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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 67
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0067
Der uralte patron der Stadt wäre der heil. Ritter St. Georgius. Er verblibe alzeit derjenige bis 1650, da
Inocentius X., Papst zu Rom, das 13'e jubilaeum gehalten und just die pp. Capuciner ihr Generalkapitel
da hatten und pater Raphael Schachtele quardian zu Frey burg auch beywohnte. So hat er aus sondrem
antrib zu seiner Vatters Stadt die gelegenheit benuzet, ihren (weil sie ohne das haupt eines heil. Lamberts
keine heil, reliquien nicht hatten) einen heil. Leib nebst andren reliquien anzuschaffen. Es gelunge ihme
durch einen seiner heiligkeit Leibquardi-Leutnant, Franz Pfiffer von Altischhoffen, das er von seiner Eminenz
Cardinal Ginetti, des Papstes Generalvicario, aus dem Cemeterio Priscillae den Leib des heil. Alex-
andri geschenkt erhielten mit der gnade, denselben von Rom wegzuführen und selben zu verehren, wem
er will, mit einem öffentlichen Instrument und sigill Cardinal Ginetti versehen und unversehrt der Stadt
Parrkirche überreichet worden ist. - Von dieser Zeit an ist vor beständig statt Georgio Alexander der Stadt
Patron..

Die Bemerkungen Geissingers lassen offen, ob der hl. Georg zu dieser Zeit tatsächlich durch
den „jüngsten" Stadtpatron Alexander ersetzt werden sollte oder ob der hl. Alexander damals
zum dritten Schutzpatron der Stadt erhoben worden ist.

An gleicher Stelle schreibt Geissinger mit Bezug auf die Münsterfahne von 1728, auf der
alle drei Stadtpatrone dargestellt sind, dass jedes Jahr am Kirchweihfest der fahnen des heil.
Georgii zu ewigen angedenken und keiner Vergessenheit seiner offentl. auf dem ehemaligen
Musicantenchor aufgestecket wurde, weil dessen hochschäzung noch alzeit in denen herzen alter
bürger und bürgers Söhnen klostet [glimmt].103

Es ist denkbar, dass auf Grund der besonderen Bedeutung der Reliquienverehrung im 18.
Jahrhundert sowohl Geistlichkeit und Stadtrat als auch die Bürgerschaft ihre Verehrung vor allem
den beiden „jüngsten" Schutzheiligen zuwandten, deren Reliquien sie in kostbaren Behältnissen
im Münster der Stadt vor sich sahen. Bischof Lambert von Lüttich und der Märtyrer
Alexander waren als Schutzpatrone der Stadt im Leben der Gläubigen durch ihre Reliquien
„sichtbar" gegenwärtig. Wenn auf Grund dieser besonderen Zuwendung zu den beiden „jüngsten
" Stadtpatronen die Überlegung aufgekommen sein sollte, dass man damit eigentlich dem
„uralten Patron" Georg unrecht tue, so kommt dies in den Bemerkungen Geissingers zum Ausdruck
. Im 19. Jahrhundert bestätigt dann auch der Domkapitular und Münsterpfarrer Joseph
Marmon:104

Dem hl. Georg, dem bisherigen Patron der Stadt, wurden bei diesem Anlasse [21. September 1651 ] noch
Alexander und Lambertus zugesellt. ... Auf einer gedruckten Fahne vom Jahre 1728 [Prozessionsfahne der
Münsterpfarrei] befinden sich noch die Bildnisse aller drei Stadtpatrone.

Die „Vorläufige Liste der Stadtpatrone in katholischen deutschen Städten der Neuzeit", in
der Klaus Graf im Jahr 2002 die deutschen Städte mit Stadtpatronen für den Zeitraum vom späten
16. Jahrhundert bis zur Gegenwart zusammengestellt hat, enthält für Freiburg im Breisgau

- nach wie vor - die drei Stadtpatrone Georg, Lambert und Alexander.103 Wie die Erfahrungen
der Patrozinienkunde zeigen, war ein echter Wechsel des Stadtpatrons relativ selten; dagegen
kam es immer wieder einmal vor, dass alte Stadtpatrone von „jüngeren" - zumindest zeitweise

- in den Hintergrund gedrängt wurden.106

103 Ebd. Abgedruckt auch bei Müller (wie Anm. 1), S. 15. Vgl. hierzu Storck (wie Anm. 20), S. 14.

104 Joseph Marmon: Unserer lieben Frauen Münster zu Freiburg im Breisgau. Freiburg 1878, S. 96f.

105 Klaus Graf: Maria als Stadtpatronin in deutschen Städten des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Anhang:
Vorläufige Liste der Stadtpatrone in katholischen deutschen Städten der Neuzeit. In: Klaus Schreiner/Marc
Müntz: Frömmigkeit im Mittelalter. München 2002, S. 153f.

106 Diederich (wie Anm. 2), S. 80.

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