, dass Ostern 1940 die erste Klasse,
Ostern 1941 die zweite Klasse usw. wegfalle. Nach seiner Auflösung sei dann der
Name „Berthold-Gymnasium" auf das verbleibende Friedrich-Gymnasium zu übertragen
.197

Diese Entscheidungen liefen über den Kopf des Schulleiters König hinweg. In der
Folge unternahm dieser offensichtlich keine nennenswerten Versuche, das Gesetz
des Handelns im Interesse seiner Schule zurückzugewinnen. Dafür begann er -
Folge einer Kriegsverletzung - zu kränkeln und sich immer öfters zur Erholung nach
Hofsgrund zurückzuziehen.198 Mit dem Beginn des Schuljahres 1940 nahm das
Berthold-Gymnasium weisungsgemäß keine Eingangsklassen mehr auf. Inzwischen
erreichten aber die Kinder der starken Vorkriegsjahrgänge die höheren Schulen - ein
Umstand, der dem NS-"Bildungsexperten" Dr. Ganter bei seinen Berechnungen
offensichtlich entgangen war. Deshalb begannen in der Folge immer mehr Schüler
das Friedrich-Gymnasium zu überschwemmen. Die Stadt sah sich im Juli 1942 gezwungen
, das Ministerium um eine Neubelegung des Berthold-Gymnasiums zu bitten
. Dieses stimmte im August 1942 zu und ordnete gleichzeitig die Rückführung
von drei unteren Klassen des Friedrich-Gymnasiums an.199 Auf verschlungenen Wegen
war damit letztlich alles beim alten geblieben.

Im Sommer 1933 setzte die Flut jener Erlasse ein, die den Schulen das Selbstverständnis
des Regimes aufzwangen: Einführung des Hitler-Grußes, Wiedereinführung
der deutschen Schreibschrift, Einführung von „Heimatkunde" als fächerübergreifendes
Bildungsziel. Die Umformung relevanter Fächer folgte: Kern des
Biologie-Unterrichts wurde nunmehr die Rassenlehre, zum Höhepunkt des Erdkunde
-Unterrichts die „Geopolitik". Geschichte geriet zur Explikation von Rasse,
Führer und Lebensraum, Literatur zur Feier des germanisch-deutschen Genius. Auch
die anderen Fächer wurden unter Leitung des NS-"Zentralinstituts für Erziehung und
Unterricht" in den Dunstkreis der NS-Ideologie gezogen. Eine besondere Bedeutung
gewann das Fach Sport: Es wurde auf fünf Wochenstunden erhöht, versetzungsrelevant
und gewichtiger Teil der Abiturprüfung.200 Der Kriegsbeginn bot den Vorwand,
den Religionsunterricht auszusetzen.

Der Schulbetrieb erfuhr bereits zu Friedenszeiten erhebliche Störungen: „Einberufungen
von Lehrern und Schülern zu Lehrgängen, Einführung des schulfreien sogenannten
Staatsjugendtages, Ansprüche der Hitler-Jugend auch im schulischen Bereich
, fortwährende öffentliche Haus- und Straßensammlungen."201 Hinzu kamen
häufige Unterbrechungen des Unterrichts, um in der Turnhalle gemeinsam Rundfunkreden
von Hitler und anderen NS-Größen anzuhören. Hinzu kamen aber auch
neue Gedenktage, wobei der Schlageter-Kult für das Berthold-Gymnasium eine besondere
Bedeutung gewann. Denn Leo Schlageter aus Todtnau, der 1923 während
der Ruhr-Besetzung Eisenbahnschienen gesprengt hatte und von den Franzosen als
Saboteur hingerichtet wurde, war einst Schüler des Berthold-Gymnasiums gewesen.

Trotz all dieser Veränderungen schien das Berthold-Gymnasium zu keinem NS-
Gymnasium geworden zu sein: Der größere und gewichtigere Teil des Lehrerkollegs

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