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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 165
(PDF, 58 MB)
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Ausblick: Heinrich Hansjakob und Benedikt Gillmann -
Gegensätze und Affinitäten

Unsere Nachforschungen zu den Lebensspuren Benedikt Gillmanns gingen von der Erwähnung
des Geistlichen in Heinrich Hansjakobs 'Vogtsbur' aus, und die im Verlauf der Ermittlungen
gewonnenen Resultate haben gezeigt, dass der Haslacher Volksschriftsteller, dessen soziales
Umfeld spätestens für die Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts sich mit demjenigen
Gillmanns überschneidet, mit großer Wahrscheinlichkeit über Detailinformationen nicht nur
zu den 'Witticher Jahren' verfügt haben dürfte. Unsere Spurensuche nahm ihren Ausgang von
Hansjakobs eindringlicher Schilderung des Hinscheidens Andreas Harters, ohne auf weitere
Ereignisse aus dem Leben des Bauernfürsten, die im 'Vogtsbur' zur Sprache kommen, näher
einzugehen. Dabei wurde eine möglicherweise bedeutsame Personenbeziehung, auf die der
Autor mit Nachdruck hinweist, bislang übergangen: das - zumindest gemäß Hansjakob -
freundschaftliche Verhältnis zwischen dem Witticher Pfarrherrn und dem sogenannten 'Fürsten
vom Teufelstein', einem Neffen Andreas Harters.131 Eine persönliche Nähe zwischen Benedikt
Gillmann und dem soeben genannten Verwandten des Vogtsbauern bringt Hansjakob
allerdings erst im Rahmen der Schilderung des Begräbnisses zur Sprache, wenn es heißt:

Und da sie am Morgen des 23. Juli [1873] den Fürsten Andreas I. auf dem Totenkarren
hinausführten zum einsamen, tannenumrauschten Friedhof von Kaltbrunn, da empfingen
ihn viele, viele der Lebenden und wohnten seinem Begräbnis bei. Und als sie dann von seiner
Gruft weg über die Burgfelsen hinüber gingen, um im Kirchlein zu Wittichen noch für
seiner Seele ewige Ruhe zu beten, sprachen sie unterwegs vom toten Vogt und von seines
Lebens eigenem Geschick. Unter ihnen ging auch sein Neffe, der Fürst vom Teufelstein. Er
hatte vom Kirchhof weg seine Pfeife angezündet, denn der Weg zur Kirche war weit. Er
schritt dahin neben Benedikt, dem Pfarrherrn, der sein Freund war, und als er spät am
Nachmittag heimkam auf seinen Abrahamsbühl, da schrieb er in sein Tagebuch: 'Bei der
Leich meines dereinst so reichen und angesehenen und später so armen Vetters Harter verzehrt
28 Kreuzer. Gott hab' ihn selig.' Heute sind die beiden Fürsten in der Ewigkeit, aber
jeder von ihnen verdient es, nicht vergessen zu werden in diesem irdischen Jammertal.132

Hansjakob selbst war es, der die historische Persönlichkeit des Joseph Anton Fürst (1809-
1893), wie der 'Fürst vom Teufelstein' in Wirklichkeit hieß,133 im Rahmen einer größeren Erzählung
der Vergessenheit entriss: Bereits im Jahr 1897, zwei Jahre vor den 'Erzbauern', war
die Sammlung 'Waldleute' erschienen, die neben den Erzählungen 'Theodor, der Seifensieder'
und 'Afra' (als umfangreichste Dichtung) auch das Stück 'Der Fürst vom Teufelstein' enthielt
.134 Ob es letztlich eine gewisse Rücksichtnahme auf den zur Entstehungszeit der 'Wald-

131 Einen Überblick über die genealogischen Beziehungen bietet Hiss (wie Anm. 10), S. 189 f. Demnach war eine
Schwester des Vogtsbauern Andreas Harter namens Antonie (Tonile') die Frau des Fürstlich Fürstenbergischen
Revierförsters Joseph Fürst und damit die Mutter Joseph Anton Fürsts, des 'Fürsten vom Teufelstein' (siehe das
Folgende). Die in Hansjakobs Erzählung 'Der Fürst vom Teufelstein' eingestreuten Hinweise zu den Verwandtschaftsverhältnissen
(Textausgaben: Anm. 134 f.) bestätigen dieses Bild.

132 Zitiert nach der Volksausgabe (wie Anm. 13), S. 106 f., wobei der Text nur geringfügig von der Erstausgabe
Stuttgart 1899 (wie Anm. 3), S. 169 f., abweicht, so dass sich eine eingehende Diskussion der Varianten erübrigt.
Die Angabe 28 Kreuzer (statt rund 80 Pfennig, was dem ungefähren Gegenwert des genannten Geldbetrages entspricht
) steht zu oben, Anm. 107, nur scheinbar im Widerspruch, ging Baden doch erst am 1. Januar 1875, mehr
als drei Jahre nach dem Inkrafttreten des 'Reichsmünzgesetzes', zur Mark-Rechnung über!

133 Zur historischen Persönlichkeit Joseph Anton Fürsts siehe Klein (wie Anm. 9), S. 96-108.

134 Zur Entstehung der Erzählung siehe: Aus der Werkstatt Heinrich Hansjakobs (wie Anm. 7), S. 15-29. Aktuelle
Ausgabe: Heinrich Hansjakob: Waldleute. Erzählungen. Illustriert von Wilhelm Hasemann. Hg. von der Stadt
Haslach im Kinzigtal. Bearb. von Manfred Hildenbrand. Haslach 131997, wobei der Text (wie im Fall der
Neuausgabe der 'Erzbauern' [wie Anm. 13]) wiederum der Volksausgabe entnommen wurde (hierzu siehe die
Einleitung von Manfred Hildenbrand ebd., S. 6-9, hier S. 9).

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