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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 221
(PDF, 48 MB)
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Buchbesprechungen

Landes- und regionalgeschichtliche Literatur

Bundschuh. Untergrombach 1502, das unruhige Reich und die Revolutionierbarkeit Europas. Hg. von
Peter Blickle und Thomas Adam. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2004. 296 S., Text-Abb.

2002 jährte sich zum 500. Mal die Bundschuherhebung von (Bruchsal-Untergrombach. Aus diesem
Anlass veranstaltete die Stadt Bruchsal eine von Peter Blickle und Thomas Adam organisierte Tagung,
deren Beiträge der vorliegende Band vereint. Schon Titel und Referentenkreis verraten dabei deutlich die
Handschrift Blickles. Da die wesentlichen Quellen zu den Ereignissen von 1502 mit der nach wie vor vorbildlichen
Materialsammlung von Albert Rosenkranz (Der Bundschuh, Heidelberg 1927) gedruckt vorliegen
, bemühte sich die Tagung um eine Neubewertung durch den überregionalen Vergleich und „neue
theoretisch-methodische Zugänge" (S. 8).

Nach einer Einleitung von Peter Blickle, die den Untergrombacher Aufstand in den größeren Kontext
eines „unruhigen Reichs" und „revolutionierbaren" Europas stellt, richtet Claudia Ulbrich ihr Augenmerk
auf die „Wahrnehmung und Verarbeitung der Ereignisse" von 1502 (S. 31). Sie kann eine obrigkeitliche,
karnevaleske und exemplifizierende Sicht in der Quellenüberlieferung ausmachen und stellt heraus, wie
wenig diese über den Aufstand selbst und seine Ziele aussagt: „Über das, was Joß Fritz und seine Anhänger
wollten, können wir bestenfalls spekulieren" (S. 51). Georges Bischoff betrachtet den Bundschuh
von Schlettstatt bzw. Ungersheim (1493) von seinen politisch-sozialen Voraussetzungen her. Horst Bus-
zello versucht, Verlauf und Zielvorstellungen des Bundschuhs von Lehen bzw. Freiburg 1513 aus den
Quellen zu rekonstruieren und kommt zu dem Ergebnis, dass sich die „göttliche Gerechtigkeit" der Aufständischen
noch im Rahmen altrechtlicher Vorstellungen bewege (S. 103) und es ihnen um Ausgestaltung
, nicht Umsturz der Feudalordnung ging (S. 114). Rolf Köhn setzt sich kritisch mit der überkommenen
Meinung auseinander, dass es sich beim Bundschuh von 1517 um einen Aufstand von Tagelöhnern,
Bettlern und Vaganten gehandelt habe, und setzt ihr das Forschungsparadigma vom Aufstand des „Gemeinen
Mannes" entgegen. Exakte Aussagen ließen sich allerdings, wie er selbst einräumt, nur durch eine
eingehende „sozialgeschichtliche Analyse der Verschwörer" (S. 139) treffen, was angesichts der etwa 270
bekannten Namen eine immense Aufgabe wäre.

Der Beitrag von Klaus H. Lauterbach rückt die „Reformlandschaft Oberrhein" mit einem ihrer prominentesten
Vertreter, dem Buchli der hundert capiteln, ins Licht der Betrachtung, dessen Neuedition er derzeit
für die MGH vorbereitet. Die vorsichtige Bezeichnung des Verfassers als „der Oberrheiner" (statt
„Oberrheinischer Revolutionär") erweist sich angesichts der neu entbrannten Diskussion über seine Identität
als praktikable Lösung. Lauterbach führt das Denken des Reformers exemplarisch vor, eine Beziehung
dieser Schrift von ausgesprochen intellektuellem Zuschnitt zur Bundschuherhebung wird von ihm
- anders als von Albert Rosenkranz und Günther Franz - aber verneint und auf das allgemeine Klima
einer „produktiven Zeitgenossenschaft" beschränkt (S. 142). Andreas Schmauder skizziert in einer Kurzfassung
seiner Dissertation von 1998 den Verlauf des „Armen Konrad" in Württemberg sowie des nur
dem Namen nach damit verbundenen Bühler Aufstandes von 1514 vor dem Hintergrund der territorialen
Verdichtung. Andreas Würgler befasst sich mit der bisher als „Saubannerzug" bezeichneten Schweizer
Revolte von 1477 und kommt zu einer gänzlich neuen Bewertung der Ereignisse als einem von regulären
Truppenverbänden forcierten Austrag eines Konfliktes zwischen den Innerschweizer Orten und der Stadt
Bern, der somit vollständig aus dem Rahmen der Untertanenkonflikte herausfällt, wie diese aber einen
Wandel im inneren Aufbau der Eidgenossenschaft spiegele. Claudius Sieber-Lehmann stellt sich die
Frage nach den Gründen für einen spezifischen, auf Konsens ausgerichteten Verlauf von Stadt-Landkonflikten
in der Schweiz und beantwortet sie unter Zuhilfenahme der bourdieuschen Spielmetapher mit dem
Hinweis auf ein gemeinsames Interesse der Parteiungen, auf Grund dessen es bei den Konflikten nicht
um die Durchsetzung neuer Gesellschaftsordnungen, „sondern um Verteilungskämpfe ... mit eigenen Verhandlungsregeln
" (S. 231) ging. In der letzten Sektion befasst sich Steven Justice mit den Aufständen der
Jacquerie 1358, der Peasants' Revolt 1381 und der Rebellion von Jack Cade 1450 sowie ihrer historio-

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