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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 193
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der Aufwärtstrend weiblicher Erwerbstätigkeit dennoch nicht zu stoppen. Der Einzug in berufliche
Spitzenpositionen gelang freilich nur den allerwenigsten.

Zum Wohle des Nächsten - Frauenorganisationen

Nachdem die Nationalsozialisten den vielfältigen Aktivitäten der ersten Frauenbewegung ein
Ende gesetzt hatten, organisierten sich die Frauen nach Kriegsende neu. Im August 1946
schlössen sich Frauen verschiedenster politischer Couleur zum überparteilichen „Freiburger
Frauenausschuß" zusammen. Der Frauenauschuss wollte allen Frauen helfend und ratend zur
Seite stehen und ihre Interessen ... vertreten.16 Er forderte die völlige Gleichberechtigung der
Frau. Leider ist das weitere Wirken der Gruppe nicht dokumentiert.

Ein Blick in das Adressbuch von 1950 zeigt, dass vor allem die konfessionelle Frauenbewegung
wieder erstarkt war. Dieser Befund ist typisch für die französische Zone, in der der „Katholische
Frauenbund" und Landfrauenverbände dominierten. Im Jahr 1950 wurde auch eine
Ortsgruppe des „Demokratischen Frauenbundes" (DFD) gegründet, die sich in der Friedensarbeit
engagierte. Da sie als kommunistische Tarnorganisation galt, wurde sie argwöhnisch beobachtet
und 1957 schließlich verboten.

Dr. Johanna Kohlund, Philomene Steiger und andere bürgerliche Frauen hatten bereits 1947
den „Freiburger Frauenring" gegründet. Dieser Frauenverein setzte sich die Linderung der Not
und die stärkere Einschaltung der Frauen in das öffentliche und soziale Lehen zum Ziel. Der
staatsbürgerliche Ausschuss spielte allerdings nur eine eher nachgeordnete Rolle. Der Schwerpunkt
der Vereinsaktivitäten lag auf der Wohltätigkeitsarbeit, die als wesensgemäße Aufgabe
der Frau galt und eine lange Tradition besaß. Eine der ersten Aktivitäten war die Einrichtung
der von Grete Borgmann, der späteren langjährigen Vorsitzenden, initiierten Erziehungsgruppen
„Eltern-Lehrer-Gespräche". Der Verein verfügte über gute Beziehungen zur Caritas und -
nicht zuletzt durch die Mitgliedschaft von Maria Wohleb, Leo Wohlebs Ehefrau, - zur badischen
Staatsregierung.

Die emanzipatorischen Forderungen waren also schnell in den Hintergrund getreten, d.h. die
Frauenvereine beschränkten sich im wesentlich auf die praktische Hilfe. Da diese Frauenorganisationen
nicht als „pressure groups" für die Durchsetzung der Gleichberechtigung eintraten,
wurden sie in der Forschungsliteratur meist unter dem Begriff „traditionelle Frauenverbände"
abgehandelt. Heute werden - wie früher - Fraueninteressen wieder etwas weiter verstanden
und auch karitative Frauenvereine unter Frauenbewegung subsumiert.

Mehrheit ohne Macht - Frauen in der Politik

Nach Kriegsende herrschte in der Frauenöffentlichkeit eine gewisse Aufbruchstimmung, die
sich in der Überzeugung „das Schicksal Deutschlands liegt in der Hand seiner Frauen" widerspiegelt
. Das neue Selbstbewusstsein resultierte aus der Einsicht, dass die „Männer-Politik"
versagt hatte. Die in diesem Kontext ebenfalls vertretene These, Frauen würden die Welt aufgrund
ihrer weiblichen Eigenart menschlicher machen, entspringt allerdings einem von polaren
Geschlechtscharakteren ausgehenden Frauenbild.

Trotz des gewachsenen Selbstbewusstseins und des herrschenden Frauenüberschusses zog
nur eine verschwindend kleine Minderheit von Frauen in die Parlamente ein. Dem am 15. September
1946 gewählten Freiburger Stadtrat gehörten drei Frauen an: die Kinderärztin Dr. Gerda
Schlayer von der Sozialistischen Partei (SP) (1901-1953); die Studienrätin a.D. Dr. Hildegard
Teutsch von der Demokratischen Partei (DP) (1898-1977) und die Geschäftsinhaberin Ernestine
Zeiser von der Badischen Christlich-Sozialen Volkspartei (BCSV) (1888-1955). Jede
Partei hatte ihre „Alibifrau" entsandt. Da die Kommunistische Partei (KP) nur drei Stadträte

1(1 Badische Zeitung vom 23. August 1946.

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