Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 149
(PDF, 44 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0149
Ein weiteres Gelände, das die grundlegenden Auswirkungen der Rheinkorrektur auf den
Standort und die Struktur der heutigen Auewälder zeigt, ist das Gebiet der deutsch-französischen
Rheinaue zwischen Breisach und Straßburg/Iffezheim. Bearbeitet ist ein ca. 7 km langer
Ausschnitt der Rheinaue vom Südende des bekannten Naturschutzgebietes „Taubergießen" bis
nach Wyhl, einem Dorf in der deutschen Rheinaue. Wesentliche ökologische und landschaftliche
Entwicklungslinien seit 1838 sind durch Eintrag in die topographische Karte von 2006
kenntlich gemacht. Im Gebiet der heutigen Auewälder lief der Rhein 1838 in einer Breite von
1 bis 2 km. Das korrigierte Flussbett wurde bis 1872, dem Höhepunkt der Rheinregulierung,
künstlich verlandet (Abb. 11, hellgrüne Fläche). Jener Teil der heutigen Auewaldfläche, der
1838 außerhalb des Flussbettes lag (Abb. 11, dunkelgrüne, sonstige Gebüschfläche), war in die
Regulierungsarbeiten einbezogen. Sie trug 1872 großflächig den Gebüsch-Faschinen-Niederwald
mit Flächen für die Viehweide. In der Waldflächenbilanz der Rheinaue zwischen 1872
und heute gibt es deutliche Unterschiede zwischen der badischen Rheinaue und dem Elsass bei
Schönau. Auf der deutschen Seite wurde Faschinenwald nach 1872 großflächig gerodet, im Elsass
kamen seit 1872 kleinere Waldflächen dazu und zwar durch Aufforstung früher landwirtschaftlich
genutzten Geländes (Abb. 11).

Mittelwälder wurden erst am Ende der Rheinbegradigung im trocken gelegten Flussbett neu
und künstlich aufgebaut. Es gab in den Faschinenwäldern keine großflächige Waldtradition mit
Eiche, Ulme oder Esche. Alle diese typischen Auewaldbaumarten wurden künstlich in Anpassung
an die standörtlichen Veränderungen durch die Rheinkorrektur und den Rheinausbau in
die Wälder gebracht.

Bei den Veränderungen in der Struktur der Landnutzung in der Rheinaue waren das Grünland
und die Ackerfläche noch wichtiger oder zu mindest ebenso wichtig wie der Faschinenwald
. Die Bewohner der Städte und Dörfer am Rhein mussten ernährt werden und die zahlreichen
Hungersnöte im 18. und 19. Jahrhundert überleben. Deshalb war es für die Akzeptanz der
Rheinregulierung und ihrer Folgewirkungen in der Bevölkerung von Bedeutung, dass auch
Fortschritte für eine verbesserte Ernährungsgrundlage durch Ausweitung von Grünland und
Ackerfläche erreicht wurden. Wenn man die Entwicklung des Grünlandes und der Ackerflächen
in der Rheinaue bei Hartheim und Bremgarten betrachtet, dann ist zu erkennen, dass
zwischen 1838 und 1872 eine beträchtliche Ausweitung des Grünlandes und der Felder stattfand
(vgl. Abb. 8 und 10).39 Ähnlich verlief die Entwicklung der Rheinaue bei Weisweil/Wyhl
nördlich von Breisach (Abb. 11).

Die Behörden, die sich in Baden mit der Rheinkorrektion befassten, strebten an, dass Wald
gerodet und in Grünland oder Ackerland umgewandelt werden konnte. Die Freigabe von Wald
geschah aber unter der Bedingung, dass an anderer Stelle, d.h. im verlandeten Flussbett neuer
Wald entstand, der etwa gleichen Wert wie der gerodete Wald haben sollte. Es war klar, dass
die Gleichwertigkeit des neuen Waldes, des heutigen Auewaldes, nicht während der Rheinkorrektur
, sondern erst viele Jahrzehnte später erreicht werden konnte.

Aufbau der Auewälder

Der Aufbau der heutigen Auewälder geschah in Stufen. Langsam wurde in Jahrzehnten der
Strauch- und Gebüschbestand des Faschinenwaldes mit Harthölzern wie Eiche, Ulme und Esche
angereichert. Diese Bäume traten an die Stelle der Sträucher und des Weichholz-Niederwaldes
. Dazu waren zwei Voraussetzungen notwendig: Erstens wurde der Rhein Zug um Zug
aus dem Korrektionsgelände zurückgedrängt und auf das neue Rheinbett beschränkt, zweitens
sanken auf der Fläche des heutigen Auewaldes (vgl. Abb. 10 und 11) die Überflutung und der

39 Zustand 1838 aus Rheinlauf 1838 (wie Anm. 18), Blatt 5; Zustand 1872 aus Rheinlauf 1872: Karte über den Lauf
des Rheins von Basel bis Lauterburg. Großherzogliche Badische Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaus.
Druck W. Creuzbauer. Karlsruhe 1872, Universitätsbibliothek Freiburg, Rara J 8939, 18 Blätter.

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