Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 291
(PDF, 59 MB)
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anstanden war. Ablehnung „romantisch-verlogener Kulissenarchitektur".
Das alte Stadtbild wiederherzustellen, sei „Herzenssache"

2. Herausnahme des Durchgangverkehres

3. Grüngürtel um die ehemalige Altstadt (Rempartstraße - Fahnenbergplatz -
Siegesdenkmal)

4. Einbau von Arkaden statt Straßenverbreiterungen

5. Nur geringfügige Straßenaufweitungen

6. Keine Zusammenfassung von Gebäudegruppen (Warenhäuser), sondern
Bürgerhaus neben Bürgerhaus

7. Wiederherstellung wichtiger Baudenkmäler oder ihr völliger Wiederaufbau

8. Keine stilistisch-historistische Nachäffung alter Formen, sondern Anpassung
hinsichtlich Maßstab, Rhythmus, Material und Farbe

9. Sorgfältiger Wiederaufbau von Münsterplatz und Herrenstraße

Dazu wurde in den Erläuterungen zum Wiederaufbauplan vom 15. Mai 1949 von
Schlippe folgendes festgelegt: „Für die architektonische Gestaltung der Neubauten
sind schlichte Zurückhaltung, Wahrung des Maßstabes, klare Proportionen, einheitliche
Materialwahl anzustreben. Ablehnung einer romantischen Kopie der untergegangenen
Stadt, gleicherweise auch Ablehnung modischer Launen. Klare Gebäudemassen
mit schlichten Fassaden ohne martialische Brutalitäten oder gesuchte Modelaunen
. Wahrung des genius loci durch ,zarten Takt, heiteren Anstand, Gleichmaß
und stillen Wohlklang'. Ablehnung jeglicher aus subalterner Verkrustung geborenen
Krähwinkelei. Aber auch ebenso: Ablehnung einer kosmopolitischen Verwässerung.
Denkmalpflegerische gewissenhafte Betreuung der erhaltengebliebenen oder wiederaufzubauenden
, lediglich ausgebrannten Baudenkmäler. Immer wieder sei zu fordern
: Ehrfurcht vor dem Charakter und Bild von Stadt und Landschaft, vor allem
durch Wahrung des Maßstabs."

Schlippes Gegenspieler innerhalb der Stadtverwaltung war Heinrich Hartmann,
der Leiter des Tiefbauamtes, der für die Verbreiterung der Kaiserstraße auf 27,2 m
(statt 13,8 bis 23,1 m) ohne Arkaden eintrat. Schlippe aber konnte die Zustimmung
des Gemeinderates zu seinen Vorstellungen erreichen. Alfred Giese forderte sogar,
nur notwendigste Korrekturen an den Straßenfluchten ohne Arkaden durchzuführen.
Daneben brachte er zur Diskussion, eine Freiburger Meisterschule für Bauwesen
(„Freiburger Bauhütte") einzurichten, da keine Technische Hochschule zur Architektenausbildung
in der französischen Zone lag. Stuttgart und Karlsruhe waren in
der amerikanischen Zone. Die Architekturauffassung der Professoren Otto Ernst
Schweizer und Egon Eiermann in Karlsruhe waren den Freiburgern zu progressiv,
aber die Vertreter der Staatlichen Hochbauverwaltung in Freiburg waren durch sie
geprägt. Vertreter der „Modernen" hier war Horst Linde. Als Linde für die Leitung
der städtischen Wiederaufbauplanung vorgeschlagen wurde, sprach sich Schlippe
heftig dagegen aus: „Er vertritt eine andere und zwar extrem fremde Richtung gegenüber
derjenigen, die Freiburg bisher gestaltete und verkörperte. In Freiburg ist
man ohne Altertümelei durchaus traditionsbewußt, man erstrebt eine Bindung an die
Landschaft und eine Einfühlung in den genius loci. Man hat unbewußt eine süddeutsche
Herzenswärme und dadurch eine gepflegte Baukultur von hoher Qualität,
die weithin als solche berühmt ist. Daß Herr Linde sich als Gegner dieser heimat-

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