Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 285
(PDF, 59 MB)
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dauernd sein Gebrechen vorhält?" Kurt Martin, der mutige badische Sachwalter des
Landesamts für Museen und Ausstellungswesen registriert, dass die Nazizeit immer
noch die Kunstrezeption erheblich eingefärbt habe, setzt aber seinen erzieherischen
Nachholkurs fort, zeigt 1949 Paul Klee, Fernand Leger, Franz Marc. Nun hängt in
einigen Freiburger Wohnungen neben den Lärchen, Mondsicheln und Madonnen des
hiesigen Hans Francke und neben den Hebeldevotionalien des Adolf Glattacker auch
schon einmal eine Kunstkarte von Chagall, Fritz Winter oder ein Plakat von Paul
Klee.

Nach langem Drängen der Stadt gründet sich im April 1949 auch wieder der
Kunstverein Freiburg, beginnt verhalten mit einer Geburtstags-Ausstellung des Keramikers
Max Läuger, setzt aber bereits 1950 einen starken Akzent mit Erich Heckel,
Otto Dix, Emil Nolde, vor allem aber mit der programmatischen Präsentation deutscher
gegenstandsloser Malerei und Plastik der Gegenwart mit Arbeiten von Ackermann
, Baumeister, Bissier, Winter, Härtung u.a. Siegfried Bröse wird diese progressive
Linie zusammen mit Walter Schelenz und Bert Jäger in den folgenden Jahren
verdeutlichen, ins Internationale weiter ziehen und der legendären Kunstscheune
in der Talstraße überregionalen Rang verleihen.

Als verlässlich offenes Forum für diese „Baumeister-Linie" erweist sich in den
Jahren um 1949 und danach die Badische Zeitung. Sie schreibt am Beispiel Baumeisters
engagiert über Das neue Sehen, das den städtischen Sammlungen, die eher
auf der „Sedlmayr-Linie" lavieren, noch nicht so am Herzen liegt. Sie kaufen im
Kunstverein nicht ein einziges Bild.

Währenddessen legt Adolf Riedlin noch einmal gestaltend Hand an seine Gaswerkwand
. Er malt die deutschen Arme mit dem Hitlergruß ein bisschen niedriger
auf die Höhe eines entnazifizierten Händedrucks. So sagen uns die bodenständigen
Mannsbilder den alten Gruß des so erwünschten unverletzten Menschenbilds und
grüßen: Guten Tag, du holde Kunst. Indessen wird auch ein anderes signifikantes
Naziwerk aus dem Jahre 1942 von Hellmuth Hopp, das im Gegensatz zu manchem
Luftkriegsopfer die Bombenzeit an sicherem Ort verbringen durfte, im kunstliebenden
Freiburg nach dem Krieg am Flughafen endlich aufgestellt.

Währenddessen hat auch der Keramikkünstler Richard Bampi aus gegebenem An-
lass seine Produktion von Hitlerköpfen eingestellt und darf als Warnung gegen das
Unheil des Kriegs für den Stadtgarten einen schreienden Erpel fertigen. Indessen hat
auch Nikolaus Röslmeir seine für den Möslepark vorgesehenen Hitlerjungen von
ihren Koppeln und Pimpfen-Halstüchern befreit und als Pfadfinder 1954 an den
Mann gebracht. Und 1965 schlug dieser bewährten Fachkraft noch einmal eine
große Freiburger Stunde, als es galt, den weggebombten Bertoldsbrunnen durch
einen heroisch aufgestylten Haudegen auf hohem, leider zu kleinem Ross zu restaurieren
. So sorgte Röslmeier für die offenbar gewünschte Kontinuität und für den Beweis
, dass die ästhetische Erziehung des Menschengeschlechts nach Baumeisterund
Bauhaus-Art doch noch ein wenig Zeit brauchte, um auch in Freiburg ein neues
Sehen zu ermöglichen.

Indessen klagte Freiburgs größter Maler, der 1939 nach Hagnau geflohene Julius
Bissier, in einem Brief vom April 1949 wieder einmal heftig über die Interesselosigkeit
seiner badischen Landsleute. Aber 1951 und 1954 holte der Freiburger Kunst-

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