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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 84
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0084
Eine Bergbaukrise im Spätmittelalter?

Die Ergebnisse der archäologischen Arbeiten und der dendrochronologischen Untersuchungen
der Probenreihe aus der Grube Schauinsland spiegeln grob drei Phasen von Bergbauaktivitäten
wider. Die früheste fällt in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts und ist durch neun Hölzer
repräsentiert. Da sich diese in Stollen befanden, die mehrfach in späterer Zeit wieder genutzt
wurden, ist aus dieser frühen Phase relativ wenig Material vorhanden. Von der Mitte des 14.
bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts ließen sich keine Holzbauaktivitäten nachweisen. Die
meisten Holzfunde stammen aus dem 16. Jahrhundert, einer Phase mit reger Tätigkeit, was
auch die Schriftquellen belegen. Im 17. Jahrhundert kamen die Arbeiten wiederum fast vollständig
zum Erliegen. Dieser Zeitabschnitt war geprägt durch den Dreißigjährigen Krieg sowie
die Auseinandersetzungen zwischen den Herrscherhäusern Habsburg und Bourbon Ende des
17. und Anfang des 18. Jahrhunderts.

Für das späte Mittelalter muss jedoch offen bleiben, ob die fehlenden Dendrodaten tatsächlich
als Abbaustop interpretiert werden dürfen, vor allem vor dem Hintergrund des 1372 abge-
fassten Diesselmuoter Weistums. Zumindest für das Todtnauer Revier kann anhand der Schriftquellen
ein Rückgang in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts attestiert werden. Im Urbar
von St. Blasien werden 1352 noch 23 Erzmühlen, ein Würkhof und vier Sägemühlen genannt.34
Infolge des Erdbebens vom 18. Oktober 1356 ereignete sich ein Grubenunglück, dem 300
Bergleute zum Opfer gefallen sein sollen.35 Im Urbar von 1374 wird die Verringerung der Betriebe
durch folgende Aussage deutlich: Man sol och wissen, das noch vil Hoefe und Mulina
in den alten Roedeln geschrieben stant, die ieczo wuest ligent.36 Jedoch war auch Ende des 14.
Jahrhunderts der Bergbau noch so bedeutend, dass Lieferungsverträge für Münzsilber mit der
Nordschweizer Prägestätte in Zofingen abgeschlossen werden konnten. Die dort gemünzten
Pfennige bestanden 1371 und 1379 aus Todtnauer Silber.37 Die Grube zer Bach wurde 1396
durch den Grafen von Freiburg verliehen.38 1 43 8 gaben sich die Gewerken von Todtnau eine
Ordnung, 1464 eine Wald- und Bergordnung. Herzog Sigismund erließ 1479 den Gruben im
Elsass, Sundgau, Breisgau und auf dem Schwarzwald mit Ausnahme derer in Todtnau für vier
Jahre alle Abgaben. Auch im Münstertal scheint sich eine Kontinuität durch ein Dendrodatum
von 1406 aus einem Abbau in der Grube Teufelsgrund gut 200 m unter der Oberfläche anzudeuten
. Im Fall der Bergwerke im Schauinsland waren eventuell die oberflächennahen reichen
Lagerstättenteile abgebaut und/oder die Erze wiesen insgesamt geringere Gehalte als in den
Nachbarrevieren auf, so dass sich weitere Investitionen in der wirtschaftlich und auch politisch
angespannten Zeit nicht mehr lohnten. Den Grundherrschaften in den Revieren war bekannt,
dass der Bergbau nur eine relativ kurzzeitige Blüte erlebte, wie an den Auflagen St. Blasiens
für den Bau einer Kapelle in Todtnau durch die Bergleute 128339 und dem Oberrieder Dingrodel
von 129640 deutlich wird.

Die historisch postulierten Unterbrechungen im spätmittelalterlichen Bergbau werden häufig
mit der Pest in Verbindung gebracht. Ein Pestzug ist für Freiburg 1349 belegt, ohne dass

GLA, 66/7213.

35 Rainer Slotta: Technische Denkmäler in der BRD. Bd. 4: Metallerzbergbau, Teil II. Bochum 1983, S. 1308f.
GLA, 66/7214.

37 Slotta (wie Anm. 35), S. 1308.

38 GLA, 11/491.

w GLA, St. Blasien 4635 von 1288.

40 StadtAF, AI XVIa Kloster Oberried, Dingrodel von 1296, Fassung von 1395. Vgl. Hefele (wie Anm. 16), Nr.
197.

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