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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 92
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Wirklich nicht? Bereits Honemanns Hinweis auf jenen Wernherus Tünger, in dessen Person
uns angeblich „sicher ein Verwandter des Augustin Tünger" begegnet und der im Jahr 1469 Antonius
von Pforr im Amt des Dekans von Endingen nachfolgte, stimmt misstrauisch, wäre doch
- baute man dieses Argumentationsmodell konsequent weiter aus - zum Zeitpunkt von Antons
Resignation ein Amtsnachfolger auf den Plan getreten, der aus dem schwäbischen Endingen
stammte, dann jedoch in der gleichnamigen Stadt das entsprechende Dekanat übernommen
hätte - ein merkwürdiger Zufall, an den man nicht recht glauben mag. Mehr noch: Wernher
Tünger wäre, worauf Honemann selbst implizit hinweist,12 zu Beginn des Jahres 1469 in seiner
bisherigen Funktion als rector ecclesie in Saspach in Erscheinung getreten, was auf nichts
anderes als auf die geistliche Würde des Kirchherrn des unweit der Stadt Endingen gelegenen
Kaiserstuhldorfes Sasbach (heute an der deutsch-französischen Grenze) zu beziehen ist.13 Liegt
es da, so möchte man meinen, angesichts der zum genannten Zeitpunkt wohl schon seit längerem
bestehenden Verbindung Wernhers zum Raum Endingen insgesamt nicht näher, die Heimat
sowohl des Sasbacher Kirchherrn Wernher als auch seines „sicheren" Verwandten Augustin
statt im schwäbischen Dorf Endingen in dem gleichnamigen Landstädtchen zu vermuten
und konsequenterweise auch die Beziehungen Antons von Pforr zu Augustin Tünger auf eine
persönlichere Ebene zu bringen, als dies im bisherigen Verlauf der Forschungsgeschichte geschehen
ist?

Der in den folgenden Abschnitten zu unternehmende Versuch einer biographischen Vernetzung
der Familien von Pforr und Tünger scheint auf den ersten Blick eher abwegig, begegnet
uns in der Person Antons von Pforr doch nicht nur ein Mitglied einer wohlhabenden und politisch
einflussreichen Familie, die in Breisach am Rhein ansässig war, sondern auch ein Mann,

Karl Wild: Die Entwicklung Endingens von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters. Diss. phil. Endingen
1928. Belege zu den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Schreibformen des Stadtnamens finden sich
in: Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden. Hg. von der Badischen Historischen Kommission.
Bearb. von Albert Krieger. Bd. 1-2. Heidelberg 21903-1905, hier Bd. 1, Sp. 509-514.

12 Dies geht aus der bei Honemann (wie Anm. 3), S. 682f., Anm. 8, erfolgten Bezugnahme auf Geissler (wie Anm.
9), S. 148 (zum Jahr 1469), hervor, die ihrerseits basiert auf: Fridrich Pfaff: Anthonius von Pforr und sein Buch
der Beispiele der alten Weisen. In: Schau-ins-Land 24 (1897), S. 29-46, hier S. 35 und 46, Anm. 52. Pfaff seinerseits
gibt als Quelle die Handschrift Freiburg, Erzbischöfliches Archiv, „Protocoll. proclamat. et investitur. de
annis 1469-74 Bl. lb" an, was sich auf die heute noch ebd. lagernde Archivalie Ha 108 (= Protocollum procla-
mationum et investiturarum; Zeitraum: 1479-1485) bezieht. Eine ausführliche Auswertung dieser Archivalie erfolgt
in dem bereits erwähnten Standardwerk von Krebs (wie Anm. 10), S. 219-222, hier S. 219 (siehe auch den
Verweis in ebd., S. 748).

13 Zu diesem Amt siehe auch die weiteren Ausführungen des vorliegenden Beitrags. Historische Zeugnisse zur Geschichte
Sasbachs finden sich im Topographischen Wörterbuch (wie Anm. 11), Bd. 2, Sp. 796f. Ebd., Sp. 797,
wird übrigens ein Beleg aufgeführt, wonach im Jahr 1493 ein Gervasius Sauffer das Amt des Kirchherrn von Sasbach
verliehen bekam (Die Quellenangabe ebd. bezieht sich auf die Edition: Registra subsidii charitativi im
Bisthum Konstanz am Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Hg. von Franz Zell und M. Burger.
In: FDA 24 (1895), S. 183-237, hier S. 208). Der Genannte dürfte mit einem in der Pforr-Forschung bereits bekannten
Breisacher Kaplan identisch sein, in dem ich einen nahen Verwandten des gleichnamigen Humanisten
vermute, der um 1490 geboren wurde und im Jahr 1556 starb. Vgl. Michael Bärmann/Michael Prosser:
Antonius von Pforr und Markgraf Rudolf IV. von Hachberg: Ein neuaufgefundenes Lebenszeugnis zum Verfasser
des Buches der Beispiele. In: Daphnis. Zeitschrift für Mittlere Deutsche Literatur und Kultur der Frühen Neuzeit
31 (2002), S. 33-54, hier S. 45, Anm. 35. Weiter: Hans Schadek: „Daß die Jugendt reich und arm ... truw-
lich underwisen werde". Die Freiburger Schulen von ihren Anfängen bis zum Ende der habsburgischen Herrschaft
. In: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Bd. 2: Vom Bauernkrieg bis zum Ende der habsburgischen
Herrschaft. Hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek. Stuttgart 1994, S. 461-481 und 577-581, hier S. 464f.;
Leo Wohleb: Gervas Sauffer und die älteste Ordnung der Lateinschule in Freiburg i.Br. In: ZGO 79 NF 40
(1927), S. 461-494, bes. S. 465, Anm. 3; Ders.: Die Freiburger Lateinschulordnung des Humanisten Gervas Sauffer
(1518). In: Zeitschrift für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts (Neue Folge der „Mitteilungen der
Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte") 15 (1925 [1927]), S. 1-16.

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