Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 129
(PDF, 49 MB)
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gesetzt, ob sein selbst gestelltes historiografisches Anliegen erreicht worden, ja überhaupt zu
erfüllen ist. Dies umso mehr, als lediglich ausgewählte Teile von ein paar Aufsätzen oder
Reden von nur einem Bruchteil jener Personen und allenfalls ihre biographischen Eckdaten
präsentiert werden konnten. Deutlicher spürbar wird dieses Defizit durch die Lektüre von Teilen
etwa der „Hauser-Chronik", dessen Autor Günter Wirth die Erinnerungen des vormaligen
Freiburger Mitglieds an seine Loge mitverarbeitet und - wenn auch bisweilen recht spekulativ
- zu deuten versucht hat.48

Ein Beispiel in Wirths „Chronik" ist Wilhelm Hausers Rückblick auf die Hilfe vor allem
Karl Jungs eines Eisenbahnbeamten, von dem es in dem Buch , Exilland Schweiz 1933-1945'
heißt:... Schweizer Eisenbahner erfüllten bei ihren Dienstfahrten nach Deutschland Aufträge
der KPD. Von diesen heimlichen Helfern, denen ... großer Dank gebührt, sind leider nur zwei
Namen bekannt: Karl Jung, deutscher Eisenbahner aus Schopfheim bei Lörrach, und Graf,
Schweizer Lokomotivführer aus Basel'49. Dass es sich beim Erstzitierten um den in der Abbildung
5 aufgelisteten „Eisenbahn-Obersekr., Freiburg Br., Freiligrathstr. 95" mit der Matrikel-
Nr. 6023 handelt, über den in allen vorliegenden Teilen dieses Beitrags keinerlei Einzelheiten
mitgeteilt zu werden vermochten, steht gewiss außer Frage. Über ihn heißt es an anderer Stelle
weiter, dass (lt. Hauser) die Auswanderung eines Familienmitglieds nur dadurch ermöglicht
werden konnte, indem über die schon erwähnte Familie Jung Geld in die Schweiz gebracht
wurde ... Über Karl Jung , exportierte' ich freilich noch ganz andere Dinge in die Schweiz. Ich
schrieb meine Beobachtungen über politische Vorgänge in Deutschland nieder, insbesondere
über die Judenverfolgung und die Aufrüstung. Meine Berichte gingen an die Redaktion der
Baseler ,National-Zeitung', die sie - wie mir Karl Jung berichtete -für ihre Deutschland-Berichterstattung
benutzte.5® Oder zwanzig Seiten später:... und wenn es mit dem Pass misslun-
gen wäre, dann hätte ich mit Hilfe Karl Jungs fliehen müssen. Mein Bruder Siegfried schlug
meine von dieser Einsicht diktierte Warnung in den Wind. Sein Weg ging erst ins französische
Internierungslager Gurs, dann nach Auschwitz.51

Weitere Beispiele in Wirths „Chronik" sind Personen, zu denen der Verfasser des vorliegenden
Beitrags ebenfalls keine oder nur wenige Daten präsentieren konnte. Über sie schreibt
der Biograph: „Weiter lernte Wilhelm Hauser über die Loge eine Familie Bing kennen, mit der
er viel durch den Schwarzwald wanderte, vor allem aber den sieben Jahre älteren Redakteur
Gustav Wenk von der sozialdemokratischen , Volks wacht', der zum Vorstand des örtlichen Parteivereins
und zum Aufsichtsrat des Konsumvereins gehörte und daher Hauser mit anderen
Sozialdemokraten bekannt zumachen in der Lage war."52 Zweifellos ist hier Moritz Bing gemeint
, in der Abbildung 5 der „Kaufmann, Freiburg Br., Mercystraße 33" mit der Matrikel-Nr.
6021.53 Ihm hatte Hauser später aus Angst vor einer (tatsächlich erfolgten) Verhaftung wesentliche
Teile (seiner) wertvollen Archivunterlagen überlassen.54 Und bei seiner Flucht 1939 zusammen
mit seiner Frau Else über die französische Grenze nach Basel, so Hauser selbst, blieben
(wir) noch einige Tage in St. Louis bei Familie Bing zusammen.55 Anscheinend war sie aus

48 Günter Wirth: Die Hauser-Chronik. Geschichte einer Familie. (Ost-)Berlin 1982, 21988; siehe auch Mebes,
Schau-ins-Land 121 (wie Anm. 1), S. 149, dort Anm. 26. Das auf der folgenden dritten Textzeile genannte Buch
wurde ermittelt als Hans Teubner: Exilland Schweiz 1933-1945. (Ost-)Berlin 1975.

49 Wirth (wie Anm. 48), S. 77.

50 Ebd., S. 139.

51 Ebd, S. 158, siehe auch S. 224 f.

52 Ebd., S. 77.

53 Die unmittelbare Aufeinanderfolge der Matrikelnummern 6021, 6022 und 6023 für Moritz Bing, Wilhelm Hauser
und Karl Jung lässt sich damit erklären, dass die Aufnahmegesuche der drei Männer etwa zur gleichen Zeit
im Groß-Sekretariat bearbeitet worden sein müssen (sie sich möglicherweise schon persönlich gekannt haben),
und dass sie außerdem zusammen am gleichen Abend zu Freimaurerlehrlingen initiiert worden sein dürften.

54 Wirth (wie Anm. 48), S. 125.

55 Ebd., S. 157, siehe auch S. 202, 205, 221 und 228.

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