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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 264
(PDF, 58 MB)
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handlungen. Aber auch der Gestalter religiöser ritueller Formen, der Aussagen von Zeitzeugen aus den
Jahren der Unterdrückung und der Selbstdarstellung des Fördervereins und seiner Arbeit an der 1938 im
Inneren verwüsteten Synagoge wird breiter Raum gewährt. So bietet diese Publikation einen paradigmatischen
Einblick in jüdisches Landleben unserer Region und kann, in Verbindung mit der 1999 erschienenen
Dokumentation von Naftali Bar Giora-Bamberger über den Schmieheimer Verbandsfriedhof der
Gemeinden Altdorf, Ettenheim, Friesenheim, Kippenheim, Lahr, Nonnenweier, Orschweier, Rust und
Schmieheim als gelungenes Unternehmen zeithistorischer Bemühungen um Kenntnis und Verständnis jüdischer
Kultur und der sie tragenden Menschen in Deutschland gelten. Karlheinz Deisenroth

Rüdiger Hitz/Hillard von Thiessen: Familie, Arbeit und Alltag in Hinterzarten 1600 bis 1900 (Hin-
terzartener Schriften 3). Stadler, Konstanz 1998. 461 S., Abb., Figuren, Karten, Tabellen.

Der Band zeigt, wie fruchtbar Methoden der Sozialgeschichte sein können, wenn sie zur Erforschung
einer Region herangezogen werden. Die Quellenlage legt es nahe, dass die Autoren sich vor allem der
Neuzeit bis um 1900 widmen. Überblicksartige Darstellungen, in denen europäische Zusammenhänge
sichtbar werden, wechseln mit der Schilderung individueller Schicksale.

Erörtert werden Verfassung und Recht, Höfe und Handwerk, Glaube und Aberglaube, Bevölkerung und
Familie, Nachbarschaft und Gemeinde, Armut und Auswanderung, Katastrophen, Revolution und Reformen
, schließlich Zeichen dafür, dass die lange Friedenszeit im 19. Jahrhundert auch auf dem Schwarzwald
Frauen, Männern und Kindern das Leben erleichtert und ein wenig Wohlstand gebracht hat. Neuerungen
im ländlichen Raum kamen bald sogar Menschen in der Stadt zugute (S. 412): So wurden 1887,
im Jahr der Eröffnung der Höllentalbahn, ab Bahnhof Hinterzarten 16.990 Liter Milch versandt, 1899
schon 488.960 1 Milch - in zwölf Jahren eine Steigerung auf das 29fache.

Die Autoren bringen eine Fülle von Text- und Bilddokumenten zum Sprechen; auf Fotos, die erfreulich
oft datiert sind, sieht man Mäher, die stolz ihre Sensen zeigen, und den Köhler, der seinen Meiler
aufbaut. Figuren komprimieren Schicksale von Generationen, wenn sie die Angehörigen des Gesindes pro
Hof ausweisen, die Zahl der Kinder pro Ehe, das Heiratsalter von Frauen und Männern. Deutlich wird
die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen: Einerseits wollen die Mitglieder einer Rosenkranzbruderschaft
mit ihrem Gebet zur „Ausreutung der Ketzereyen" beitragen; andererseits zeigt die Auswertung von Taufund
Ehebüchern, daß die Bindekraft kirchlicher Anordnungen nachließ - mindestens im Bereich des
Sexualverhaltens. In den geschlossenen Zeiten' (Advent und Fastenzeit) wurden nicht signifikant weniger
Kinder gezeugt als sonst im Jahr; viele Kinder wurden vorehelich gezeugt; und der Anteil der Unehelichen
' erweist sich einmal mehr als Symptom einer tiefgreifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Krise.

Schlaglichter fallen auf das Schicksal von Kindern: „Der Tod nicht gefirmter Kinder wurde im Sterberegister
überhaupt erst seit 1763 berücksichtigt" (S. 14); daß schon kleine Kinder die schwere Aufgabe
des Viehhütens übernehmen mußten, weiß man, weil 1809 ein tödlich verunglücktes neunjähriges Kind
im Sterbebuch als „Hirtenbub" verzeichnet wurde (S. 107).

Abschnitte zu Handwerk und Gewerbe - bereichert um Bild- und Textquellen sowie technische Zeichnungen
- machen den Band zu einer Fundgrube auch für den, der Genaueres zu Köhlerei und Löffelschmiede
, zu Müllern und der Bauart von Mühlen im 19. Jahrhundert wissen möchte.

Mit den ,Hinterzartener Schriften', vor allem der Chronik des Pfarrers Vincenz Zahn, aus der auch die
Autoren schöpfen, liegen willkommene Ergänzungen vor zu Eberhard Gotheins Wirtschaftsgeschichte
des Schwarzwaldes und der angrenzenden Landschaften', die Torso geblieben ist (Band 1, 1892).

Wer sich für die Geschichte des Schwarzwaldes und die Geschicke seiner Bewohner interessiert, wird
gern in ,Familie, Arbeit und Alltag' lesen. Wenn das Buch in Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen ausliegt
, kommen die Gäste leicht und mit Gewinn auch einmal über ein paar Tage schlechtes Wetter' hinweg
. Norbert Ohler

Mathias Kälble: Zwischen Herrschaft und bürgerlicher Freiheit: Stadtgemeinde und städtische
Führungsgruppen in Freiburg im 12. und 13. Jahrhundert (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt
Freiburg Band 33). Stadtarchiv Freiburg, Freiburg 2001. 407 S.

Die Gründungsgeschichte hat immer wieder die Forschung in großem Maße beschäftigt und damit offensichtlich
das gesamte Forschungsinteresse absorbiert. Dagegen wurde die folgende kommunale Ent-

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