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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 44
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desherrn gekämpft. Es ist belegt, dass Mannschaft, Ritter und Knechte der Stadt Freiburg in
diesem Kampf ihr städtisches Banner mit dem roten Kreuz im weißen Feld verloren haben, wobei
unerheblich ist, ob der Freiburger Ritter Martin Malterer oder ein Repräsentant des Stadtschultheißen
das Banner der Stadt Freiburg getragen hat. Das verlorene Banner von Freiburg
wird heute in der Barfüßerkirche zu Luzern aufbewahrt.

Das Datum der Schlacht bei Sempach ist demnach der späteste Zeitpunkt, zu dem das Georgskreuz
als offizielles Stadtwappen übernommen und der hl. Georg als Schutzpatron der
Stadt Freiburg verehrt worden ist.15 Eine genaue Beschreibung des Banners findet sich allerdings
erst in einem Bericht über den Krieg von 1424, den der Städtebund der damaligen Reichsstädte
Freiburg, Endingen, Kenzingen, Neuenburg und Breisach - unter der Vormacht Freiburgs
- gegen den Breisgauer Reichsvogt Markgraf Bernhard von Baden geführt hat: Item das zeichen
im velde sol sin ein wiß velde mit einem roten krütze.16

Bei einer Schilderung der wichtigsten Ereignisse aus dem Leben des hl. Georg müssen Überlieferung
, Legenden und frei erfundene Geschichten dieses beliebten Heiligen auseinander gehalten
werden.17 In einem Bericht des Eusebius von Caesarea (um 260-339) über die zahlreichen
Märtyrer während der Regierungszeit des Kaisers Diokletian (284-305) findet sich ein
Hinweis auf den Martyrertod des hl. Georg am 23. April eines nicht genannten Jahres. Nach
der ältesten erhaltenen Lebensbeschreibung (aus dem 5. Jahrhundert) soll er um 270 in Kappadokien
geboren sein, sich als römischer Offizier zum Christentum bekannt haben und deshalb
um 305 unter Kaiser Diokletian enthauptet worden sein. Über seinen Martyrertod in Dios-
polis liegen zwei Berichte aus dem 6. Jahrhundert vor.18 Zu dieser Zeit gab es bereits Pilgerreisen
zu seinem Grab in Lydda-Diospolis (östlich von Tel Aviv). Vor allem im Vorderen Orient,
in Äthiopien und Ägypten, aber auch in Syrien, auf Zypern und in Griechenland entstanden
zahlreiche Kirchen mit seinem Patrozinium. Die ältesten Abbildungen des Heiligen stammen
aus dem 6. Jahrhundert. In der griechischen Kirche gehörte der hl. Georg zu den Großmarty-
rern (u.£yaA.o^apiüpoi) und wurde als deren Bannerträger dargestellt. Im merowingischen
Frankenreich wurden schon im 6. Jahrhundert Reliquien des hl. Georg verehrt. Im Jahr 896 erhielt
der Reichenauer Abt Hatto III. (888-913) von Papst Formosus eine Kopfreliquie des hl.
Georg, die bis dahin in der römischen Kirche San Giorgio in Velabro und vor 750 in der
Lateranbasilika aufbewahrt worden war.19 Die Übertragung dieser Georgsreliquie auf die
Reichenau war der Anlass für den Bau (oder die Vollendung) der Kirche St. Georg in
Reichenau-Oberzell, die damit zu den ältesten Georgskirchen Europas zählt. Im 11. Jahrhundert
wurde der hl. Georg zum Schirmherrn der Kreuzritter und anschließend zum Patron aller
Ritter erhoben; er gehört seit dem 15. Jahrhundert auch zu den „Vierzehn Nothelfern". Den
Mangel an zuverlässigen Lebensdaten ersetzte man im Mittelalter durch die bekannten Legenden
und Wundergeschichten.

15 Poinsignon (wie Anm. 1), S. 10f.; Kalchtaler (wie Anm. 1), S. 59.

16 Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau. II. Band. Hg. von Heinrich Schreiber. Freiburg 1828, S. 330.

17 Zur Vita des hl. Georg vor allem LThK (wie Anm. 3), Bd. 4, Freiburg 21932, Sp. 392ff. sowie Bd. 4, Freiburg
M995, Sp. 476ff.; LCI (wie Anm. 6), Bd. 6, Sp. 365ff.; Bibliotheca sanctorum. Bd. 6. Rom 1965, Sp. 512ff.; Otto
Wimmer/Hartmann Melzer/Josef Gelmi: Lexikon der Namen und Heiligen. Innsbruck 1988, S. 307ff. (mit
weiteren Nachweisen); Joseph Braun: Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst. Stuttgart 1943
(Reprint 1964), Sp. 283ff.; Jacobus de Voragine: Legenda aurea. Übersetzung aus dem Lateinischen von Richard
Benz. Heidelberg 1925. S. 300ff.

18 Reisebericht des Archidiakon Theodosius (um 518-530) und Bericht eines anonymen Palästinapilgers aus Pia-
cenza (um 570).

19 Die Kultur der Abtei Reichenau. 1. Halbband. Hg. von Konrad Beyerle. München 1925, S. 112ff.; Walter
Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms. 2. Band. Wien 1970, S. 52ff.

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