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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 60
(PDF, 44 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0060
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Franz Anton war ein unruhiger Geist, dem das Wirtsdasein in Oberbergen nicht genügte.
Auch seine häufigen Handelsreisen boten ihm nicht ausreichend Ersatz für die früheren Auslandsaufenthalte
- er musste wieder den Duft der großen weiten Welt schnuppern. Daher verpachtete
er seine Wirtschaft an Anton Baumgartner. Im September 1901 erhielt dieser die Erlaubnis
zum Betrieb des „Adler".71 Allerdings mit einigen Auflagen: Baumgartner sollte ein
besonderes Pissoir bei der Abortanlage erstellen lassen, außerdem hatte er darauf zu achten,
dass die von der Wirtschaftsküche zur Wohnung des Franz Keller führende Türe stets verschlossen
gehalten wurde, wohl aus hygienischen Gründen. Da der jetzige Pächter diese Auflagen
zwei Monate später noch nicht erfüllt hatte, drohte die Einstellung des Wirtschaftsbetriebs
. Dem kam Monate später, im August 1902, Franz Anton zuvor: Er wolle den Gastbetrieb
wieder selbst übernehmen, teilte er dem Bezirksamt mit. Aber so einfach ging das nicht, denn
das Amt wollte wissen, wo er sich zwischenzeitlich aufgehalten habe und wie sein Verhalten
sei. Auch habe er ein Leumundszeugnis daher vorzulegen, welches sich besonders darüber ausspricht
, ob Keller die persönliche Vereigenschaftung zum Wirt nach seinem Leumund noch besitzt
. Franz Anton konnte offensichtlich alle Zweifel ausräumen, denn er durfte seinen Betrieb
wieder übernehmen. Er sollte lediglich eine Anzeige zur Wiedereröffnung der Wirtschaft vorlegen
. Bereits 1906, nach knapp vier Jahren, verpachtete er den „Schwarzen Adler" erneut und
zwar an einen gewissen Eck (?). Franz Anton zog es offenbar vor, sich mit seinem Weinhandel
zu beschäftigen. Damit hatte er sicher auch einiges zu tun, denn inzwischen lieferte er den
Gutsbesitzern in Ost- und Westpreußen Kaiserstühler Weine. Den Wein versandte er in Fässern
mit der Eisenbahn; die Abfüllung auf Flaschen war damals noch nicht üblich.

Der Erste Weltkrieg veränderte die Lage völlig. Oberbergen gehörte zum grenznahen Gebiet
, in dem die Bevölkerung ständig in Angst vor feindlichen Angriffen lebte. Der Handel mit
dem Elsass und mit Ostpreußen brach zusammen, ein schwerer finanzieller Schlag für den
Weinhändler. Damit nicht genug. Er verlor auch Geld durch Kriegsanleihen und die Inflation
von 1923. Wer vor dem Krieg reich war, konnte nun zu den Armen zählen. Franz Anton überwand
diese schweren Jahre und füllte noch einmal seine Weinkeller - zum Teil durch Kredite
- mit den hervorragenden Jahrgängen 1928 und 1929.

Immer wieder umgebaut -
das Haus zum „Schwarzen Adler"

Ein zusätzlicher Beleg für eine frühere Entstehung des „Adlers" ist im Gebäude selbst zu sehen.
Nach einer ersten Auskunft des Denkmalamtes soll das Haus im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts
erbaut worden sein. Es ist nicht einfach, aus dem heutigen Gebäudekomplex die alten
Strukturen von früheren Bauten wiederzuerkennen, sind doch inzwischen sicher drei Gebäude
darin aufgegangen. Ohne dendrochronologische Untersuchungen lässt sich nicht all zu viel
über das tatsächliche Alter sagen. Einer alten Baubeschreibung ist jedoch zu entnehmen, dass
es sich bei dem ursprünglichen Gebäude um ein zweigeschossiges Walmdachhaus gehandelt
hat, dessen First parallel zur Hauptstraße verlief. Damals war beabsichtigt, das Fachwerk des
Obergeschosses frei zu legen, was aber offensichtlich nicht erfolgt ist. Das schmiedeeiserne
Wirthausschild mit den Initialen „VB" wird in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts datiert, als die
Wirtschaftskonzession erteilt wurde. Die wichtigste Information stammt aus Feuerversicherungsakten
, welche die Jahreszahl 1637 auf einem Balken des Dachstuhls vermerken, der aus
dem 17. Jahrhundert stammen könnte. Eine weitere weist auf das Jahr 1797 hin. Diese beiden
Datumsbelege existieren nicht mehr, denn nach 1960 fand sich kein datierter Sturz mehr.72

71 GemeindeAO, V. 2, S. 336. Auch im Folgenden.

72 Angaben von Herrn Kaiser, Regierungspräsidium Freiburg, Abt. 2, Referat 25 „Denkmalpflege", der freundlicherweise
eine Kopie zur Verfügung stellte.

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