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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 52
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ungarischen Gemeinschaften erlangten 1308 eine erste Anerkennung durch die Amtskirche,
die ihnen gestattete, nach der Augustinerregel zu leben. Schon um 1300 wurde das St. Laurentiuskloster
bei Buda gegründet, in dem 1309 ein erstes Generalkapitel des Ordens zusammenkam
und das sich in der Folge zu dessen Zentrale entwickelte, insbesondere nachdem 1381 Reliquien
des heiligen Paulus von Theben dorthin überführt worden waren. Die endgültige
Approbation als Orden der Fratres S. Pauli Primi Eremitae Ordinis S. Augustini - Paulinereremiten
oder kurz: Pauliner - war 1367 durch Papst Urban V. erfolgt.

Der Orden breitete sich zunächst in Ungarn und bald darauf nach Österreich, in den deutschen
Südwesten, nach Polen, Slawonien, Kroatien, Istrien, Rom und Portugal aus, wo zahlreiche
Klöster entstanden.5 Nach 1683 und dem folgenden Abflauen der Türkengefahr erlebte
er vor allem im Habsburgerreich einen neuen Aufschwung; in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
sollen über 200 Klöster bestanden haben. Unter Joseph II. und im Zuge der Säkularisationen
im frühen 19. Jahrhundert ging er bis auf wenige Gemeinschaften in Polen unter.

Der Paulinerorden war bereits im 14. Jahrhundert straff organisiert. An der Spitze standen
der Generalprior und das Generalkapitel; letzteres wählte die Provinzialprioren der Ordensprovinzen
; die Provinzialkapitel wiederum bestimmten die Prioren der Klosterkonvente. Die
Klöster lagen überwiegend in der Einsamkeit. Dies wie auch das Eigentum an Grund und
Boden und andere Berechtigungen - etwa Kirchenpatronate - unterschied die Pauliner von den
Bettelorden.

Die Observanzen waren im Hinblick auf Askese streng, etwa bei den häufigen, auch längeren
Fastenzeiten. Der Habit soll ursprünglich aus brauner Wolle gewesen sein, kurz vor 1345
wurde ein weißer eingeführt, zu dem das Skapulier, ein schwarzer Mantel und der breite Chorherrenhut
getragen wurde. Durch einen langen Bart sollte wohl das Eremitentum hervorgehoben
werden (Abb. I).6

Klostergründungen der Pauliner im Bistum Konstanz

Verbindungen zwischen den ungarischen Paulinern und Eremitengemeinschaften im schwäbisch
-oberrheinischen Raum soll es schon in den 1330er Jahren gegeben haben.7 1340 - so die
spätere Ordenstradition8 - seien auf einem der Generalkapitel im ungarischen St. Laurentius-
Kloster zwei Eremiten aus Schwaben namens Hermannus de Tennebach, clericus, und Rudol-
phus Mezeller, presbyter, erschienen. Sie trugen im Namen ihrer Mitbrüder die Bitte vor, sich
nach den Statuten der Pauliner zusammenschließen zu dürfen und in die Gemeinschaft des Ordens
aufgenommen zu werden. In der Folge wurde eine Rhenana Provincia des Ordens gegründet
, die die Diözesen Konstanz, Basel und Straßburg sowie angrenzende Gebiete umfas-
ste; ihr erster Provinzialprior soll der erwähnte Rudolphus Mezeller geworden sein.

In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 99, 1988, S. 93-103; Beatrix Fülöpp-Romhänyi: Die Pauliner im mittelalterlichen
Ungarn. In: Beiträge (wie Anm. 3), S. 143-156.

5 Julius Dirnbeck/Rudolf Kropf/Wolfgang Meyer: Der Orden der Pauliner OSPE. Seine Geschichte - seine
Aufgaben - seine Stellung. Symposion im Rahmen der „Schlaininger Gespräche" vom 16.-19. September 1982
auf Burg Schlaining. Hg. vom Burgenländischen Landesmuseum Eisenstadt (Wissenschaftliche Arbeiten aus
dem Burgenland 50). Eisenstadt 1984.

6 Schmid (wie Anm. 7), S. 105f

7 Dazu und zum Folgenden vgl. Hermann Schmid: Kurzlebige Pauliner-Klöster in Schwaben, Franken und am
Oberrhein. Ein historisch-statistisch-topographischer Versuch. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte
45, 1986, S. 103-115; Elmar N. Kuhn: Die schwäbische Provinz des Paulinerordens in der frühen Neuzeit
. In: Beiträge (v/ie Anm. 3), S. 209-280, hier S. 217; Sönke Lorenz: Zwischen Spaltung und Reform: Die
spätmittelalterliche Kirche am Oberrhein. In: Spätmittelalter am Oberrhein. Alltag, Handwerk und Handel 1350-
1525. Im Auftrag des Badischen Landesmuseums Karlsruhe hg. von Sönke Lorenz und Thomas Zotz. Stuttgart
2001, S. 25-33, hier S. 29 f.

8 Vgl. Andreas Eggerer: Fragmen Panis Corvi Proto-Eremitici seu Reliquae Annalium Eremi-Coenobiticorum
OSPPE. ... Wien 1663-1743. Bd. I, S. 122 ff.

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