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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 68
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Die restlichen, bis heute unbeantworteten Fragen um die Freiburger Stadtpatrone dürfen
nicht nur aus heutiger Sicht beurteilt werden; auch die damals maßgeblichen Kriterien sind angemessen
zu berücksichtigen. Wenn nach Reformation und Säkularisation die ursprünglichen
Beweggründe für die Erhebung des Ritters Georg zum Stadtpatron weitgehend in Vergessenheit
geraten sind und die Verehrung dieses ältesten Stadtpatrons nachgelassen hat, so erinnern
doch heute noch das Georgsbanner sowie die Freiburger Wappen, Siegel und Münzen mit dem
Georgskreuz an die einstige Bedeutung.107 Und für die Freiburger „Reliquienheiligen" Lambert
und Alexander gilt, dass auch nach der veränderten Einstellung zur Reliquienverehrung die
aus dem Geist der Frömmigkeit heraus entstandenen Kunstwerke dieser Stadtpatrone noch
heute geschätzt und in Ehren gehalten werden. Kulturhistorisch ist für Freiburg von besonderer
Bedeutung, dass die Skulpturen und Goldschmiedearbeiten, Tafelbilder und Glasmalereien,
Holzschnitte und Kupferstiche mit den Darstellungen der Stadtpatrone jeweils von berühmten
Künstlern der Zeit angefertigt worden sind; das gilt vor allem für Hans Baidung Grien, Hans
Holbein d.J., Hans Gitschmann gen. von Ropstein, Gregorius Sickinger und wahrscheinlich
auch Johann Christian Wentzinger.

Unabhängig von dem Fragenkreis um die Freiburger Stadtpatrone Georg, Lambert und Alexander
bleibt festzuhalten, dass die Gottesmutter Maria zwar stets als Hauptpatronin des gotischen
Münsters und damit auch als Beschützerin der Stadt Freiburg angesehen und verehrt worden
ist, dass sie aber zu keiner Zeit offizielle Stadtpatronin von Freiburg war.108 In der Glaubenswelt
der damaligen Zeit stand sie als Muttergottes über den Heiligen; sie wurde als
Himmelskönigin verehrt und als Fürbitterin beim „Jüngsten Gericht" angerufen.

Das behandelte Thema könnte abgerundet werden, wenn in Zukunft auch noch die folgenden
Fragen untersucht würden:109

- Welche Bedeutung hatte der erste Stadtpatron von Freiburg für die Entwicklung der sich formierenden
jungen Stadt sowie für die Entstehung der ersten Stadtsiegel und des Stadtwappens
?

-Welche neuen Erkenntnisse verschafft eine Untersuchung der Stadtpatrozinien aus dem
Blickwinkel der Theologie und der Kirchengeschichte, der Rechts- und Verfassungsgeschichte
, der Heraldik, Siegel künde und Numismatik?

- Handelt es sich bei den Freiburger Stadtpatronen um ein „Phänomen gehobener Stadtkultur",
etwa im Hinblick auf bildende Kunst, literarische und musikalische Werke oder liturgische
Formen?

- Ist in Freiburg eine „Desakralisierung" der Stadtpatrone durch Humanismus, Reformation,
Rationalismus oder moderne Lebensformen festzustellen?

- Gibt es von Seiten der Kirchen Bestrebungen, die Stadtpatrozinien neu zu beleben?

- Inwieweit bilden die Stadtpatrone und ihre Attribute auch heute noch einen sichtbaren
Bestandteil des städtischen Lebens?

107 Becker (wie Anm. 3), S. 70

,08 Anderer Ansicht war wohl Clauss (wie Anm. 7), S. 50f. Mit Maria als Schutzpatronin in deutschen Städten hat
sich Graf (wie Anm. 105), S. 125-154, beschäftigt. Vgl. auch Hermann Oechsler: Die Kirchenpatrone in der
Erzdiözese Freiburg. In: Freiburger Diözesan-Archiv 35 NF 8 (1907), S. 162ff., sowie Joseph Sauer: Nachwort
zur Liste der Kirchenpatrone, ebd., S. 218ff.

109 Vgl. dazu die „Forschungsdesiderate" in der Studie von Diederich (wie Anm. 2), S. 79ff.

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