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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007-Reg/0015
Die Schauinslandstube im Freiburger Kaufhaus

Von

Renate Liessem-Breinlinger

Als im Oktober 1879 die Stube des „Breisgau-Vereins Schauinsland" im dritten Stock des
Freiburger Kaufhauses1 fertig war, zog sie viele Neugierige an. Für 40 Pfennig durften sie eintreten
und sich umsehen: ein mäßig hoher Raum mit Holzbalkendecke, drei Fenster auf den
Münsterplatz hinaus, im rückwärtigen Teil eine gewölbeartig ausgebaute Nische, die Wände
über einer Lamperie farbig bemalt, an der östlichen Wand der Namenspatron Schauinsland als
Berggeist mit wallendem Bart, an der westlichen ein brokathinterlegtes Geviert mit den
Wappen der Mitglieder.

Im Stil der frühen Renaissance

Der Raum erwecke den Eindruck einer Zunftstube vergangener Jahrhunderte, schrieb das
„Freiburger Tagblatt",2 und so hatten es die drei Gaubrüder gewollt, die um die Jahreswende
1878/79 als Leiter in der Angelegenheit der herzustellenden Vereinsstube gewählt wurden: der
Kunstmaler Fritz Geiges, der Kaufmann Carl von Gagg und der Architekt Leopold Geiger.3
Im Stil des frühen 16. Jahrhunderts als einer Blütezeit von Kunst und Handwerk sahen sie die
rechte Entsprechung zu ihren Zielen, Geschichte, Kunst und Naturschönheiten der näheren
Umgebung kennenzulernen und zu pflegen.

Für rund 4.000 Mark wurde die Stube im Lauf des Jahres 1879 ausgestaltet.4 Den größten
Teil der Summe brachte der Verein dadurch auf, dass er bei seinen Mitgliedern unverzinsliche
Darlehen aufnahm.5 Der Lithograph Wächter hatte hierzu aufwendig in Rot und Gold gestaltete
Anteilscheine entworfen. 25 Jahre später waren die Kleinkredite zurückgezahlt, die
Reihenfolge hatte das Los bestimmt. Dass der Preis so niedrig gehalten werden konnte, lag
daran, dass die wichtigsten Arbeiten von Mitgliedern unentgeltlich geleistet wurden. Im
Eingang zum sogenannten Gewölblin über der Durchreiche aus dem Vor- oder Schankraum
wurde ihnen durch eine Inschrift in Urkundenmanier ein Denkmal gesetzt:6 Von Fritz Geiges
stammten Riss und Visierung, Leopold Geiger hatte die Bauleitung und Carl von Gagg oblag
die finanzielle Kalkulation. Als Dekorationsmaler wirkten Wilhelm Weber und Heinrich
Jantzen. Nach Entwürfen von Fritz Geiges stellten Heinrich Heimle, Albert Merzweiler und
Maximilian Häberle die farbigen Fenster her. Der Spenglermeister Leonhard Schmidt fertigte
Ventilatoren an. Rudi Lembke und Heinrich Dengler lieferten Bildhauerarbeiten. Julius Krauß

* Nachdruck des an die neue Rechtschreibung angepassten und geringfügig ergänzten Beitrags aus Schau-ins-
Land 101, 1982. S. 299-312. Auf den Abdruck der SAV-Abbildungen wurde verzichtet. Siehe hierzu auch Fotodokumentation
von Hans-Peter Vieser im Anschluss.

' Genau gesagt, liegt die Stube in dem östlich anschließenden mit dem Kaufhaus verbundenen Gebäude. Es wurde
von der Stadt schon im 16. Jahrhundert kurz nach der Errichtung des Kaufhauses dazu gekauft. Vgl. Friedrich
Hefele: Zur Baugeschichte des Freiburger Kaufhauses. In: Schau-ins-Land 51-53, 1926, S. 6. Gelegentlich wird
das Kaufhaus mit den integrierten Nebengebäuden in den Akten auch Ballhaus genannt, was auf die Nutzung als
Ballsaal seit dem 18. Jahrhundert zurückgeht.

2 Freiburger Tagblatt vom 4.12.1898, Nr. 276.

3 Protokollbuch des „Breisgau-Vereins Schauinsland", Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), K2/1. Zu Fritz Geiges
siehe Ruthild Hopfer: Fritz Geiges - Vier Beispiele zur Dekorationsmalerei und Glasmalerei im Freiburger
Raum, masch. Magisterarbeit Universität Freiburg. Freiburg 1981.

4 Schau-ins-Land 6, 1879, Jahresbericht.

5 3.000 Mark in Anteilen von je 10 Mark, StadtAF. K2/1, Akten 1873-1880; StadtAF, Dwe 4350.

6 Gedruckt in: Schau-ins-Land 25, 1898, Vereinsbericht.

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