Freiburger historische Bestände - digital

Ein sehr, sehr sparsamer Herr, der aus nichts Geld zu machen wußte.

Kleiner Kommentar zu einer Figur
aus Heinrich Hansjakobs Erzählung 'Der Vogtsbur'1

Von

Michael Bärmann

Es ist offt gefraget worden / ob einer auch zugleich
ein Christe / und ein Kaufmann sein koenne?
Chrysostomos / der sonst fuertreffliche Kirchenlehrer
/ sagt hierzu ein lautes Nein. Denn also lauten seine
Worte: Mercator numquam potest Deo placere. Das
ist auff unser liebes Deutsch so viel gesaget: Ein
Kaufmann kann Gott nimmermehr gefallen.
Aus: Paul Koltz: Lobrede und Ehre der
Kauffmannschaft. Magdeburg 1607.

Einleitung: Dichtung und Wahrheit in Heinrich Hansjakobs Erzählung

'Der Vogtsbur'

Im Jahr 1957 erschien im 37. Band der 'Ortenau' ein Beitrag von Joseph Ludolph Wohleb
(1892-1960),2 der sich mit einer Reihe von Quellenzeugnissen zur historischen Persönlichkeit
des 1873 verstorbenen 'Bauernfürsten' Andreas Harter aus Kaltbrunn (Dorf nordwestlich von
Haslach im Kinzigtal), dem Protagonisten der 1899 erstmals im Druck erschienenen Erzählung
'Der Vogtsbur' des aus Haslach stammenden Volksschriftstellers Heinrich Hansjakob
(1837-1916), auseinandersetzte.3 Darin wurde der Versuch unternommen, auf der Basis einschlägiger
Akten aus dem Fürstlich Fürstenbergischen Archiv in Donaueschingen hinter dem
von Hansjakob angeblich verzeichneten* Bild eines Kinzigtäler Großbauern des 19. Jahrhun-

1 Dieser Aufsatz entstand 2001/2 im Rahmen eines an der Berner 'Freizeitakademie' veranstalteten Seminars zum
Thema 'Familienforschung und Wappenkunde', in dem der Versuch unternommen wurde, anhand ausgewählter
Fallbeispiele die Möglichkeiten und Grenzen biographischen Forschens auszuloten. Erste Ergebnisse standen im
Mittelpunkt eines 2002 im Alemannischen Institut (Freiburg) gehaltenen Vortrags, der als Ergänzung zu einer
Führung durch das Erzbischöfliche Archiv Freiburg (EAF) konzipiert war. Ich danke den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern des Freiburger Stadtarchivs (StadtAF), des EAF, des Staatsarchivs Freiburg (StAF), der Freiburger
Friedhofsverwaltung, der Jüdischen Gemeinde Freiburg, des Deutschen Uhrenmuseums Furtwangen, des Generallandesarchivs
Karlsruhe sowie der Gemeindeverwaltung Merdingen für zahlreiche Auskünfte, weiterführende
Hinweise und die stets bereitwillig erteilte Genehmigung zur Konsultation einschlägiger Akten.

2 Zu Leben und Werk dieses Heimatforschers siehe etwa [Otto] Kähni: Kreisoberschulrat Jos[eph] Ludolph
Wohleb zum Gedenken. In: Die Ortenau 41,1961, S. 3 f.; weiter: Die Ortenau. Gesamtregister 1910-1981. Bearb.
von Anton Wagner. Offenburg 1983, S. 69.

3 J[oseph] L[udolph] Wohleb: Hansjakobs „Bauernfürst" Andreas Harter aus Kaltbrunn. Niedergang und Zusammenbruch
. In: Die Ortenau 37, 1957, S. 143-149; Erstausgabe des literarischen Textes: Heinrich Hansjakob
: Erzbauern. Erzählungen. Mit Illustrationen von Hugo Engl. Stuttgart 1899, S. 1-197 (die Erzählsammlung
'Erzbauern' umfasst außer dem 'Vogtsbur' die Texte 'Der Benedikt auf dem Bühl', 'Der Bur und der Bürle'
und 'Die Buren am Wildsee'). Neuere Literatur zu Leben und Werk Heinrich Hansjakobs (Auswahl): Peter
Schäfer: Heinrich Hansjakob. Bibliographie. Trossingen 2002; Manfred Hildenbrand: Heinrich Hansjakob -
Rebell im Priesterrock (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Haslach 2). Haslach 22000 (mit Lit. [S. 263-268]);
Heinrich Hansjakob. 1837-1916. Schriftsteller, Politiker, Seelsorger. Ausstellung der Historischen Bibliothek der

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