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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 185
(PDF, 44 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0185
Blumen statt Bomben?

Die Situation der Freiburgerinnen bei Kriegsende
und in der Nachkriegszeit*

Von

Christiane Pfanz-Sponagel

Wir schleppten Kisten. Wir waren Chauffeure.
Wir standen auf Dächern und schmißen mit Sand.
Wir drehten Läufe für eure Gewehre.
Uns nahm in den Kellern der Tod hei der Hand. ...
Es rauschten vom Himmel die singenden Minen.
Wir waren zu müde zur Angst, mein Schatz.
Dann standen wir wieder an den Maschinen.
Wir waren ein williger,
ausnehmend hilliger
Männer-Ersatz.

Warum mußten unsere sanften Hände rau sein?
Warum mußte unser Haar so zeitig grau sein ?
Und genau so grau das Gesicht?
Eine Frau will doch endlich eine Frau sein!...
Versteht ihr das denn nicht?...
Chor: >Ach, wie bald, ach, wie bald

schwindet Schönheit und Gestalt!< ...

Diese Auszüge aus dem zeitgenössischen Gedicht „Le dernier cri" von Erich Kästner schildern
eindrucksvoll die Situation der Frauen im Krieg und in der Nachkriegszeit.

In der Forschung war das Thema dagegen lange vernachlässigt worden und rückte erst seit
den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts verstärkt in das Blickfeld der Geschichtswissenschaft.
Die Nachkriegsgeschichte von Frauen wird als „Geschichte der Enttäuschungen und Demütigungen
"2 gesehen, es ist die Rede von der „Restaurierung der Geschlechterverhältnisse"3 in
den 50er-Jahren oder einem „gigantischen Rollback in Sachen Frauenbild"4. In jüngster Zeit
beurteilt man die Stellung der Frau in der Nachkriegszeit allerdings auch positiver und wertet

* Der vorliegende Beitrag ist die geringfügig erweiterte Fassung eines Vortrags gleichen Titels, der im Rahmen der
Veranstaltungsreihe „Weltgesundheitstag & Muttertag" der Stelle zur Gleichberechtigung der Frau der Stadt Frei- -
bürg am 10. Mai 2005 gehalten wurde.

1 Erich Kästner: Le dernier cri. Zitiert nach: Unsere verlorenen Jahre. Frauenalltag in Kriegs- und Nachkriegszeit
. Hg. von Klaus-Jörg Ruhl. Darmstadt 1985, S. 190f.

2 Frauen in der Nachkriegszeit. 1945-1963. Hg. von Klaus-Jörg Ruhl. München 1988, S. 8.

3 Hier sind beispielsweise Gärtner, Guttmann oder Stiehr zu nennen: Eva-Maria Gärtner/Gabriele Jais/Hans
Thoma: Die Frau in der Nachkriegszeit. In: Alltagsnot und politischer Wiederaufbau. Zur Geschichte Freiburgs
und Südbadens in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg. Hg. vom Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg
(Stadt und Geschichte. Neue Reihe des Stadtarchivs Freiburg i.Br. 9). Freiburg 1986, S. 51 ff.; Barbara Guttmann
: Den weiblichen Einfluss geltend machen ... Karlsruher Frauen in der Nachkriegszeit 1945-1955 (Veröffentlichungen
des Karlsruher Stadtarchivs 21). Karlsruhe 2000; Karin Stiehr: Aspekte der geschichtlichen und
politischen Situation von Frauen in den 50er Jahren. In: Verdeckte Überlieferungen. Weiblichkeitsbilder zwischen
Weimarer Republik, Nationalsozialismus und fünfziger Jahre. Hg. von Barbara Di: i ermann. Ulrike Hammer
und Doron Kiesel (Arnoldshainer Texte 68). Frankfurt am Main 1991.

4 Ute Scherb: Ich stehe in der Sonne und fühle, wie meine Flügel wachsen. Studentinnen und Wissenschaftlerinnen
an der Freiburger Universität von 1900 bis in die Gegenwart. Königstein 2002, S. 266.

Wir haben Sehnsucht nach Glück und Seide.
Der Krieg ist vorbei und noch immer nicht aus.
Die Tränen, die sind unser letztes Geschmeide.
Der Hunger schiebt Wache vor unserm Haus. ...
Das Elend als Hemd, und als Mantel die Reue,
die Armut als Hut, und Verzweiflung als Kleid!
Da stehen wir nun und tragen die neue,
die fleckige, scheckige,
speckige, dreckige
Mode der Zeit1.

Wird der Himmel über uns denn nie mehr blau sein ?
Wird das Leben, unser Leben, immer grau sein?...*

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