Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 211
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0211
sten des Versuchs, diesem Land die Möglichkeit zu geben, die Prinzipien der freiheitlichen
Demokratie zu erlernen und anzuwenden. Persönlichkeiten wie der feinfühlige
Oberst Dawson in Stuttgart schlugen früh diesen Weg ein.

Angesichts der sowjetischen Absichten, in Osteuropa Satellitenstaaten zu errichten
und in Westeuropa weiter Fuß zu fassen, schritten auch die zunächst zögernden
Briten zum politischen und wirtschaftlichen Ausbau ihrer Zone. Nordrhein-Westfalen
, das mit Abstand bevölkerungsstärkste der deutschen Länder, verdankt seine
Gründung Beschlüssen der britischen und amerikanischen Regierungen. Anders als
Kurt Schumacher, der ein so großes Land in einem föderativen Deutschland ablehnte
, stimmte Adenauer dem Plan zu, da er die bisherige Rheinprovinz mit westlichen
und östlichen deutschen Gebieten verklammert sehen wollte, damit das linke
Rheinufer gegen eine Abtrennung von Deutschland sicher sei. Er sah darin eine
kluge Maßnahme, die allen Auseinandersetzungen mit Frankreich über Internatio-
nalisierung und Neutralisierung des Ruhrgebiets sowie Abtrennung des linken
Rheinufers ein Ende machte. Trotz der freundlichen Nachfrage bei deutschen Politikern
nach ihrer Meinung kam es auf deren Zustimmung gar nicht an, und die britische
Militärregierung gab am 18. Juli 1946 die Bildung des Landes Nordrhein-
Westfalen bekannt.

Außer Südbaden und Süd Württemberg besetzten die Franzosen das linke Rheinufer
bis vor die Tore Bonns, rechtsrheinisch nur den Bezirk Montabaur. Für die Saarregion
strebten sie eine Abtrennung vom deutschen Staatenverband an, in Form
einer wirtschaftlichen Union mit Frankreich, und sie erreichten zunächst eine gewisse
Autonomie.

Bevor 1949 das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, freilich weiter
unter der Einwirkung der Besatzungsmächte, rechtliche und verfassungspolitische
Eckpfeiler für das künftige staatliche Leben setzte, bedurfte es vieler kleiner und
größerer Schritte einer allmählichen Lockerung der auferlegten Fesseln. Und erst mit
dem Datum der deutschen Wiedervereinigung fielen die letzten Beschränkungen der
deutschen Souveränität. Trotz Abbaus der Befugnisse der Besatzer blieb es bis dahin
bei deren Rechten in Bezug auf Berlin und auf Deutschland als Ganzes, einschließlich
der Wiedervereinigung. Diese Fragen waren selbständiger deutscher
Politik und Entscheidung entzogen. Die Grenze der zwei großen Machtblöcke ging
mitten durch Deutschland. Jede Besatzungsmacht projizierte das eigene System auf
ihre Zone und orientierte daran ihre Deutschlandpolitik.

Aus dem Gang der Ereignisse ragen heraus die ungewöhnlich schnellen Schritte
zur Demokratisierung in der amerikanischen Zone, die Wiedererrichtung der Verwaltungen
der deutschen Land- und Stadtkreise, die schon genannte Proklamierung
der Länder Bayern, Württemberg-Baden und Großhessen als „Staaten" (states), und
die Bildung der Länderregierungen, sodann die Wahl verfassunggebender Versammlungen
, die schon im Oktober 1946 ihre Arbeit beendeten und ihr Werk dem
Oberbefehlshaber der Zone zur Billigung überreichten, bevor es alsbald zur Volksabstimmung
kam. Die französische Zone folgte - so auch die britische - mit verhaltenem
Abstand: es entstanden die Länder Rheinland-Pfalz, Württemberg-Hohen-
zollern und (Süd)Baden. Wahlen und Volksabstimmungen über die Verfassungen
fanden im Mai 1947 statt.

211


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0211