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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 161
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plätze der Zähringervorstadt vergeben waren, braehte die Anbindung Freiburgs an das Eisenbahnnetz
neue Impulse. Im Juli 1845 wurde die Bahnlinie Freiburg-Offenburg im Beisein
Großherzog Leopolds und seiner Söhne feierlich dem Verkehr übergeben.27 Freiburg hatte
einen zunächst noch außerhalb der Stadt liegenden Bahnhof mit der größten Bahnsteighalle
Badens erhalten. Der Bahnhof ermöglichte einen verstärkten und schnelleren Warenaustausch.
Er bildete nicht nur eine wichtige Voraussetzung für die fortschreitende Industrialisierung,
sondern brachte auch frischen Wind und ein neues Lebensgefühl in die Stadt. Weitere Stadterweiterungen
wurden nötig. Neben der zwischen Martinstor und Dreisam gelegenen Stephanienvorstadt
, in der kapitalkräftige Bauherren nach den Arnold'schen Bauvorschriften in geschlossener
Bauweise ihre Wohnhäuser erstellten, wurde die Zähringervorstadt nach Osten hin
ausgedehnt.28 Ebenso entstanden Streusiedlungen der weniger begüterten Bevölkerung im Bereich
Wiehre und Kartäuserstraße. Am 29. März 1846 genehmigte die Regierung des Oberrheinkreises
einen Entwurf des Bauverwalters Joseph Roesch, der sowohl dem Dorf Wiehre als
auch dem Gebiet zwischen Bahnhof und Altstadt durch die Anlage weiterer Straßen ein neues
Aussehen verlieh.29 Zwischen Bahnhof und Altstadt ließen sich später höhere Beamte, Akademiker
und Privatiers (z.B. Wilhelm Platenius, einer der ersten Direktoren der Deutschen
Bank30) nieder. Das Viertel wurde großzügig und optisch attraktiv angelegt. Trotz einiger politisch
unruhiger Jahre und vor allem nach den liberalen Gewerbefreiheitsgesetzen von 1862
zogen die Menschen weiterhin nach Freiburg, andere verließen aber auch den Bereich des
alten Stadtkerns, um sich in den neu entstehenden Siedlungen um die Stadt niederzulassen.

Das Ortsstraßengesetz vom 20. Februar 1868 war Voraussetzung für die Entstehung weiterer
Straßen. Nach der Beendigung des Deutsch-Französischen Krieges und der Reichsgründung
1871 schnellten die Bauplatzpreise in die Höhe und die Bauparzellengröße wurde aufgrund
der steigenden Nachfrage nach Wohnraum stetig verkleinert. 1874/75 wandte sich der
Fabrikant Johann Georg Thoma wohl als erster mit dem Gesuch an den Gemeinderat, eine Privatstraße
durch sein Gut anlegen zu dürfen. Sie sollte die Eisenbahnstraße mit der Friedrichstraße
verbinden und eine schnellere Erreichbarkeit der Reichspost ermöglichen. Thoma hatte
sein Gut 1869 von dem Rentamtmann Josef Anton Sporer erworben.31 Dabei handelte es sich
um das ehemalige Anwesen der Gräfin Colombi. Thoma wollte sein großes Grundstück in
höheren Wert bringen und im Stile eines Unternehmers an der von ihm neu projektierten Straße,
der späteren Colombistraße, Bauparzellen veräußern. Das Projekt scheiterte jedoch zunächst
daran, dass sich Thoma und der Hutfabrikant Glockner, dessen Grundstück an der Friedrichstraße
ebenfalls betroffen gewesen wäre, über die Teilung der Kosten nicht einigen konnten.
1879 wandten sich Glockner und Thoma, mittlerweile über die Konditionen der Kostenteilung
im Einvernehmen, erneut an den Wohllöblichen Stadtrath Freiburg. Doch diesmal ging der
Stadtrat auf die gestellten Bedingungen nicht ein, da die Anlage einer solchen Privatstraße
weniger in städtischem Interesse liegt.7'2

Auch von Schleips Anerbieten an die Stadt, das in der Einleitung genannte Straßengelände
durch sein Grundstück zu verkaufen, war im Oktober 1878 Abstand genommen worden. Beide
Güter, dasjenige von Thoma und jenes von Schleip, waren parkartig angelegt und hatten vor
allem Erholungswert für die Städter, zumal sich Schleips Anwesen direkt neben dem städtischen
Alleegarten befand. Eine Bebauung derselben lag also nicht in städtischem Interesse,
aber umso mehr im Interesse der Besitzer und Handwerker bzw. Bauunternehmer, die auch an

27 Kalchthaler (wie Anm. 22), S. 125.
-8 Kneile (wie Anm. 25), S. 19.

29 Ebd.. S. 21.

30 www.bankgeschiehte.de/index_gen.html?02html (20.04.06).

31 Ulrike Kalbaum: Die Villa Colombi in Freiburg im Breisgau (1859-1861). Studien zum neugotischen Wohnbau
in Südwestdeutschland. Magisterarbeit. Freiburg 2002, S. 38.

12 StadtAF, C2/123/12 (Inplanlegung und Herstellung der Rosa- u. Colombistraße, 1875-1888).

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