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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 135
(PDF, 48 MB)
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Flugschriften der badischen Revolution von 1848/49.

Ihre Funktion in der Revolutionsöffentlichkeit und ihre inhaltlich-thematischen
Bezüge, dargestellt an der Sammlung Cajetan Jägers1

(Teil II)

Von

Christoph Manasse

4. Thematische und inhaltliche Schwerpunkte der Flugschriften

4.1. Soziale und gesellschaftliche Fragen

Während der Revolution von 1848/49 wurde die so genannte soziale Frage heftig diskutiert.
Ein Grund für diese Diskussion war, dass große Teile der Bevölkerung aufgrund wirtschaftlicher
Krisen und steuerlicher Lasten verarmt waren, was die Kluft zwischen Arm und Reich
vergrößerte. Nicht nur der vierte Stand, sondern auch weite Teile der übrigen Bevölkerung waren
wegen unerfüllter Versprechungen, stecken gebliebener Reformen und der zögernden Beseitigung
feudaler Relikte unzufrieden. Diese Situation führte zu sozialen Spannungen zwischen
den Besitzenden und den Nichtbesitzenden und gefährdete die Stabilität der deutschen
Gesellschaft.2 Das Sozialrevolutionäre Potential bildete deshalb ein tragendes Element der
1848/49er-Revolution, das von den Protagonisten der Revolution durch gezielte Agitationen
nutzbar gemacht wurde.

4.1.1. Die ideologische Spaltung
des liberalen und radikalen Lagers in der sozialen Frage

In der letzten Phase des Vormärzes spaltete sich die politische Opposition Badens wegen der
wirtschaftlichen Krise und der ersten Anzeichen einer Sozialbewegung des vierten Standes in
ein liberales und ein radikales Lager. Das liberale Bürgertum, welches bis zu jenem Zeitpunkt
politisch tonangebend gewesen war, wurde durch die als drohend empfundene soziale Frage
in die Defensive gedrängt.

Die Radikalen der badischen Opposition hingegen betrachteten gesellschaftliche Reformvorstellungen
als ein wichtiges Element ihres politischen Denkens und unterschieden sich von
den gemäßigten Liberalen nicht nur durch ihre Bereitschaft zu politisch radikalen Maßnahmen,
sondern auch durch ihre sozialradikalen Zielsetzungen.3 Sie waren eine konsequente Weiterentwicklung
des badischen Radikalismus und brachten dessen politisches Ziel und dessen gesellschaftlichen
Inhalt auf einen gemeinsamen Nenner.4

1 Gekürzte Fassung der im Fach Allgemeine Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit an der Philosophisch-
Historischen Fakultät der Universität Basel im August 2000 eingereichten Lizentiatsarbeit. Der erste Teil der Arbeit
erschien im Schau-ins-Land 123, 2004, S. 59-88.

2 Anne-Katrin Henkel: Zeit für neue Ideen. Flugschriften, Flugblätter, Bilder und Karikaturen - Propaganda im
Spiegel der Revolution von 1848/49. Katalog zur Ausstellung der Staatsbibliothek zu Berlin-Preußischer Kulturbesitz
und der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover. Berlin 1998, S. 130 ff.

3 Struve nannte sich beispielsweise selbst „sozialradikal" und Hecker bezeichnete sich am 5. März 1848 öffentlich
als einen „Social-Demokraten".

4 Norbert Deuchert: Vom Hambacher Fest zur badischen Revolution. Politische Presse und Anfänge deutscher
Demokratie 1832-1848/49. Stuttgart 1983, S. 221 ff.

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