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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 49
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Hierzu gehörten vor allem Stehlen, Schlagen, Randalieren - und zu lange im Wirtshaus sitzen!
Die Ordnung, die Lazarus von Schwendi einst aufgesetzt hatte, wurde eben immer wieder übertreten
, obwohl der Nachtwächter des Dorfes fleißig die Stunden ausrief und zum Heimgehen
aufforderte. Für die Unterweisung der Jugend war ein Schulmeister zuständig, der sicher seine
Mühe hatte, den vielen Kindern Lesen und Schreiben beizubringen. Vom Rechnen hielt man
damals noch nicht so viel. Dabei wäre gerade der Umgang mit Zahlen wichtig gewesen, besaß
doch fast jedes Dorf seine eigenen Maße und Gewichte. So war in Oberbergen der Saum Wein
um 2 Maß kleiner als in Freiburg. Wenn also beispielsweise Christian Keller seinen Wein nach
Freiburg verkaufen wollte, musste er statt 80 Maß 78 pro Saum rechnen.36

Der größte Teil der Bevölkerung bewirtschaftete wie die Keller Äcker, Wiesen und Rebflächen
. Damals wurden nur auf gut 101 Juchart - etwa 36 ha - Reben angepflanzt, wobei pro
Juchart zwischen 4 und 6 Saum (ä ca. 132 1) geherbstet werden konnten. Um die Landwirtschaft
stand es nicht besonders gut, wegen all zue vühl umbligente rau- undt unfruchtbahren
Berg undt Hüglen, wodurch bey ahnhaltentem nassen Wetter die Felder gentzlichen überschwemmt
werden. Auch konnten die Felder nicht wie in den umliegenden Ortschaften alle
zwei Jahre angesät werden, sondern nur alle 15 bis 20 Jahre. Der Vogt bemängelte denn auch
den Ertrag, der öfters nur wenig über den ausgesäten Samen erbringen würde, etwa das zweieinhalb
- bis dreifache. Sicher hat der Vogt versucht, der Steuer wegen die Felder und den Ertrag
möglichst niedrig anzusetzen; aber ein leichtes Leben hatten die Landwirte Antoni und
Christian Keller dennoch nicht. Antoni besaß ein offenbar einfaches Haus (es wurde als Haus
4. Klasse eingestuft) sowie Eigengut von 2 Sester - der Sester als Flächenmaß zu etwa 9a37-,
auf dem Roggen und 3 Sester, auf dem Gerste angebaut wurde. Dazu noch je Vi Sester mit
Hafer, mit Obst und Kraut sowie Vi Sester Brachacker. Seine Wiese erbrachte 6 Zentner Heu.
Sein Sohn Christian, der mit Barbara Maria Scherrer verheiratet war, besaß noch weniger, nur
ein halbes Haus und weniger eigenes Land. Er pflanzte außer Roggen und Gerste noch Erbsen
und Hafer an und war im Besitz von 2 Mannshauet (ä etwa 4,5 a) Reben, dazu noch eine Neuanpflanzung
. Wie wenig Land dies war, zeigt sich am Besitz des Vogtes: Er besaß 52 Sester Land
und 21 Vi Mannshauet Reben. Sicher haben die Keller noch gepachtetes Land bebaut, denn davon
hätten sie mit ihren Familien nicht leben können. Beide hatten Schulden machen müssen,
Antoni nahm 284 Gulden auf, Christian 84. Sie waren keine wohlhabenden Bauern, ebenso wenig
Roman Keller. Ihm gehörte 1783 ein Haus unten im Dorf, dazu Äcker und ein paar Reben.
Er scheint immer wieder in Geldschwierigkeiten gewesen zu sein, denn über mehrere Jahre
konnte er seinen schuldigen Zins nicht bezahlen.38

Im 18. Jahrhunderts lebten also schon mehrere Familien Keller in Oberbergen; alle betätigten
sich als Landwirte und Winzer. Keiner von ihnen übte politische Ämter im Dorf aus, sei es
im Gericht oder gar als Vogt. Erst 1830 saß einer aus dieser Familie im Gemeinderat.39

Von der Stube zum Gasthaus „Hirschen"

Bevor sich ein Keller auf dem Gasthaus „Schwarzer Adler" niederlassen konnte, musste es erst
einmal eine Wirtschaft mit diesem Schild geben. Und das war 1760 noch nicht der Fall, denn
es wird lediglich eine Gemeindestube ohne Schild erwähnt. Deren erste Nennung lässt sich bis
ins 16. Jahrhundert zurück verfolgen, in eine Zeit voller Umwälzungen, Neuerungen und Revolten
. Zunächst erhoben sich 1524/25 die Bauern und lehnten sich gegen ihre Herrschaft auf. Die

Ebd.

37 In der Herrschaft Burkheim ergaben 5 Sester 1 Juchart, in Freiburg nur 4 Sester zu je 9 a, ebd. Der Sester ist
eigentlich ein Raummaß, wurde im Breisgau auch als Flächenmaß für Matten und Äcker benutzt, wobei wohl
vom Saatgutbedarf ausgegangen wurde, Huggle/Ohler (wie Anm. 33), S. 24.

38 Gemeindearchiv Oberbergen (GemeindeAO), Bücher IV Grund und Pfandbücher 7, S. 7, 37 und 264.

39 GLA, 70 Oberbergen, Gemeinderechnung Nr. 10, um 1830.

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