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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 95
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0095
So viel zunächst in gebotener Kürze zum Leben und Wirken Wernher Tüngers. In der Person
seines mutmaßlichen Verwandten Augustin begegnet uns allem Anschein nach ein Vertreter
einer wesentlich jüngeren Generation: Wie die Forschung ermitteln konnte, wurde der Autor
der „Fazetien" im Jahr 1455, also möglicherweise erst rund zwei Menschenalter nach Wernher
, geboren,30 in jenem Jahr also, in dem Antonius von Pforr erstmals als Dekan von Endingen
bezeugt ist.31 Über Augustins Kindheit und Jugend liegen bislang keinerlei nähere Informationen
vor. Immerhin wissen wir, dass er im Wintersemester 1467/68, also nicht lange vor dem
Ausscheiden Pforrs aus der Endinger Dekanatsverwaltung und dem Amtsantritt Wernher Tüngers
(1469), an der Universität Erfurt, einem für Südwestdeutsche eher ungewöhnlichen Studienort
, immatrikuliert wurde.32 Nicht zu Unrecht weist Honemann daraufhin, dass der junge

den Ort Weisweil (Dorf westlich von Kenzingen, nördlich des Kaiserstuhls) bzw. auf das Amt des dortigen Kirchherrn
nochmals das Ableben Wernher Tüngers vermerkt wird. Zum Tod Antons von Pforr (20. Oktober 1483)
siehe besonders Geissler (wie Anm. 9), S. 154. sowie Pfaff (wie Anm. 12), S. 36. Der Vollständigkeit halber
möchte ich an dieser Stelle bemerken, dass es mir trotz intensiver Bemühungen bislang nicht gelungen ist, das
ebd. erwähnte sogenannte „Calendarium seu Liber animarum", das sich Pfaff zufolge in Breisach befinden soll,
aufzuspüren. Dank der seitens der Breisacher Kirchenbehörden bereitwillig gewährten Einsichtnahme in die z.
Zt. im Stadtpfarramt St. Stephan lagernden Standesbücher konnte ich jedoch immerhin das im Jahr 1881 entstandene
Manuskript „Haupt=Ausweis über gestiftete Anniversarien u. hl. Messen in der Pfarrei Alt=Breisach"
einsehen, das u.a. aus der genannten Archivalie schöpft, an 216. Stelle auch Antonius von Pforr als Stifter namentlich
aufführt, dessen Todesjahr mit 1483 angibt und dessen Anniversarstiftung kurz zusammenfasse

30 Das Geburtsjahr ergibt sich aus Fazetie Nr. 38; siehe: Augustin Tüngers Facetia? (wie Anm. 2), S. 54f. und 128f.
In diesem Textstück berichtet der Autor, er sei 1478 (im Jahr seiner Eheschließung mit einer bislang nicht näher
identifizierten Clara!) 23 Jahre alt gewesen. Wernher Tünger könnte beispielsweise ein Großonkel Augustins gewesen
sein. Kurrus (wie Anm. 16), S. 378, vermutet in Wernher einen „Oheim" Augustins.

31 Siehe Geissler (wie Anm. 9), S. 146. Näheres zu den einschlägigen Quellen findet sich neuerdings in: Michael
Bärmann: Antonius von Pforr und Matthäus Hummel: Zwei gelehrte Autoren des 15. Jahrhunderts im Spiegel
historischer Zeugnisse. In: Daphnis. Zeitschrift für Mittlere Deutsche Literatur und Kultur der Frühen Neuzeit
29 (2000), S. 37-59, hier S. 57ff.

32 Siehe wieder Honemann (wie Anm. 3), S. 682f, Anm. 8; Nachweis: Acten der Erfurter Universitaet. Hg. von der
Historischen Commission der Provinz Sachsen. Bearb. von J. C. Hermann Weissenborn. T 1: 1. Päpstliche Stiftungsbullen
; 2. Statuten von 1447; 3. Allgemeine Studentenmatrikel, erste Hälfte (1392-1492) (Nachdruck der
Ausgabe Halle 1881 [Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 8.1]). Nendeln 1976, S.
323-326, hier S. 325, Sp. 2, Z. 44: Augustinus Tunger de Endingen 18 gr. Hierzu vgl. Von Keller (wie Anm.
5), Sp. 136, wo unter Berufung auf Recherchen von M. Boxberger von 23 Groschen die Rede ist und als Tag der
Immatrikulation der 17. November 1467 angegeben wird. Auf Tüngers Studienzeit in Erfurt geht wohl auch Fazetie
Nr. 10 zurück. Dieses Textstück berichtet von einer Begebenheit, die Maister Hanns von Coburg, einem
maister der hohen schuol ze Erdfurt widerfahren sein soll. Text: Augustin Tüngers Facetiae (wie Anm. 2), S. 19
und 91. Dasselbe gilt vermutlich für Fazetie Nr. 14 (ebd., S. 23 und 96) sowie für Nr. 47 (ebd.. S. 67f. und 143f),
in der Tünger Johannes Peck von Marchpurg uß Hessen als seinen maister in der kunst grammatic in der hohen
schuol Ertfurt auftreten lässt. Darüber hinaus sei auf Fazetie Nr. 7 (ebd., S. 16 und 87) hingewiesen, in der Tünger
Felix Hemmerlin (um 1388/89-um 1458/61) erwähnt. Der Genannte studierte gemäß Honemann (wie Anm.
3), S. 682, Anm. 7, in Erfurt, allerdings bereits lange Zeit vor Tünger. Zu Hemmerlins Leben und Werk siehe
neuerdings auch Michael Bärmann: Helden unter Bauern: Versuch zu Heinrich Wittenwilers „Ring". In: Schriften
des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 119 (2001), S. 59-105, hier S. 68ff. (mit Literaturangaben
). Der Vollständigkeit halber sei daraufhingewiesen, dass die Erwähnung Hemmerlins in den „Fazetien
" sowohl in der lateinischen als auch in der deutschen Fassung zunächst mittels des Namens „Heinrich
Hemmerlin" erfolgt und erst über eine in der Handschrift vorgenommene Korrektur des Vornamens die korrekte
Zuweisung zugunsten Felix Hemmerlins gewährleistet wird. Möglicherweise verwechselte Tünger (oder der
Schreiber der Handschrift) den streitbaren Zürcher Chorherrn mit einem Kleriker Heinrich Hemmerlin (nachgewiesen
als: Magister Artium, Lizentiat der Rechte, Doktor, Sachwalter/Prokurator/Advokat, Vizevikar), der seit
1424 u.a. im Umfeld des bischöflichen Hofes von Konstanz bezeugt ist. Hierzu siehe etwa die entsprechenden
Registereinträge zu den „Regesta Episcoporum Constantiensium" (wie Anm. 22) sowie: Regesta Episcoporum
Constantiensium. Regesten zur Geschichte der Bischöfe von Konstanz. Hg. von der Badischen Historischen
Kommission. Bd. 3: 1384-1436. Bearb. von Karl Rieder. Innsbruck 1926. Daneben ist aber auch noch ein Priester
namens Heinrich Hemmerlin im Jahr 1479 als Priester von Hard (bei Bregenz am Bodensee) urkundlich be-

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