Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 104
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Buchdruckers und Korrektors Johannes Beckenhaub gewesen sein".21 Karl Falkenstein führt
dies auf die gemeinsame Herkunft als Mentzer, als Mainzer bzw. aus dem Rheingau zurück.
Johannes Beckenhaub ist der Herausgeber von Petrus Lombardus, „Sententiarum libri IV" mit
dem Kommentar von Bonaventura, die Anton Koberger in Nürnberg 1491 edierte22 und die Kilian
Fischer zwei Jahre später nachdruckte. Ein Studium Kilian Fischers ist nicht nachzuweisen
, der Druck lateinischer Werke setzt jedoch entsprechende Sprachkenntnisse Fischers voraus
, die in einer Lateinschule erworben wurden. Ferdinand Geldner vermutet, dass Kilian Fischer
als Drucker in Basel ausgebildet wurde, denn er hatte in seiner Freiburger Zeit mit dem
dortigen Buchführer Wolfgang Lachner gute Geschäftsbeziehungen, nahm die Hilfe des
Druckers Michael Furter in Anspruch und zog später nach Basel. Dort erwarb er 1495 das Bürgerrecht
und trat in die Safranzunft, die renommierte Zunft der Krämer, ein.23 In Basel ist er in
einigen Prozessen wegen offener finanzieller Forderungen und wegen eigenen Schulden gerichtlich
greifbar; ebenso wegen einer Schlägerei mit seinem Kollegen, dem Drucker Heinrich
von Riehen, die auf dem Weg nach Freiburg stattgefunden hat.24 Nach 1499 sind keine Nachrichten
über ihn selbst erhalten. Zuletzt kämpfte der ehrbare Meister Jakob vom Pfortzheyn vergeblich
um 68 Gulden, die Kosten für das Sittener Brevier, so wyland Kilian Vischer der Buchdrucker
Meister Jakoben by dem Druck des Breviers in Wallis schuldig.25

Die Drucke Kilian Fischers

Als „vermutlich erster Freiburger Druck" erscheint „nicht nach 1491" aus der Offizin Kilian
Fischers eine Predigtsammlung sechs ausgewählter Predigten von Ephrem dem Syrer (303-
373) in lateinischer Sprache,26 die Kilian Fischer zusammen mit der „Rhetorica Divina" des
Pariser Bischofs Guillelmus Alvernus27 herausgab. Im gleichen Jahr 1491 druckt Kilian Fischer
eine vollständige „Biblia latina".28 Die notwendigen Vorarbeiten lassen auf die Einrichtung
der Freiburger Buchdruckerwerkstatt im Jahr 1489 schließen.29 Diese lateinische Version
der Bibel, die auf die Übersetzung des heiligen Hieronymus (347-419) aus dem Hebräischen
und Griechischen zurückging, fand in der Fassung eines neu rezensierten Normaltextes der sogenannten
Pariser Bibel mit der Kapiteleinteilung des Pariser Magisters Stephan Langton (gestorben
1228) weite Verbreitung und war auch die Grundlage der Gutenbergbibel.30 Diese lateinischen
Bibeln dienten vor allem als Lektionar für den Gottesdienst und zur Lektüre in den
Klöstern. Die lateinische Sprache schränkte die Lektüre bei den Laien ein. Die Ausgabe war
so erfolgreich, dass nach drei Jahren ein Nachdruck erfolgte.

Das Hauptwerk der Werkstatt von Kilian Fischer ist die Ausgabe der Sentenzen des Petrus
Lombardus, die er in zwei verschiedenen Versionen herausgab. Der in der Nähe der lombardi-

graphie 7 (1877). S. 77; Ludwig Klaiber: Buchdruck und Buchhandel in Freiburg i.Br. Freiburg 1949; Hans
Bockwitz: Berühmte Drucker und Verleger der Inkunabelzeit. In: Börsenblatt NF 4 (1948). Nr. 30, Sp. 1296f.:
Sack (wie Anm. 3), S. 45; Ernst Vouilleme: Die deutschen Drucker des fünfzehnten Jahrhunderts. Berlin 1922.
S. 68.

21 Kelchner (wie Anm. 20), S. 77f.

22 Petrus Lombardus: Sententiarum libri IV. Kommentar S. Bonaventura. Hg. von Johannes Beckenhaub. Nürnberg
, nach dem 2. Februar 1491 (Universitätsbibliothek Freiburg, Ink. 4° K 4397).

23 Stehlin (wie Anm. 19), Nr. 1274 und 1309.

24 Ebd., Nr. 912.

25 Ebd., Nr. 1068 und 1879.

2« Ephrem Syrus: Sermones selecti. Freiburg, nicht nach 1491 (Sack [wie Anm. 11], Nr. 1359; ISTC ie00044000).
27 Guillermus Alvernus: Rhetorica Divina. Freiburg, nicht nach 1491 (Sack [wie Anm. 11], Nr. 1704; ISTC
ig00714000).

2* Biblia latina. Freiburg 1491 (SACK [wie Anm. 11], Nr. 648; ISTC ib00590000).

29 Vouilleme (wie Anm. 20). S. 68.

30 Ernst Würthwein: Der Text des Alten Testaments. Stuttgart 1973, S. 93ff.

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