Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 90
(PDF, 49 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0090
seitig die Hilfsbedürftigen vom Verein zum Verein zu empfehlen, scheint viel besser
funktioniert zu haben, als das System der Marschrouten, um dessen Einführung sich
die badische Regierung bemüht hatte.41 Der Brief enthielt auch einige nicht auf die
Wohltätigkeit gerichteten Gedanken und einen freiheitlichen Solidaritätsausdruck:
Möge die Stunde Ihrer Erlösung, Ihrer politischen Wiedergeburt, bald herannahen!
Dieß, Sie dürfen überzeugt seyn, ist der sehnlichste Wunsch jedes deutschen Mannes
. Dann verschwunden ist ja der Unterschied der Nationen: die Völker haben sich
einander genähert und sind Brüder geworden.42 Auf diese Solidarität - nicht allein
Unterstützung jeder Art, sondern auch die heißesten Wünsche für den glücklichen
Ausgang des begonnenen Werkes43 - hoffte und rechnete das polnische Nationalkomitee
in den ersten Monaten seiner Tätigkeit. Im Archiv des Karlsruher Polenvereins
befindet sich die Broschüre mit dem bekannten Aufruf: Das polnische Natio-
nal-Komitee an die deutsche Nation, in dem der Charakter der deutsch-polnischen
Sympathie von dem polnischen Gesichtspunkt her erläutert wurde: Das Unglück war
groß; aber unser Fall ward die Grundlage zu jenem Bündnisse /.../ Es ward geschlossen
dieses Bündnis, mit beiderseitigen Tränen besiegelt, zuvörderst mit Euch,
weil gleichen Interessen, gleichen Wünschen, gleichen Grundsätzen gleiche Gefahr
drohte.44 Dieses ins Leben berufene Bündnis mit der Sympathie der Völker hatte als
gemeinsames Ziel die Wiedervereinigung der polnischen und der deutschen Nation,
indem die eine in den ehemaligen Grenzen bestehen, die andere den als Repräsentanten
der europäischen Zivilisation in rationeller und scientifischer Hinsicht gebührenden
Rang erreichen sollte.45 Man kann wohl vermuten, dass dem Karlsruher
Polenverein die Ziele der Emigranten und die Hoffnungen, die sie mit der deutschen
Sympathiebewegung verbanden, bekannt waren. Der Aufruf des KNP an die deutsche
Nation wurde mit der Deklaration abgeschlossen: Wir beschwören es in unserem
und in ihrem Namen, Euch den edlen deutschen Männern, den gebührenden
Dank zollend für die Teilnahme an unserem unverdienten Schicksale, freilich dabei
versprechend, am allem dem teilnehmen zu wollen, was Euer Weisheit beschließen
wird, der europäischen Freiheit wegen und zum Glück der Menschheit.46 Das Ende
des ersten Briefes der Karlsruher Polenfreunde an KNP enthielt dagegen das andere
Versprechen: Wir sind dagegen bereit, jeden Ihrer Landsleute, den Sie uns zuweisen
werden, nach Kräften zu unterstützen. Mehr vermögen wir leider für Ihr edles Heldenvolk
nicht zu thun.41 Die Verbrüderung beider Nationen wurde weder von der polnischen
noch von der deutschen Seite bestritten. Es zeichneten sich aber von Anfang
an Unterschiede in den Vorstellungen ihrer praktischen Ausübung.

Der Kontaktaufnahme im Januar 1832 folgte der Briefwechsel im April und Mai
1832. Diesmal wandte sich Joseph Straszewicz48 an den Polenverein in Karlsruhe
um die Hilfe beim Vertrieb seines Werkes Les Polonais et les Polonaises de la revo-
lution du 29 novembre I83049 in Deutschland. Seine Bitte wurde mit dem Brief des
Nationalkomitees noch zusätzlich empfohlen.50 Auf diesem ihnen von KNP zugemuteten
Gebiet erwiesen sich die Karlsruher Polenfreunde jedoch nicht erfolgreich,
denn sie fanden keinen einzigen Subskribenten für das Werk von Straszewicz.51 Das
neue finanzielle Ansinnen aus Paris hat sie sogar ein bisschen befremdet und war der
Bedürftigkeit, die der Polenverein durch seine Unterstützung der Durchzüge zu
decken versuchte, nicht angemessen. Auf die Bemerkung, daß jeder Polenfreund lie-

90


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0090