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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 98
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Stelle in Endingen: Gervasius/Vasius von Pforr, ein zwischen 1523 und 1532 verstorbener
Neffe (oder Großneffe?) des Antonius, der bereits im Jahr 1490 als Altbürgermeister von
Breisach bezeichnet wird und auch 1516 wieder als Bürgermeister der Stadt erscheint,43 war in
Endingen nicht nur begütert, sondern hat sich auch auf einer Wappenscheibe, die als Glasgemälde
1529 in ein Fenster des gerade zwei Jahre zuvor erbauten Endinger Rathauses eingelassen
wurde, als Stifter verewigen lassen.44

Stellt man die Frage nach der Kontinuität, sollte man auch den Raum Konstanz nicht außer
Acht lassen, wo bereits im 15. Jahrhundert immer wieder humanistisch ausgerichtete Persönlichkeiten
nachweisbar sind, ohne dass jedoch von einem „Humanistenkreis" im eigentlichen
Sinn die Rede sein kann.45 Auch für Antonius von Pforr sind verschiedentlich Beziehungen zu
Konstanz nachweisbar, ist er doch etwa im Jahr 1470 mehrfach als Rat {consiliarius) des Bischofs
Hermann von Breitenlandenberg (1410-1474, Bischof 1466-1474)46 nachweisbar und
agiert 1472 sogar als dessen Vertreter.47 Hinsichtlich des sich hier abzeichnenden Personengeflechts
dürfte eine weitere Sichtung und Auswertung der zahlreichen auf uns gekommenen
Quellenzeugnisse mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit neue Resultate auch zur
Entwicklung des südwestdeutschen Frühhumanismus zutage fördern.

Anhang I: Augustin Tüngers Hinweis auf seinen Geburtsort Endingen

in Fazetie Nr. 18 (deutsche Fassung)

In der stat Endingen, dannen ich pürtig bin, nam ain alter man ain gar hüpsche junge dochter
von sechczehen jaren, und wann der man etwas gaistlich was, als er die ersten nacht der lieby
mit ir pflegen wolt, lernet er die dochter, die er maint, wenn sy noch jung were, ringclich zuo
guotem oder bösem gebogen werden mögen, sölichs nicht zymen, es were dann sach, das al-
wegen vor ir yedes ain Pater - noster gebettet hette. Und wenn sy dise gewonhait also etwo lang
bruchten, ward der alt am letsten müd, damit er betten und mit dem wyb schimpfen etwa lang
ruowet, das die dochter anfangs wundert, wann er sich zum ersten also girlich gen ir bewyst
hat, als ob im ir nicht gnuog möcht werden, und maint das wyb, es were villicht des schuld, das
er nicht dar an gedächt, und were villicht not, das si in dar - an manete, und vieng an und kust
und hielß den man unnd fragt in, wenn sy mer betten weiten, da-mit, das sy offenlich sich schämet
, under der gestallt gaistlichait tet haischen.

43 Die dem gleichnamigen Bruder Antons von Pforr im Oberbadischen Geschlechterbuch (wie Anm. 29), S. 86ff.,
hier S. 87, zugewiesenen Daten sind wohl nicht korrekt - oder sollte Gervasius den Dichter um mehr als vier
Jahrzehnte überlebt haben? Man wird in dieser Person vielmehr ein Mitglied einer jüngeren Generation vermuten
dürfen.

44 Hierzu siehe neuerdings wieder Volkhard Huth: Die „von Pforr". Ein regionalhistorisches Puzzle. In: Pfohren
- Das erste Dorf an der jungen Donau. Aus der Geschichte einer Baargemeinde. Hg. von Ernst Zimmermann.
Donaueschingen 2001, S. 38-50, hier S. 46, der u.a. darauf hinweist, dass das Glasgemälde der Werkstatt des el-
sässischen Künstlers Hans Gitschmann von Ropstein entstammt, der auch die großen Glasgemälde im Freiburger
Münsterchor geschaffen hat. Weiter: Karl Kurrus: Wappenscheiben im Endinger Rathaus - Stadtwappen,
Stadtsiegel und Stadtfahnen - und das Kaiserstühler Heimatmuseum. In: Endingen am Kaiserstuhl (wie Anm.
11), S. 609-622, hier S. 611 (Abb. 179) und S. 614.

45 Einzelnes hierzu etwa bei Honemann (wie Anm. 2), Sp. 1147; Honemann (wie Anm. 3), S. 682-685; Maurer
(wie Anm. 2), S. 155-166; Kramml (wie Anm. 1), S. 128 und 130 (jeweils mit Literaturangaben).

46 Zu Hermanns Episkopat siehe wieder Bischof u.a. (wie Anm. 1), S. 358ff.

47 Siehe Georg Wieland: Ratsgremien und Hofgericht in der weltlichen Zentralverwaltung. In: Die Bischöfe von
Konstanz (wie Anm. 1), S. 160-178 und 442, hier S. 162. Zugriff auf eine ganze Reihe von Zeugnissen bietet
wieder die Regestensammlung bei Geissler (wie Anm. 9), S. I49ff. (betrifft: 1470 und 1472).

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