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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 81
(PDF, 57 MB)
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halten je zwei Szenen aus dem Leben des hl. Nikolaus. Zu Füßen des Apostels Andreas sind
rechts und links die knienden Stifterfiguren des Franz Tulenhaupt und seiner Frau Adelheid mit
betend erhobenen Händen und Spruchbändern zu sehen. Das Wappen der Familie Tulenhaupt
ist im Sockel der inneren Fenster angebracht. Die unteren Zonen der äußeren Fensterbahnen
zeigen Bergleute bei ihrer Arbeit unter Tage (vgl. Abb. 10/1) und darunter den Namen DIE-
SELMVOT. Links ist ein Bergmann zu sehen, bekleidet mit einem kurzen, haubenartigen auch
den Kopf bedeckenden, weißleinenen Rock, unter dem der sogenannte Bruch (= Unterbekleidung
) sichtbar wird. Über den Unterschenkeln trägt er Beinlinge und an den Füßen Lederschuhe
ohne Schnürung. Er baut mit zwei Keilhauen Erz aus einem schematisch angedeuteten
Gang ab. In der vierten Bahn arbeiten zwei Bergleute im Füllort am Schacht. Ihre Kleidung
entspricht dem des Bergmannes im ersten Feld, jedoch tragen sie zusätzlich Kappen. Einer der
Bergleute arbeitet in kniender Haltung mit einer kleinen, beidhändig geführten Keilhaue,
während der andere einen Förderkorb aus Weidengeflecht führt, in dem sich gefüllte, lederne
Erzsäcke befinden. Das Seil ist am Bügel des Korbes befestigt und verschwindet in einem angedeuteten
Schacht mit rundem Querschnitt.

Das letzte südliche Lichtgadenfenster zeigt in drei Bahnen die Gestalt Christi mit dem hl. Johannes
links und dem hl. Petrus rechts.28 Alle drei stehen auf Erderhöhungen, unter denen je
ein Bergmann bei der Arbeit unter Tage zu sehen ist (Abb. 10/2 und 3). Unter den Feldern ist
die Inschrift DIS*GVLTEN*DIE9FR0NER*ZEuDEM*SCH0WINSLANT» zu lesen, die auf die
Bergbaubetreiber des Reviers Schauinsland als Stifter verweist. Die Bergleute sind ähnlich gekleidet
wie die im Tulenhaupt-Fenster. Zwei tragen jedoch geflochtene Kappen. Im ersten und
zweiten Unterfeld des Schauinslandfensters arbeiten ein kniender bzw. sitzender Bergmann mit
einer beidhändig geführten Keilhaue. Im Stoß über ihrem Kopf steckt jeweils ein brennender
Kienspan. Im dritten Unterfeld scheint ein Bergmann zwei volle Erzsäcke an den Stoß zu stellen
, wobei er in einer Hand einen Kienspan trägt.

Zu den Darstellungen in den Fenstern des Freiburger Münsters finden sich Vergleiche in der
bergbaulichen Kunst, die mit den Ergebnissen aus den archäologischen Forschungen im
Schauinsland und in anderen mittelalterlichen Bergwerken abgeglichen werden können. Das
Siegel der Stadt Sulzburg von 1283 zeigt einen Bergmann mit geschulterter Keilhaue auf dem
Weg zum Stollen (Abb. 10/4). Ungefähr zeitgleich mit den Fenstern ist das Siegel von Todtnau
aus dem Jahre 1341 (Abb. 10/5). Das älteste erhaltene Siegel der Stadt Zeiring aus dem Jahre
1284 stellt einen Bergmann ähnlich wie in den Münsterfenstern dar (Abb. 10/6 und 7). Zwei
auf 1292 datierte Konsolfiguren aus der Kapelle am Weifesholz im Mansfelder Seekreis zeigen
sitzend arbeitende Bergleute mit einer beidhändig geführten kleinen Keilhaue, in Rock mit
Kapuze und Beinlinge gekleidet und ohne Schuhe (Abb. 10/8). Die Oberbekleidung der mittelalterlichen
Bergleute entspricht äußerlich derjenigen der Handwerker. Der im Tulenhaupt-
Fenster sichtbare Bruch gehörte ebenfalls zur damals gängigen Mode. Weitere Details ergeben
sich aus entsprechenden archäologischen Funden vom Schauinsland und aus anderen Bergbaugebieten
. Ende des 19. Jahrhunderts wurde von Funden „kupferner" Riemenschnallen aus
der Grube Bliesenbach im Bergischen Land berichtet, die heute allerdings nicht mehr erhalten
sind.29 Bronzene Gürtelschnallen sind aus den Grabungen vom Altenberg bei Müsen, vom Birkenberg
bei Bollschweil-St. Ulrich und von Prinzbach bekannt. Funde von Stoffresten sind selten
und ganze Kleidungsstücke aus mittelalterlichen Bergwerken des Schwarzwaldes vollkommen
unbekannt. Im Schauinsland fanden sich unter Tage und auf den Halden mehrere Le-

28 Vgl. Fritz Geiges: Der mittelalterliche Fensterschmuck des Freiburger Münsters. In: Schau-ins-land 59-60
(1933), S. 258.

29 Gerd Weisgerber: Mittelalterliche Berg bau befunde aus der Grube Bliesenbach im Oberbergischen Kreis. In:
Der Anschnitt 48 (1996), S. 2-18, hier S. 16.

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