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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 195
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hatte sich der Partei verweigert.202 Und in der Schülerschaft wirkten starke katholische
Bindungen,203 die eine kritiklose Adaption der NS-Ideologie verhinderten oder
zumindest erschwerten. Joachim Fest (der spätere Mitherausgeber der „Frankfurter
Allgemeinen"), der während des Krieges das Friedrich-Gymnasium besucht hat,
empfand die Freimütigkeit der Lehreräußerungen als „auffallenden Unterschied" zu
seiner früheren Berliner Schule.204 Dies dürfte am Berthold-Gymnasium nicht viel
anders gewesen sein.

Nachdem Deutschland am 1. September 1939 in Polen eingefallen war und man
einen französischen Entlastungsangriff am Oberrhein befürchtete, fiel der Unterricht
bis Anfang Oktober aus. Aus dem gleichen Grunde war während des Frankreich-
Feldzuges erneut schulfrei. Die Einberufung der jüngeren Lehrer führte von nun an
zu regelmäßigem Unterrichtsausfall. Nach Abschluss des Frankreichfeldzuges muss-
te die Schule weitere Lehrer für elsässische Gymnasien abstellen. Nach dem Beginn
des verlustreichen Russlandkrieges lichteten die Einberufungen allmählich auch die
höheren Klassen der Schülerschaft. Viele Schüler meldeten sich zudem freiwillig als
Offiziersanwärter, um hierdurch den Reifevermerk ohne Abiturprüfung zu erhalten.
Seit 1941 zogen die mittleren Klassen - wie bereits während des Ersten Weltkrieges
- regelmäßig als Erntehelfer aufs Land oder sammelten „Ersatzstoffe".205 1943 wurden
die Jahrgänge 1926 und 1927 als Flakhelfer rekrutiert.206 Und nach der Invasion
im Jahre 1944 kamen alle Schüler vom vollendeten 14. Lebensjahr an zum Volksaufgebot
, das den Westwall verteidigungsbereit zu machen hatte. Der reguläre Schulbetrieb
des Berthold-Gymnasiums war deshalb bereits nachhaltig gestört, als der britische
Luftangriff am 27. November 1944 auch sein Gebäude zerstörte. Der Schüler
Klaus Hemmerle (später Bischof von Aachen) war in dieser Nacht als Brandwache
eingeteilt und hat die Zerstörung seiner Schule aus der Nähe beobachtet und in einem
detaillierten Bericht festgehalten.207 Vom Bombenangriff an bis zum 15. Oktober
1945 ruhte aller Schulbetrieb: Die Bewohner der zerstörten Stadt hatten andere
Sorgen.

Der schwere Weg in die Normalität.
Das Berthold-Gymnasium zwischen 1945 und 1958

Der Zusammenbruch von Hitler-Deutschland war vollständiger und totaler als je zuvor
eine Niederlage in der deutschen Geschichte: Städte waren zerstört, das Land
geteilt und von den Siegermächten beherrscht. In Freiburg, der Hauptstadt der französischen
„Pays de Bade", residierte die „Delegation Superieure" mit dem französischen
General Schwartz an der Spitze, der wiederum dem französischen Oberkommandierenden
in Deutschland mit Sitz in Baden-Baden unterstand. Der „Delegation
Superieure" zur Seite stand eine schnell berufene deutsche Administration,
die sich selbst als Regierung verstand, die die Besatzungsmacht aber in aller Regel
als ihre Auftrags Verwaltung betrachtete.

Im Juli 1945 etablierte sich in Freiburg ein „Ministerium des Kultus und Unterrichts
" unter Dr. Karl Ott, dem ehemaligen, 1933 zwangspensioniertem Direktor des
Karlsruher Studienseminars, der nunmehr den Titel „Ministerialdirektor" führte.
Wenig später stieß auch Leo Wohleb, ehemaliger Lehrer am Berthold-Gymnasium,

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