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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 82
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derreste von Schuhen, die sich jedoch nur grob in den Zeitraum vom späten Mittelalter bis zur
frühen Neuzeit einordnen lassen. Ein vollständiger, mit Stoff ausgefütterter Schuh aus der Zeit
um 1400 wurde in einem Abbau in der Grube Teufelsgrund im Münstertal geborgen.

Gezähe, Handhabung und Arbeitshaltung entsprechen sich ebenfalls in allen Beispielen. Die
Bergleute werden in kniender oder sitzender Haltung und mit einer kleinen beidhändig geführten
Keilhaue arbeitend gezeigt. Das erste Feld des Tulenhaupt-Fensters weicht hiervon ab.
Der Bergmann schlägt hier Keilhaue auf Keilhaue.30 Die Klassifikation der Bearbeitbarkeit von
Gesteinen aus dem 18. Jahrhundert lässt die Vermutung zu, dass in oberen Lagerstättenbereichen
abgebaut wurde.

Archäologische Nachweise für Keilhauenarbeit bestehen aus Arbeitsspuren in den Grubenbauen
und Werkzeugfunden. Die Verwendung von Keilhauen ist außer im römischen auch für
den früh- und hochmittelalterlichen Bergbau anhand von Werkzeugspuren belegt, z.B. für das
10./11. Jahrhundert im Eisenerzbergbau bei Hemer im märkischen Sauerland31 und für das 11.
bis 13. Jahrhundert im Blei-Kupfer-Silberbergbau bei Ramsbeck32. Archäologische Funde sind
aus dem Harz, Polen, dem Lebertal und dem Glottertal bekannt. Sie zeigen eine große Formenvielfalt
, die eine typologische Ordnung nur in Ansätzen zulässt. Die Exemplare aus Polen
und der Fund vom Altenberg bei Sainte-Marie-aux-Mines entsprechen in ihrer Form ungefähr
denen in den Fenstern und auf den Siegeldarstellungen. Sie sind relativ klobig und teilweise
über 2 kg schwer während die Keilhauen aus dem Harz und dem Glottertal schlanker sind und
ein kleines, rechteckiges Auge haben. Sie waren wohl ähnlich gestielt wie später die Bergeisen
. Dies wird auch auf dem Todtnauer Siegel von 1341 deutlich, auf dem der Bergmann Keilhauen
an einem Riemen trägt (siehe Abb. 10/5).

Die in den Münsterfenstern dargestellten Kienspäne sind für den Schauinsland sowohl unter
wie auch über Tage archäologisch belegt. Daneben wurden aber auch Schalenlampen aus Ton
verwendet. Die Erzsäcke werden in der Bergordnung des Johann von Osenberg erwähnt. Auf
dem Tulenhauptfenster ist ebenso wie auf dem im Augustinermuseum Freiburg aufbewahrten
sogenannten Malterer-Teppich von 1320/30 ein geflochtener Korb zu sehen. Auch die Bergbaudarstellung
des Kuttenberger Kanzionales vom Ende des 15. Jhs zeigt noch geflochtene
Förderkörbe und Erzsäcke. Einen Beleg dafür, dass Bergleute in den Körben die Schächte be-
fuhren, gibt es bisher nicht. Zur Teufe der Schächte können keine Angaben gemacht werden.
Für den Altenberg bei Müsen im Siegerland muss mit Schachtteufen von 70 oder sogar 90 m
gerechnet werden.33 Ähnliche Größenordnungen werden für den Treppenhauer in Sachsen angenommen
. Im böhmischen Silberbergbau werden die Teufen am Ende des 13. Jahrhunderts
dagegen auf 120-150 m geschätzt.

Resümierend kann festgehalten werden, dass die Darstellungen der Fenster im Freiburger
Münster die Kleidung und Arbeitsweise der mittelalterlichen Bergleute insgesamt relativ genau
wiedergeben, wie ältere und zeitgleiche Abbildungen, archäologische Funde und Schriftquellen
belegen. Selbst der im Tulenhaupt-Fenster schematisch dargestellte Erzgang entspricht
grob dem Aufbau der Schauinslandgänge.

30 Gerd Weisgerber: Montanarchäologische Untersuchungen auf dem Altenberg - Zum mittelalterlichen Berg-
und Hüttenwesen im Siegerland. In: Bergwerk und Siedlung aus dem 13. Jahrhundert im Siegerland. Bd. 1. Hg.
von Claus Dahm, Uwe Lobbedey und Gerd Weisgerber (Denkmalpflege und Forschung in Westfalen 34).
Bonn 1998, S. 133-219, auf S. 188 ungenau als Schlägel-Eisenarbeit bezeichnet.

31 Ebd., S. 188.

32 Martin Strabburger: Archäologie des Ramsbecker Bergbaus. Veröffentlichungen der Altertumskommission in
Westfalen. In: Bergbau im Sauerland: Westfälischer Bergbau in der Römerzeit und im Frühmittelalter. Hg. von
Reinhard Köhne, Wilfried Reininghaus und Thomas Stöllner (Schriften der Historischen Kommission für
Westfalen 20). Münster 2006, S. 58-82.

33 Weisgerber (wie Anm. 30), S. 194ff.

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