Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 275
(PDF, 59 MB)
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der unsern einen, / Daß sie in Wahrheit spricht für unser Land ..." Ob die charmanten
Radioplaudereien der Freiburger Edelfeder Franz Schneller, ob die Schmunzelprosa
eines Hellmut Holthaus, die Gartenmiszellen eines Friedrich Schnack oder die
biedermeierlichen Kalenderblätter eines Otto Ernst Sutter der ethischen Tiefe dieses
Anspruchs ans Regionale gerecht wurden, sei dahingestellt. Jedenfalls lieferten sie,
allesamt schon angejahrte Herren, wärmende Stricksachen zur Pflege eines gelbroten
Wir-Gefühls. Das konnte sich allerdings auch einmal 1949 zu einem skurrilen,
über die Antennen ausgefochtenen Senderkrieg zwischen dem altbadischen Freiburg
und dem südweststaat-geneigten Tübingen hinreißen lassen. Dem musste dann der
Rundfunkrat ein Ende machen.

1949 durfte jedenfalls das Wohllebsche Hausstudio in Freiburg die 50 Jahre später
abgewickelte Günterstäler Kyburg beziehen, in der neben den badischen Belangen
auch der Schul- und Jugendfunk zu einer heute zu unrecht vergessenen überregionalen
Blüte und Wirksamkeit kam. Hier haben Hertha Sturm, Margret Liede,
Oskar Gitzinger, Eckart Heftrich, Manfred Schradi, Heiner Schmitt und Georg
Oschmann einen fundierten, frechen Betrieb aufgezogen, der die besten deutschen
Sprecher und Autoren jener Jahre nach Freiburg holte, darunter Wolfgang
Weihrauch, Günter Gaus, Hans Magnus Enzensberger, Kurt Sontheimer und als
freien Mitarbeiter für die bunt gewürfelten Sendungen der Jugendverbände auch den
Freiburger Hans Maier (den späteren bayerischen Kultusminister), der über diese
Kyburger Lehrzeit später schrieb: „Nie wieder werde ich so leicht und frech, so unbekümmert
und selbstüberzeugt schreiben wie in jenen Schüler- und Studentenzeiten
. Wir waren noch einmal davongekommen. Wir fühlten uns frei. Wir sogen alles
auf wie ein Schwamm, von der Politik bis zu den Künsten. Wir empfanden diese
Nachkriegsjahre, trotz Kaltem Krieg, nicht als eine Zeit der Restauration, sondern
der ungeheuren, kaum zu verarbeitenden Anregungen. Und viele kamen vom heimischen
Sender mit seinem einladenden Pausezeichen: 'Bald prangt, den Morgen zu
verkünden' ..." Das war nicht nur eine Melodie, die aus dem Dunkel die Versprechungen
des hellen Tags begrüßt. Es war auch ein Signet der geistigen Orientierung
des Radios um 1949. Der fusionierte SWR hat diese Traditionen abgewickelt und
durch ein Plastikgeräusch, ein Allerwelts-Logo aus der Retorte ersetzt.

Noch ein Nachtrag zum Radio 1949: Der Südwestfunk war in diesem Jahr beim
Ausbau des Sendernetzes an seine finanziellen Grenzen geraten. In Deutschland
fand sich kein Geldgeber, der bereit war, hier zu investieren. Da sprang im August
'49 Paris ein, gründete einen Verein zur Förderung des deutsch-französischen Kul-
turaustauschs und überwies prompt drei Millionen. Das war mehr und etwas anderes
als Besatzungspolitik. Das war eine kulturelle Tat aus einem neuen nachbarschaftlichen
Geist.

Doch nun zur Literatur! Können wir das literarische Milieu in Freiburg 1949 erkunden
, indem wir Namen zusammenschütten, um zu sehen, ob sich daraus ein waches
und nennenswertes Tableau ergibt: Eberhard Meckel, Franz Schneller, Anton
Müller, Gerhard Vanoli, Heinrich Weis, Ernst Sander, Robert Feger, Erich Rupp-
recht, Kurt Heynicke - arbeiten sie oben im zeitbewussten Tageslicht, oder sind sie
weggetaucht in ihre behaglichen Abgründe, zu kümmerlicher Brotarbeit, trostsuchendem
Tagesgeschäft und besinnlichem Kurzwarenhandel? Und gehören da

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