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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 219
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0219
bürg. Mit Unterbrechung unterrichtete er vom 1. April 1939 bis zum 30. März
1941 als Dozent an der Städtischen Musikschule Freiburg. Als Gegner des NS-
Regimes zog er anschließend nach Breslau, musste jedoch von dort fliehen, wie
er später angab. Nach längerer Kriegsgefangenschaft in Russland kehrte er 1947
nach Freiburg zurück und unterrichtete an der Staatlichen Hochschule für Musik
. Bis zum Eintritt in den Ruhestand 1965 leitete er das Seminar für Privatmusiklehrer
. 1953 wurde er stellvertretender Direktor der Hochschule für Musik
. Als Kollege von Erich Katz setzte er sich nach der NS-Zeit 1958 für dessen
Wiedergutmachung ein. Zusammen mit Fritz Neumeyer erhielt Erich Doflein
am 20. November 1969 das Bundesverdienstkreuz. Doflein vertrat eine pluralistische
Position in der Musik, sah in der Jugendmusikbewegung ein gemein-
schaftsstiftendes Element und befürwortete die neue Musik von Berg, Hinde-
mith, Schönberg und anderen. Die in der NS-Zeit als ,entartete' Musik geltenden
Klangfolgen hatten es Doflein angetan. Er war für das Darmstädter Institut
für Neue Musik und Musikerziehung tätig, zeitweilig als dessen Vorsitzender.
Als Musikpädagoge verfasste er zusammen mit seiner Frau Elma, geb. Axen-
feld, ein Geigenschulwerk. Am 29. Oktober 1977 starb Professor Erich Doflein
auf einer Vortragsreise.15

Im Herbst 1936 wurde erneut die Errichtung einer NS-konformen Musikschule
diskutiert, denn die „längst verbrauchte Anstalt" aus der „Systemzeit" sollte einer
den neuen Zielen gerecht werdenden Anstalt weichen, wie Konwitschny forderte.16
Die bisherigen Zuschüsse sollten auf die neue Schule übergehen, die erweitert in
denselben Räumen am Karlsplatz eingerichtet werden sollte. Als Weismann von der
Einstellung der Gelder auf 1. April 1937 erfuhr, wies er auf die schädlichen Folgen
für das Image der Stadt hin und erreichte tatsächlich, dass zumindest er bis zur Errichtung
der neuen Schule mit der bisherigen Bezahlung von monatlich 200 RM weiterunterrichten
durfte. Konwitschny und Kerber erklärten sich damit einverstanden.
Im Lauf diesen Jahres standen die bisherigen Räume des Musikseminars wohl nicht
mehr zur Verfügung, denn Weismann unterrichtete seine sechs Schüler in der eigenen
Wohnung ebenso wie Doflein, der sogar mehr Schüler hatte als Weismann. Doflein
blieb weiterhin in Freiburg tätig und gab von Januar bis März 1940 als Dozent
der Städtischen Musikschule Sonderkurse über „Die Musik der Wiener Klassiker".
Im Sommertrimester übernahm er noch eine Vortragsreihe über Beethoven, dann
verlieren sich zunächst seine Spuren.

Nicht nur Doflein hatte einen schweren Stand bei den Nationalsozialisten. Auch
der Musikwissenschaftler und Ordinarius Willibald Gurlitt geriet bald in ihre Fänge,
auch wenn er im Musikseminar keine große Rolle spielte. Für Gurlitts Verständnis
von Musik bedeutete der Übergang zum Nationalsozialismus keinen Bruch, sah er
doch eine enge Verwandtschaft zwischen der deutschen Musikbewegung und der
„völkischen" Bewegung, wie sein Aufsatz „Vom Deutschtum in der Musik" nahe
legt. Seine anfängliche Begeisterung wandelte sich aber bald, nachdem er als „Nicht-
arier" eingestuft wurde. 1936 wies Gurlitt seine „arische" Herkunft nach,17 als sogenannter
jüdisch versippter Gelehrter war er jedoch weiterhin Angriffen ausgesetzt.
Seine Frau Gertrud Marianne Therese Tilla, geb. Darmstaedter, entstammte einer -

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