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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 169
(PDF, 58 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0169
Zu mir sagte man nur aus Versehen Heil Hitler.
Das Leben der Olga Hempel geb. Fajans

Von
Ute Scherb

Zweimal verbrachte sie eine wichtige Zeit ihres Lebens in Freiburg. Das erste Mal kam Olga
Fajans im Frühjahr 1897 als wissbegierige junge Frau am Freiburger Hauptbahnhof an, um für
einige Semester Medizin zu studieren, das zweite Mal gut zwei Jahrzehnte später als Olga
Hempel, um nach einer gescheiterten Ehe mit ihren drei Kindern an der Dreisam ein neues
Leben aufzubauen.

Wie so oft bei der geschichtswissenschaftlichen Arbeit ist auch hier dem Zufall zu danken,
der es ermöglichte, einem außergewöhnlichen Leben auf die Spur zu kommen. Im Rahmen
meiner Suche nach Informationen über Freiburger Studentinnen1 erfuhr ich, dass am Institut
der Geschichte der Medizin der Freien Universität Berlin ein Forschungsprojekt über Ärztinnen
im Kaiserreich durchgeführt wurde. Unter den 792 deutschen Ärztinnen, die dort in fast
15-jähriger mühsamer Recherche erfasst werden konnten, befand sich auch Olga Hempel. Frau
Jutta Buchin, die an dem Projekt maßgeblich beteiligt war, stellte mir die entsprechenden Ergebnisse
freundlicherweise zur Verfügung.2 Sie vermittelte mir auch den Kontakt zu Olga
Hempels Enkelin Irene Gill im englischen Oxford, die neben zahlreichen Briefen die Lebenserinnerungen
ihrer Großmutter verwahrt, welche diese von 1948 an für ihre Familie in drei umfangreichen
Notizbüchern niedergelegt hat. Unlängst konnte das Freiburger Stadtarchiv ein
Exemplar dieser Aufzeichnungen in seine Sammlung aufnehmen.3

Auch Irene Gill verbrachte einige Jahre ihrer frühen Jugend in Freiburg. Sie arbeitet derzeit
an einer Familienbiografie, in der sie das (Flüchtlings-)Leben dreier Frauengenerationen nachzeichnet
, deren Migrations-Wege durch die menschenverachtende Ausgrenzungspolitik der
Nationalsozialisten erzwungen wurden.4

Mein Leben ist nicht nur lang, sondern - wie mir scheint - sehr reich gewesen, angefüllt mit
Erlebnissen, wie sie weiblichen Wesen meiner Generation nur in Ausnahmefällen zu Teil werden
.

Mit diesem Resümee beginnen die autobiografischen Aufzeichnungen von Olga Hempel
geb. Fajans. 1869 wurde sie im westpreußischen Thorn geboren und wuchs zusammen mit drei
Geschwistern und zwei Cousins in einem deutschsprachigen jüdischen Mittelklasse-Viertel
Danzigs auf.5 Ihr Elternhaus war dem assimilierten Judentum zuzurechnen, in dem die Musik
eine große, die Religion nur eine marginale Rolle spielte. Ihren Vater bezeichnete sie selbst als

1 Die Ergebnisse des Forschungsprojektes „100 Jahre Frauenstudium an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg
" sind publiziert in Ute Scherb: „Ich stehe in der Sonne und fühle, wie meine Flügel wachsen". Studentinnen
und Wissenschaftlerinnen an der Freiburger Universität von 1900 bis in die Gegenwart. Königstein/Ts.
2002.

2 Die Lebensläufe sind veröffentlicht in Jutta Buchin: Kurzbiographien der Ärztinnen aus dem Kaiserreich. In:
Ärztinnen aus dem Kaiserreich. Lebensläufe einer Generation. Hg. von Johanna Bleker und Sabine Schleiermacher
. Weinheim 2000, S. 233-305.

3 Olga Hempel: Erinnerungen. In: StadtAF, Kl/141.

4 Irene Gill: Oma, Mu and Me. Unveröffentlichtes Manuskript, Oxford 2003. Ich habe Mrs. Gill sehr dafür zu
danken, dass sie mir den ersten Teil ihres Manuskriptes zur Verfügung stellte.

5 Ebd., S. 1.

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