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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 115
(PDF, 48 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0115
Frauen und Jungfrauen an der Sache des Rechts

und der Freiheit.
Frauen-Polenvereine in Freiburg und Lahr 1832*

Von

Gabriela Brudzynska-Nemec

Polenvereine und Polenkomitees wurden in den Jahren 1831/32 zum festen Bestandteil der
bürgerlichen Öffentlichkeit in Baden.1 Im Sommer 1831 leisteten sie wohltätige Hilfe für die
polnischen Freiheitskämpfer, als diese sich gegen die russische Teilungsmacht auflehnten.2
Nach der Niederlage des Aufstandes im September 1831 suchten polnische Offiziere und Soldaten
politisches Asyl in Frankreich. Auf ihrem Marsch durch deutsche Länder Anfang 1832
sorgten zahlreiche Polenvereine für die Aufnahme der Geschlagenen Helden* Dabei lagen
Wohltätigkeit und politische Demonstration, nämlich freisinnige und nationale Gesinnung, die
sich vor allem in einer freiwilligen Vereinsgründung äußerte, dicht beieinander. Diese Verbindung
muss auch für bürgerliche Frauen sehr reizvoll gewesen sein. Ihr besonderes Engagement
in der Polenhilfe wurde von den Zeitgenossen zwar ganz unterschiedlich kommentiert, aber
unbemerkt blieb es nicht:

Aber am tiefsten erschüttert waren unsre Jungfrauen, wenn sie im Mondschein an der Heldenbrust der
polnischen Märtyrer lagen und mit ihnen jammerten und weinten über den Fall von Warschau und den
Sieg der russischen Barbaren ... Das waren keine frivolen Franzosen, die bei solchen Gelegenheiten nur
schäkerten und lachten ... nein, diese larmoyanten Schnurrbärte gaben auch etwas fürs Herz, sie hatten
Gemüt und nichts gleicht der holden Schwärmerei, womit deutsche Mädchen und Frauen ihre Bräutigame
und Gatten beschworen, so schnell als möglich eine Revolution zu machen ... zum Besten der Polen*

Ganz anders als Heine sprach der Heidelberger Burschenschafter Karl Brüggemann auf dem
Hambacher Fest im Mai 1832 über dieselbe Sache:

* Der vorliegende Aufsatz basiert auf den Teilergebnissen meiner Dissertation zu der polenfreundlichen Begeisterung
in Baden, die 2004 an der Universität Toruii angenommen wurde und als Buch im Universitätsverlag
Winter erscheint: Polenvereine in Baden. Hilfeleistung süddeutscher Liberaler für die polnischen Freiheitskämpfer
1831-1832. Heidelberg 2006.

1 Vgl. Gabriela Brudzynska-Nemec: Der badische Polenverein in Karlsruhe und sein Briefwechsel mit dem
Polnischen Nationalkomitee in Paris 1832. In: Schau-ins-Land 121, 2002, S. 85-106.

2 Am 29. November 1830 begann mit dem Ansturm auf die Warschauer Residenz des russischen Großfürsten Konstantin
der Aufstand, der nach der Absetzung der russischen Dynastie im Januar 1831 in einen Krieg überging.
Im Frühling vermochte die polnische Armee den russischen Truppen standzuhalten. Polnische Siege versetzten
die Öffentlichkeit Kuropas in Staunen und weckten große Begeisterung in den liberalen Kreisen. Materielle
Hilfe, vor allem für die polnischen Militärspitäler in Warschau, kam hierbei aus Westeuropa, insbesondere aus
Frankreich und Südwestdeutschland. Nach der von den Polen am 26. Mai 1831 verlorenen Schlacht bei
Ostroleka, kam es zu einer entscheidenden Wende zu Gunsten der Russen. Am 7. September ergab sich Warschau
dem russischen General Paskiewitsch. Damit war der polnische Aufstand gegen die russische Zwangsherrschaft
zusammengebrochen.

3 Der regelmäßige Durchmarsch der polnischen Kolonnen aus Preußen und Österreich begann Mitte Dezember
1831. Es waren insgesamt fast 10.000 Offiziere, wenige Unteroffiziere und Soldaten. Die Emigration bedeutete
nicht nur Flucht vor den Repressalien, die die Aufständischen zu fürchten hatten, sondern auch die Entscheidung
, die polnische Armee unter günstigen freiheitlichen Bedingungen in Frankreich neu zu formieren.

4 Heinrich Heine: Ludwig Börne. Eine Denkschrift. In: Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke. Bd. 11.
Hg. von Manfred Windfuhr. Hamburg 1978, S. 74.

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