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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 197
(PDF, 59 MB)
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tig ihr ausformuliertes Programm finden sollte.213 Dr. Breithaupt liebte unkonventionelle
Zugänge zur Antike: Architektur und Kunst waren ihm wichtig, natürlich
auch Philosophie, vor allem aber das griechische Theater, das unter seiner Leitung
immer wieder glanzvolle Inszenierungen erlebt hat. Der begeisterte und begeisternde
Lehrer war 1926 mit gerade 38 Jahren in Tauberbischofsheim jüngster Gymnasialdirektor
Badens geworden. 1932 wechselte er in gleicher Position nach Konstanz.
Dort wurde er 1937 auf Betreiben der NS-Kreisleitung abgesetzt und als einfacher
Lehrer dem Freiburger Friedrich-Gymnasium zugewiesen,214 obwohl alle Beteiligten
- Stadt, Ministerium und sogar NS-Parteiorgane - anerkannten, dass seine
Schule unter ihm einen Aufschwung erlebt und dass er das Kulturleben der Stadt
Konstanz bis tief in die benachbarte Schweiz hinein gefördert habe. Der Grund für
seine Ablösung lag darin, dass er „zu der neuen Epoche des Nationalsozialismus
keine innere Stellung, noch viel weniger ein Urteil über die Grundlagen des nationalsozialistischen
Staates besitzt".215 Mit beidem hatten die Parteigewaltigen zweifellos
recht gehabt.

Am 1. Oktober 1945 wies die Militäradministration dem vereinten Gymnasium
das Gebäude des ehemaligen Friedrich-Gymnasiums zu, das während des Krieges
als Lazarett und nach dem Krieg als Unterkunft marokkanischer Soldaten gedient
hatte. Nach notdürftiger Instandsetzung216 begann am 15. Oktober 1945 der Unterricht
mit elf Lehrern, die von der Besatzungsmacht für unbedenklich erklärt waren,
und 622 Schülern, die sich wiederum auf 17 Klassen verteilten. Das Zahlenverhältnis
zwischen Lehrern und Schülern hatte zur Konsequenz, dass zunächst nahezu jede
zweite Unterrichtsstunde ausfiel. Im Laufe des Novembers kamen dann vier weitere
Lehrer hinzu. Und zum Jahresende belief sich die Zahl der unterrichtenden Lehrer
auf insgesamt 18.217 Mit deren Hilfe gelang es Dr. Breithaupt, vom Januar 1946 an
in jeder Klasse mindestens 20 Wochenstunden Unterricht erteilen zu lassen. Dieser
Unterricht wurde vielfach behindert: Den Klassenzimmer fehle die übliche Ausstattung
. Schreibmaterial war knapp, ebenso geeignete Lehrbücher. Hinzu kam, dass
alle übrigen Schulgebäude der Stadt zerstört oder beschädigt waren. Deshalb drängten
sich gleichzeitig die Schüler der „Vereinten Knaben-Oberschule" (heute Rotteck-
und Kepler-Gymnasium) und die Schülerinnen der „Vereinten Mädchenoberschule"
(heute Goethe- und Droste-Hülshoff-Gymnasium) in das Gebäude des Friedrich-
Gymnasiums mit der Folge eines jahrelangen Schichtunterrichts. Im strengen Winter
1945/46 ging das Heizmaterial zur Neige. Der Unterricht musste deshalb wochenlang
verkürzt oder in Privatwohnungen verlegt werden. Aber sogar in der Not
und im Mangel dieses ersten Nachkriegsschuljahrs erschienen erste hoffnungsvolle
Zeichen kommender Normalität: Im Dezember wurde der Schule erstmals wieder
eine Studienreferendarin zur Ausbildung zugewiesen. Und im Mai 1946 nahm ein
jüdischer Studienrat, Paul Salomon, der die Fächer Mathematik, Physik und Philosophie
vertrat, hier seinen Dienst auf.218

Am Ende des Schuljahres 1946/47 fand erstmals die neue und deshalb ungewohnte
zentrale Abiturprüfung statt,219 die viele südbadische Abiturienten nicht bestanden
, so auch zwölf Schüler des Freiburger Gymnasiums. Das Kultusministerium
begegnete dem dadurch provozierten öffentlichen Ärger mit einer Neuauflage der
„Überfüllungsthese": 970 Prüflinge hätten sich zum Abitur angemeldet, während der

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