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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 7
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0007
Das Freiburger Gutleuthaus im Spätmittelalter

Organisation - wirtschaftliche Basis - Alltagsleben*

Von

Bernadette Kuner

Einleitung

Als Freiburg im Jahr 1120 das Marktrecht erhielt, war ein Aufschwung des städtischen Lebens
gewiss zu erwarten. Neben dem wirtschaftlichen Erstarken bedeutete das vor allem auch die
Zuwanderung von Bürgern, die Errichtung von Häusern und anderen Bauwerken und eine
allgemeine Verdichtung des sozialen Lebens. Im 14. Jahrhundert hatte die Stadt Freiburg die
maximale Einwohnerzahl von 9.000 erreicht, die dann bis zum Ende des 15. Jahrhunderts auf
ca. 6.000 Einwohner absank.1 Das Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum und unter
schlechten hygienischen Bedingungen, wie es in einer mittelalterlichen Stadt der Fall war,
begünstigte die Entwicklung von Krankheiten und Seuchen. Der Aussatz z. B. ist nach der Ansicht
von Ernst Theodor Nauck in Freiburg seit 1252 überliefert.2 Hinzu kamen gebärende
Frauen, Verletzte, altersschwache Menschen und elternlose Kinder. Man darf davon ausgehen,
dass es im mittelalterlichen Freiburg eine beträchtliche Zahl an hilfsbedürftigen Personen gegeben
hat, die auf die öffentliche und kirchliche Fürsorge angewiesen waren.

Eduard Seidler geht davon aus, dass es auch zu Anfang des 16. Jahrhunderts noch kein „planmäßig
geordnetes Gesundheitswesen in Freiburg" gab und dass die Stadt „zunächst keine Medizinalordnung
" erlassen hatte.3 In den ersten Jahrhunderten seit der Stadtgründung basierte die
medizinische und pflegerische Versorgung der Bürger also offenbar nicht auf einem von der
Stadtverwaltung gezielt gesponnenen sozialen Netz, sondern stützte sich auf einzelne Versorgungseinrichtungen
, die teils städtischen, teils kirchlichen Ursprungs waren. In Freiburg gab es
bis zum Spätmittelalter allein 20 Ordensniederlassungen, die karitativ gewirkt haben. Als wichtigstes
Element der städtischen Fürsorge ist vor allem das Heiliggeist-Spital zu nennen, das an
einer zentralen Stelle, zwischen dem Münster und der heutigen Kaiser-Joseph-Straße, angesiedelt
war. Ergänzt wurde es durch die Elendenherberge, die Leproserie, das Findelhaus und
das Blatternhaus sowie spätestens im 16. Jahrhundert durch das Armenspital in der Neuburg.
Hinzu kamen ortsansässige, medizinisch und therapeutisch gebildete Personen. Diese bildeten
zusammen ein Netzwerk, dem es offenbar gelang, zunächst ohne städtische Koordination die
gesundheitliche und soziale Versorgung der Freiburger Bürger aufrecht zu erhalten.4

* Gekürzte Fassung der 2005 im Fach Mittelalterliche Geschichte am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-
Universität Freiburg eingereichten Magisterarbeit.

1 Karl Schmid: Artikel „Freiburg im Breisgau". In: Lexikon des Mittelalters, Bd. 4. München/Zürich 1980-1999,
Sp. 888-892, hier Sp. 889.

2 Ernst Theodor Nauck: Aus der Geschichte der Freiburger Wundärzte und verwandter Berufe (Veröffentlichungen
aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 8). Freiburg 1965, S. 7. Damit widerspricht er sich selbst.
Auf S. 10 seiner Arbeit datiert er die erste urkundliche Erwähnung des Freiburger Gutleuthauses auf 1250.

3 Eduard Seidler: „Die lüt zu artzeneyen". Gesundheitswesen in Freiburg. In: Geschichte der Stadt Freiburg im
Breisgau. Bd. 2. Vom Bauernkrieg bis zum Ende der habsburgischen Herrschaft. Hg. von Heiko Haumann und
Hans Schadek. Stuttgart 1994, S. 333-353, hier S. 333.

4 Ebd., S. 333-339.


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